KommentarJob-Kahlschlag

Teslas Rausschmiss aus dem Auto-Olymp

Der von Tesla angekündigte Stellenabbau ist nur ein Symptom des ursächlichen Problems. Der E-Auto-Pionier hat seinen Vorsprung verspielt und bei neuen Produkten zu oft aufs falsche Pferd gesetzt.

Teslas Rausschmiss aus dem Auto-Olymp

Tesla

Rausschmiss aus dem Auto-Olymp

Von Sebastian Schmid

Der Elektroautobauer Tesla muss den Auto-Olymp verlassen und ist endgültig unter den Sterblichen angekommen. In einer internen Mail hat CEO Elon Musk verkündet, dass weltweit mindestens 10% der insgesamt rund 140.000 Stellen wegfallen sollen. Der Schritt, der „getan werden muss“, ist auch ein Eingeständnis von Musk, dass die jüngste Wachstumsdelle keine momentane Anomalie ist. Der Markt für Elektroautos geht in vielen Ländern durch eine schwierige Phase, und der für seine Innovationsfreude gerühmte E-Auto-Vorreiter hat keine Antwort parat – außer eben, auf die Kostenbremse zu treten.

Entsprechend reagierten die Anleger wenig begeistert auf die Sparanstrengungen. Die Aktie verlor am Montagmorgen in New York knapp 3% auf etwas unter 166 Dollar. Damit schrumpfte die Börsenbewertung um 17 Mrd. auf „nur noch“ 527 Mrd. Dollar. Verglichen mit anderen Autobauern ist der US-Konzern noch immer extrem hoch bewertet. Toyota bringt es umgerechnet auf 370 Mrd. Dollar. Der am höchsten bewertete deutsche Autokonzern Mercedes-Benz schafft es noch nicht einmal auf 90 Mrd. Dollar.

Mit anderen Worten: Das Rückschlagpotenzial für die Tesla-Aktie bleibt enorm, auch wenn der derzeitige Kurs von den Rekordhöhen von rund 400 Dollar im Jahr 2021 bereits weit entfernt ist. Teslas Problem ist vor allem, dass der technologische Vorsprung schmilzt wie Schnee in der April-Sonne. Die Bestseller Model 3 und Model Y basieren trotz Facelift auf jahrealten Designs. Die implizit versprochene Sprunginnovation im autonomen Fahren lässt auf sich warten. Und die neuen Modelle Cybertruck und der Lastwagen Semi sprechen ein Nischenpublikum an. Derweil sind für Model 2 und Model Q, die noch einmal günstiger werden und Marktanteile gewinnen sollen, noch immer keine Verkaufsstarts absehbar. Zuletzt hieß es sogar, die Projekte könnten eingestellt werden. Tesla läuft Gefahr, im E-Auto-Wettrennen vom Wettbewerb überrollt zu werden. Der US-Konzern ist zwar längst noch nicht abzuschreiben. Die Wachstumsstory der vergangenen Jahre kann Musk aber vorerst begraben.

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