Stahlhersteller unter Druck

Großaktionär peilt Offerte für schwächelnde Salzgitter an

Der Stahlkonzern Salzgitter muss sich möglicherweise auf eine Übernahmeofferte durch seinen größten Aktionär einstellen. Anleger reagieren schon erfreut.

Großaktionär peilt Offerte für schwächelnde Salzgitter an

Großaktionär peilt Offerte für schwächelnde Salzgitter an

Transformation zu klimafreundlicher Stahlproduktion soll abgesichert werden

ste Hamburg

Kommentar Seite 2 Bericht Seite 8

Zwei Wochen nach der dritten Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr hat Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern Salzgitter über ein mögliches Übernahmeangebot durch seinen größten Aktionär informiert. Die GP Günter Papenburg AG, eine Unternehmensgruppe aus Hannover, erwägt einer Ad-hoc-Mitteilung zufolge eine Offerte gemeinsam mit dem in Lünen ansässigen Metallrecycler TSR Recycling. Die Ankündigung sorgte am Dienstag für einen Kurssprung an der Börse: Die Salzgitter-Aktie, deren Wert sich zuvor im bisherigen Jahresverlauf halbiert hatte, legte in der Spitze um mehr als 40% auf 19,54 Euro zu.

Dabei blieb ein Angebotspreis offen. Der Stahlhersteller teilte mit, ein mögliches Angebot solle unter anderen unter der Bedingung stehen, dass das Konsortium bis zum Ablauf der Annahmefrist auf einen Anteil von mindestens 45% plus eine Aktie komme. Nach Angaben von Salzgitter kommt Günter Papenburg aktuell auf mehr als 27% und ist damit vor dem mit 26,5% beteiligten Land Niedersachsen größter Aktionär. Bei einem Eigenanteil der Salzgitter AG von 10% dürften sich mehr als 35% des Kapitals im Streubesitz befinden.

Teure Investitionen

Der Stahlbranche in Deutschland setzen die Konjunkturflaute, eine schwache Kundennachfrage aus dem Automobil- und Bausektor, hohe Energiepreise sowie Billiganbieter aus China zu. Zugleich stehen erhebliche Investitionen in die Transformation zu einer CO2-armen Stahlproduktion an. Die Salzgitter AG betonte in der Vergangenheit wiederholt den Erhalt der Eigenständigkeit. Die Idee zur Bildung einer Deutschen Stahl AG mit Thyssenkrupp Stahl stieß auf Ablehnung.

Die GP Günter Papenburg AG, deren Aufsichtsratsvorsitzender der bis Mitte 2021 amtierende Salzgitter-Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann ist, bestätigte, dass man über eine mögliche Übernahme spreche. „Angesichts der sich abzeichnenden Entwicklungen der Stahlindustrie bestehen Überlegungen, gemeinsam mit TSR den Einfluss auf Salzgitter zu verstärken und durch den Ausbau der Beteiligung im Rahmen eines öffentlichen Angebots die Transformation der Salzgitter AG hin zum grünen Stahl abzusichern.“

Landesregierung prüft

Die Gespräche befänden sich noch in einem frühen Stadium. Das Land Niedersachsen werde weiterhin als langfristiger Salzgitter-Gesellschafter angesehen, so Günter Papenburg. Beim Finanzministerium in Hannover hieß es, die Landesregierung prüfe die beabsichtigte Übernahme und die damit verbundenen rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen sehr gründlich. „Eine inhaltliche Positionierung wird erst nach Abschluss der Prüfung möglich sein.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.