Knoll will Chef im Frankfurter Römer werden
Von Martin Dunzendorfer,
Frankfurt
Dr. Stefan Knoll, Mitgründer und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Familienversicherung (DFV), strebt nach dem höchsten Amt im Frankfurter Römer. In einer Diskussionsrunde mit Dr. Holger Schmieding, dem Chefvolkswirt der Privatbank Berenberg, ließ er am Samstag am Ende der Veranstaltung die Bombe platzen. Auf die Frage von Moderator Christian Kirchner (Finanz-Szene.de), ob es stimme, dass er Oberbürgermeister von Frankfurt werden will, antwortete Knoll: „Ja, ich will Oberbürgermeister dieser Stadt werden, und dazu stehe ich auch.“
Kreisschatzmeister der CDU
Knoll ist CDU-Mitglied und erst seit kurzem Kreisschatzmeister der Ortsgruppe Frankfurt. Vor diesem Samstag habe er sich nicht zu seinen politischen Ambitionen geäußert, hieß es von der DFV. Ob der 64-Jährige beabsichtigt, als Kandidat der CDU bei der anstehenden Oberbürgermeisterwahl 2024 anzutreten oder womöglich als parteiunabhängiger Kandidat, blieb offen.
Derzeit ist Peter Feldmann (SPD) Oberbürgermeister von Frankfurt. Im März 2012 war er in einer Stichwahl (57,4%) erstmals in dieses Amt gewählt worden, sechs Jahre später hatten ihn die Wähler bestätigt (70,8%). Im März dieses Jahres erhob die Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen des Verdachts der Vorteilsannahme Anklage gegen Feldmann. Er kündigte aufgrund der Anklage an, 2024 nicht erneut als Oberbürgermeister kandidieren zu wollen und zudem im Falle eines Prozesses seine SPD-Parteimitgliedschaft aufzugeben. Er wolle jedoch bis 2024 im Amt bleiben. Unter anderem die Gemeinderatsfraktionen von Grünen und CDU forderten Feldmann im Falle einer Zulassung der Klage zum sofortigen Rücktritt auf. Dies ist insofern ungewöhnlich, als die Grünen Teil der Stadtregierung im Römer sind, zu der neben SPD und den Grünen auch Vertreter von FDP und Volt gehören.
Bekannt für markige Worte
Knoll ist für seine offenen, manchmal markigen Worte bekannt, die man auch kritisch sehen kann. Am Samstag äußerte er sich zum Beispiel deutlich zum Ukraine-Krieg, seinen Folgen und den Konsequenzen, die die westliche Welt daraus ziehen sollte: „Ich glaube, wir werden eine Mauer ziehen müssen zwischen uns (den freiheitlich-demokratischen Ländern; die Red.) und denen, die autokratisch ihre Länder regieren. Und da werden wir auch das Thema China auf den Tisch bringen müssen.“ Er stellte die rhetorische Frage: „Wollen wir, nachdem wir bei Russland reingefallen sind, das bei China wiederholen?“ Es könne nicht sein, „dass wir unsere Kleidung in China machen lassen, und die Uiguren dort in Konzentrationslagern eingesperrt werden“. Es gelte, „in unserer freiheitlichen, aber bräsigen Welt wieder ein klein wenig Normalität“ walten zu lassen, womit er sicher auch Bescheidenheit meinte.
Diese Aussagen brachten Knoll auf der Veranstaltung viel Beifall ein, doch oft schießt der Oberst der Reserve, der einige Jahre Kommandeur eines Panzergrenadier-Bataillons war, einfach übers Ziel hinaus. Was werden etwa die Menschen im chinesischen Guangzhou – einer Partnerstadt von Frankfurt – denken, wenn ein potenzieller Oberbürgermeisterkandidat in Frankfurt Sätze sagt wie: „Ich plädiere sehr dafür, wir bleiben in unserer freiheitlichen Welt für uns, und die sollen ihren Dreck da drüben machen – und zu mehr sind sie auch nicht in der Lage.“