KommentarLuftverkehr

Überraschungsgast an Bord von SAS

Air France-KLM steigt als Überraschungsgast bei SAS ein, zum Nachteil der Lufthansa, die dadurch ihren Bündnispartner verliert. Dabei muss es nicht bleiben, denn die Konsolidierung europäischer Airlines hat gerade erst begonnen.

Überraschungsgast an Bord von SAS

Airlines

Überraschung an Bord

Von Gesche Wüpper

Sie war von Branchenkennern eigentlich im Süden erwartet worden. Doch jetzt geht die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM als Überraschungsgast bei SAS in Skandinavien an Bord. Zusammen mit dem Finanzinvestor Castlelake und dem dänische Investmentfonds Lind Invest steigt sie ins Kapital der angeschlagenen Airline ein.

Air France-KLM hat nie einen Hehl daraus gemacht, bei der jetzt nach dem Ende der Coronakrise in Europa beginnenden Konsolidierung der Luftverkehrsindustrie eine aktive Rolle spielen zu wollen. Konzernchef Ben Smith hatte jedoch öffentlich TAP Air Portugal und nicht SAS schöne Augen gemacht.

Mit dem jetzt beschlossenen Einstieg kann er nun seinen ersten Sieg in dem europäischen Übernahmepoker einfliegen. Vor allem aber gelingt Air France-KLM damit eine Revanche gegenüber ihrer deutschen Rivalin Lufthansa, die ihr ITA Airways vor der Nase weggeschnappt hat.

SAS hat zwar letztes Jahr Gläubigerschutz in den USA beantragt, ist jedoch mit einem Umsatz von 2,73 Mrd. Euro im letzten Jahr und 17,9 Millionen Passagieren doppelt so groß wie die Nachfolgerin von Alitalia. Durch die Investition von gerade mal 144,5 Mill. Dollar realisiert Air France-KLM eine strategische Transaktion, die ihr ermöglicht, wichtigster industrieller Partner von SAS zu werden.

Der Aktionärspakt ermöglicht der Airline auch, die Beteiligung von zunächst maximal 19,9% weiter aufzustocken, wenn SAS wieder auf die Beine gekommen ist. Das ist mehr als wahrscheinlich, da der Restrukturierungsplan auf gutem Wege ist und sich die Schulden nach Beendigung des Chapter-11-Verfahrens verringern dürften.

Den Nachteil dabei hat Lufthansa, die mit dem Bündnispartner SAS Strecken zwischen Deutschland und Skandinavien gemeinsam betreibt. Denn SAS wird das Airline-Bündnis Star Alliance verlassen und sich stattdessen dem Sky Team von Air France-KLM anschließen. Durch den Einstieg bei SAS kann die französisch-niederländische Airline nicht nur ihre Präsenz in Nordeuropa deutlich ausbauen. Analysten erwarten auch, dass sie ihren Marktanteil bei Transatlantikstrecken von 9% auf 11% steigern kann.

Dabei muss es nicht bleiben. Die portugiesische Regierung hat die Privatisierung von TAP eingeleitet. Und Air-France-KLM-Chef Smith wird nicht müde zu betonen, wie gut sich das Südamerika-Geschäft beider Gruppen ergänze. Die Konsolidierung der Airline-Industrie in Europa steht erst am Anfang..

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.