Deutsche Versicherer unter der ESG-Lupe
Versicherer unter
Nachhaltigkeits-Lupe
Zielke Rating analysiert ESG-Leistung von 51 Unternehmen
wbr Frankfurt
Die ESG-Analyse von Zielke Rating bewertet die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Versicherer. Die Analyse von 51 Unternehmen ergibt ein gemischtes Bild. Fortschritten beim Abbau von CO2Emissionen stehen Defizite bei Scope-3-Daten und sozialer Transparenz gegenüber.
Zielke Rating hat die Nachhaltigkeitsleistung deutscher Versicherer analysiert. Die Studie bewertet insgesamt 51 Versicherungsunternehmen anhand ihrer öffentlich zugänglichen Nachhaltigkeitsberichte. Die Ergebnisse zeigen Licht und Schatten in den Nachhaltigkeitsbemühungen der Branche. Zielke beschäftigt sich seit drei Jahrzehnten mit der Analyse von Reporting und gehört auch bei der Analyse Nachhaltigkeitsberichterstattung zu den Pionieren in Deutschland.
Im Bereich Umweltmanagement liegt der Fokus auf CO2-Reduktion und der Integration ökologischer Kriterien in die Kapitalanlagen. Erfreulich ist aus Sicht von Zielke, dass fast alle analysierten Unternehmen konkrete Maßnahmen zur CO2-Minderung dokumentieren. Besonders positiv falle die Gothaer mit der höchsten Punktzahl im Umweltbereich auf. Trotzdem blieben Schwächen, insbesondere bei der Veröffentlichung von Scope-3-Daten (Emissionen aus der Lieferkette). Auf diese Emissionen entfallen nach Angaben von Zielke rund 90% der CO2-Bilanz, weshalb die Nachhaltigkeitsanalysten sie künftig verstärkt analysieren werden.
Rückschritte bei Transparenz
Die Analyse der sozialen Dimension offenbarte Zielke zufolge eine Verschlechterung der Transparenz. Vermutlich nicht ohne Grund. So weisen lediglich 37% der analysierten Berichte Frauen in Vorständen aus. Auch das Thema Inklusion – wie Maßnahmen für Mitarbeitende mit Behinderung – werde oft nur oberflächlich behandelt.
Positiv hervor hebt die Studie in diesem Zusammenhang die beiden Großkonzerne Axa und Zurich. Sie hätten sowohl mit Blick auf soziale Initiativen als auch hinsichtlich der Transparenz Höchstwerte erzielt. Branchenweit sei die Schwerbehindertenquote der Branche leicht rückläufig. Mit durchschnittlich 5,8% liegt sie demnach nur knapp über der gesetzlichen Mindestquote von 5%.
Uneinheitliche Fortschritte
Ein gemischtes Bild zeichnet der Bereich Unternehmensführung. Während einige Versicherer ihre Nachhaltigkeitsverantwortung stärker im Management verankerten, kritisiert die Studie, dass die Berichte weniger offensiv publik gemacht würden. So sei der Anteil der Unternehmen, deren Nachhaltigkeitsberichte leicht auffindbar seien von 92% auf 88% gesunken. Axa konnte dank klarer Strategien und einer transparenten Governance die Spitzenposition im Zielke-Rating verteidigen.
Regulatorik als Treiber
Aus Sicht der Studienautoren werden die kommenden Jahre in Sachen ESG entscheidend sein. Treiber hierfür ist die Regulatorik. Denn die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fordert von den Unternehmen umfassendere Daten. Die Integration von ESG-Kriterien in Kapitalanlagen und Versicherungsprodukte wird damit zentraler Bestandteil zukünftiger Bewertungen, wie die Studie betont.
Insgesamt zeigt die Studie, dass einige Versicherer – wie Axa, Baloise und Gothaer – als ESG-Vorreiter auftreten, während ein großer Teil der Branche noch Defizite in puncto Transparenz aufweist. Die wachsenden Anforderungen und die Dringlichkeit globaler Klimaziele machten eine aktive ESG-Strategie unerlässlich, schreibt Zielke Rating. Schließlich sei Nachhaltigkeit nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern auch eine gesellschaftliche Verantwortung.