Pharma

Macht­kampf bei Biofrontera eskaliert

Das Pharmaunternehmen Biofrontera hat seinen CFO abberufen. Ein Machtkampf zwischen zwei Aktionärsgruppen spaltet das Unternehmen.

Macht­kampf bei Biofrontera eskaliert

Von Antje Kullrich, Köln

Der Machtkampf um das kleine Pharmaunternehmen Biofrontera er­reicht einen neuen Höhepunkt: Am Wochenende gab das Unternehmen in einer äußerst knappen Ad-hoc-Mitteilung bekannt, dass der Aufsichtsrat CFO Ludwig Lutter abberufen habe. Von einem „wichtigen Grund“ war die Rede, der aber nicht benannt wurde. Der Manager war erst seit März 2021 bei dem Dermatologie-Unternehmen. Alleinvorstand ist nun Paul Böckmann. Der Pharmamanager, der zuletzt als Berater arbeitet, war erst Anfang Juni in den Vorstand berufen worden und ist mit einem befristeten Vertrag bis Ende August ausgestattet.

Konflikt seit Jahren

Die Turbulenzen an der operativen Spitze des Unternehmens, dessen Hoffnungsträger die Hautkrebssalbe Ameluz ist, sind Ausfluss eines seit Jahren schwelenden Konflikts. Zwei Aktionärsparteien stehen sich bei Biofrontera unversöhnlich gegenüber. Da ist die Deutsche Balaton mit Wilhelm Zours, der mittlerweile 30,1% der Anteile hält. Auf der anderen Seite steht der japanische Pharmakonzern Maruho, mit dem Biofrontera eine Forschungskooperation unterhält und der auf rund 24% der Aktien kommt. Ende vergangenen Jahres schien es mit Hilfe eines Mediators nach einer Atempause auszusehen: Biofrontera-Gründer und Vorstandschef Hermann Lübbert, der von Zours seit Jahren immer wieder heftig angegriffen wurde, räumte das Feld und wechselte an die Spitze der US-Tochter Biofrontera Inc., die gerade an die Börse gegangen war.

Wenig zimperlich

Zours wurde in der Folge Aufsichtsratsvorsitzender. Zimperlich ist er mit seiner Beteiligungsgesellschaft, die er vor gut 30 Jahren ge­gründet hat, nie gewesen. Die Deutsche Balaton mischte in diversen Konflikten zwischen Aktionären und Gesellschaften sowie kritischen Un­ternehmenssituationen mit – so zum Beispiel bei PNE Wind, dem Fahrradhersteller Mifa, Gea vor vielen Jahren und Easy Software. An dem Biotechunternehmen Epigenomics, das am gestrigen Montag den Verlust der Hälfte des Grundkapitals anzeigte, hält die Deutsche Balaton heute rund 28%.

Belegschaft gegen AR-Chef

Bei Biofrontera, bei der Zours 2016 eingestiegen war, hielt die Ruhe nach der Mediation nur kurz. Gegen den Willen von Vorstand und Belegschaft sowie Teilen des Aufsichtsrats legte die Deutsche Balaton vor wenigen Wochen ein Übernahmeangebot für Biofrontera vor, das den ohnehin niedrigen Aktienkurs nur knapp überstieg. Ziel war es, die Hürde von 30% zu überwinden. Die Biofrontera-Belegschaft veröffentlichte daraufhin eine eigene Stellungnahme, die Zours vorwarf, seine Einzelinteressen auf Kosten anderer Aktionäre und der Beschäftigten durchzusetzen. Seit der Wahl von Zours zum Chef des Aufsichtsrats habe das Gremium keinerlei Entscheidung für eine positive Unternehmensentwicklung getroffen. „Stattdessen müssen wir hilflos zusehen, wie unser Unternehmen sukzessive geschädigt wird.“ Die gesamte Belegschaft habe zu 100% die Stellungnahme unterschrieben, teilte ein Sprecher des Gründers Lübbert mit.

Störfeuer kommen aus beiden Lagern. So verlangte Maruho Anfang August die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung mit dem Zweck, das freiwillige Übernahmeangebot der Deutschen Balaton zu erörtern. Der Biofrontera-Vorstand teilte zunächst mit, einberufen zu wollen. Fünf Tage später folgte die Kehrtwende und die Gesellschaft erteilte dem Ansinnen von Maruho eine Absage.

Showdown auf HV

Nächster Höhepunkt der Biofrontera-Fehde dürfte die Hauptversammlung am kommenden Dienstag (23.August) werden. Für sie haben die Großaktionäre konkurrierende Wahlvorschläge für den Aufsichtsrat vorgelegt. Nach dem Willen von Maruho soll Gründer Lübbert wieder in das Kontrollgremium einziehen.

Aufsichtsratschef Zours, der viele Fehler im früheren Management verortet, hält dagegen: „Lübbert ist einer der schlimmsten Kapitalvernichter Deutschlands“, sagte er der Börsen-Zeitung. „15 Jahre hat er gebraucht, um den Biofrontera-Kurs seit IPO um rund 90% zu reduzieren, in den USA mit der Biofrontera Inc. hat er seit IPO über 70% Kursverlust in nur neun Monaten geschafft.“ Der Investor hat auch seine eigene Gesellschaft verklagt: Zours ist der Auffassung, dass der Börsengang der Biofrontera Inc. der Zustimmung der HV bedurft hätte.

Der Aktionärskrieg und die Be­schäftigung mit sich selbst kosten den Konzern eine Menge. Die Notierung von Biofrontera ist seit Mitte 2019 von fast 8 Euro auf heute 1,19 Euro abgestürzt, der Marktwert be­trägt nur noch 70 Mill. Euro.

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