Hasso Plattner kandidiert erneut
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
Nach einem schwierigen Jahr für SAP mit zahlreichen Personalrochaden im Vorstand zeigt sich auf der Hauptversammlung auch der Aufsichtsratsvorsitzende – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht im besten Licht. Mitgründer Hasso Plattner entschuldigt sich dann auch für den ungewohnten Anblick seines hell erstrahlten Haupthaares und die dunklen Schatten in seinem Gesicht, für den die maximal ungünstig, direkt über ihm montierte Deckenlampe sorgt. „Wir haben alles vorher getestet, aber nicht daran gedacht, dass diese Übertragung in der Nacht stattfindet“, erklärt der 77-jährige Wahl-Kalifornier. Die missglückte Optik steht sinnbildlich dafür, dass SAP seit Ausbruch der Pandemie nicht immer das beste Bild abgab – sei es mit der kostspieligen Trennung von der ehemaligen Co-Chefin Jennifer Morgan nach nur wenigen Monaten oder der überraschenden Umformulierung der Mittelfristziele im Oktober, die der Aktie einen Absturz bescherte, von dem sie sich bis dato nicht erholt hat.
Mitgründer Hasso Plattner bedauert in seiner Ansprache an die Aktionäre zudem, dass die regen Personalwechsel das Bild der SAP im vergangenen Jahr geprägt hätten. Allerdings ist der Mitgründer, für den SAP mehr als für jeden anderen SAPler der ersten Stunde wahrlich das Lebenswerk darstellt, noch nie jemand gewesen, der vor einer Herausforderung zurückschreckt. Entsprechend kündigte er an, im kommenden Jahr, wenn seine aktuelle Amtsperiode im Aufsichtsrat auslaufe, noch einmal zur Wiederwahl für zwei weitere Jahre anzutreten. Plattner wäre dann bei einem möglichen Abtritt im Jahr 2024 bereits 80 Jahre alt. Das Unternehmen sei derzeit in einer wichtigen und kritischen Phase, begründete er seine erneute Kandidatur.
Die Ankündigung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Aktionäre mit der Bekanntgabe einer Nachfolgeregelung gerechnet hatten. Jetzt sei es wirklich an der Zeit, „den Aufsichtsratsvorsitz in jüngere Hände zu geben“, hatte etwa Fondsmanager Markus Golinski von Union Investment vor dem Aktionärstreffen erklärt. Deka-Governance-Experte Ingo Speich ersuchte um einen jüngeren und unabhängigeren Nachfolger. DWS-Vertreter Hendrik Schmidt hatte sich zumindest Klarheit darüber erhofft, wann Hasso Plattner den Vorsitz im Aufsichtsrat abgibt und an wen. Die zweite der beiden Fragen hat er nun beantwortet. Plattner will noch einmal sein eigener Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrats von Europas größtem Softwarekonzern werden.