Ehemalige Lufthansa-Beteiligung

Jetblue-Chefin auf Partnersuche

Jetblue hat seit einem Jahr eine neue Chefin und die muss vor allem einen Partner für die Airline finden.

Jetblue-Chefin auf Partnersuche

Jetblue-Chefin auf Partnersuche

lis Frankfurt
Lisa Schmelzer, Frankfurt

Eurowings hat sich nach der Pandemie zu einer der erfolgreichsten Airlines im Lufthansa-Konzern gemausert. Gefragt nach dem Erfolgsrezept verweist CEO Jens Bischof gerne auf den US-Carrier Jetblue. Dort saß Bischof fünf Jahre im Board und hat gesehen, „wie die arbeiten, mit einem Geschäftsmodell zwischen Low Cost Carrier und etabliertem Anbieter“.

Jahrelang war die US-Gesellschaft, an der die Lufthansa einst beteiligt war, damit erfolgreich. Doch seit der Pandemie kommen die Amerikaner nicht mehr richtig auf die Beine, Jahr für Jahr werden Verluste angehäuft. Nun soll es eine Chefin richten: Joanna Geraghty hat das Amt als CEO vor gut einem Jahr übernommen und steht laut Branchenverband Airlines for America (A4A) als einzige Frau an der Spitze eines US-Carriers.

Fehlende Größe

Teil der Probleme von Jetblue ist die zu geringe Größe. Diese verhindert es, dass man tatsächlich wettbewerbsfähig ist gegenüber den großen Fluglinien American Airlines, United Continental oder Delta Air Lines. Das hatte auch Geraghtys Vorgänger Robin Hayes längst erkannt, der versuchte, den Carrier mittels Übernahmen zu stärken. Dabei trat er unter anderem einen Bieterwettbewerb um Spirit Airlines los, die sich eigentlich schon mit Frontier auf eine Übernahme geeinigt hatte. Genehmigt wurde der Zugriff auf Frontier am Ende nicht, die Wettbewerbsbehörden legten ihr Veto ein. Diese Niederlage soll einer der Gründe für Hayes Rückzug nach fast zehn Jahren an der Jetblue-Spitze gewesen sein und sie machte den Weg frei für Geraghty.

Allianz aufgelöst

Besonders bitter an dem gescheiterten Spirit-Deal: um eine Genehmigung dafür zu bekommen, löste Jetblue die sogenannte Northeast Alliance mit American Airlines auf. Ein US-Gericht hatte zuvor geurteilt, die Zusammenarbeit mit American im Nordosten der USA behindere den Wettbewerb und müsse beendet werden. Am Ende stand die Fluglinie mit leeren Händen da. Nach dem Scheitern der Fusion mit Spirit Airlines entschied sich Jetblue zudem, die Lieferung von 44 Airbus-Jets zu verschieben, um die Finanzen zu schonen – wodurch aber auch organisches Wachstum schwieriger wurde. Diese Maßnahme soll die prognostizierten Kapitalausgaben zwischen 2025 und 2029 um etwa 3 Mrd. Dollar senken.

Als Anwältin gestartet

Die 51-jährige Geraghty blickt auf 20 Jahre bei Jetblue zurück und kennt die Firma aus dem Effeff. Seit 2018 war sie Präsidentin und Chief Operating Officer und für den Betrieb und die kommerzielle Leistung der Fluglinie verantwortlich, einschließlich Netzwerk, Marke und Marketing sowie Umsatzmanagement. Zuvor war Geraghty unter anderem als Executive Vice President, Customer Experience, bei JetBlue für Flughäfen, Kundenbetreuung und Bordservice zuständig und in einer anderen Position für Regulierungsangelegenheiten. Bevor sie zu JetBlue kam, war sie Partnerin der Anwaltskanzlei Holland & Knight.

Auf Geraghtys Agenda dürfte nach wie vor die Partnersuche stehen, auch wenn sie nun nach eigenen Aussagen den Fokus auf das im vergangenen Jahr lancierte Restrukturierungsprogramm legt. Bei Vorlage der Jahreszahlen 2024 Ende Januar hatte sich die Jetblue-Chefin aber „offen“ für Partnerschaften und Allianzen gezeigt.

Gerüchte um Southwest und Alaska Air

Zuletzt gab es Spekulationen um ein Anbandeln mit Southwest Airlines, die in der Branche als „Mutter“ aller Low-Cost-Carrier gilt.  Auch die Alaska Air Group soll als möglicher Partner für die ehemalige Lufthansa-Beteiligung im Gespräch gewesen sein. Beiden möglichen Interessenten dürfte vor allem die starke Präsenz von Jetblue an der Ostküste der USA gefallen, wo zahlungskräftige Reisende sitzen. Southwest will sich zudem mehr in Richtung Premium-Geschäft orientieren und könnte dabei von Jetblue lernen – wie Jens Bischoff auf der anderen Seite des Atlantiks.

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