Überraschender Führungswechsel

Schneider-Electric-Chef Herweck muss gehen

Der CAC40-Konzern Schneider Electric wechselt überraschend den Chef wegen Unstimmigkeiten. Der Führungsstil soll ausschlaggebend gewesen sein.

Schneider-Electric-Chef Herweck muss gehen

Schneider Electric ersetzt Konzernchef Herweck

wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris

Schneider Electric hat die neue Woche mit einem Paukenschlag eingeläutet. Konzernchef Peter Herweck muss nach nur 18 Monaten im Amt wegen strategischer Differenzen den Hut nehmen. Der CAC40-Konzern hat ihn mit sofortiger Wirkung durch Olivier Blum ersetzt, den bisherigen Chef der größten Sparte Energiemanagement.

Das sei eine große Überraschung für ein Unternehmen, das so sehr wie Schneider auf Kontinuität fokussiert sei, urteilen die Analysten von Jefferies. Die Märkte hätten darauf vertraut, dass der frühere Konzernchef und jetzige Vorsitzende des Verwaltungsrats, Jean-Pascal Tricoire, seinen Nachfolger sorgfältig ausgewählt habe, nachdem er ihn bereits in der Rolle als Direktor der Industrieautomatisierung und der konzerneigenen Software-Gruppe Aveva gekannt habe.

Aktienkurs auf Höchstständen

Die Entscheidung sei für ein Unternehmen, dessen Aktienkurs historische Höchststände erreiche, einmalig, findet das französische Anlegerportal „Investir“. Denn Schneider gehört seit Beginn des Jahres zu den größten Gewinnern des CAC40 und zu den sieben Eurostars, den europäischen Werten, die es nach Ansicht von Analysten mit den Magnificent Seven aus den USA aufnehmen können. Doch der Verwaltungsart zweifelte zuletzt offenbar, ob der 1966 im Saarland geborene frühere Siemens-Manager wirklich die richtige Wahl war. Es habe Unstimmigkeiten in der Umsetzung der Strategie zu einem Zeitpunkt bedeutender Möglichkeiten gegeben, erklärte Schneider.

Führungsstil kritisiert

Finanzchefin Hilary Maxson soll in einer Analystenkonferenz erklärt haben, die Entscheidung, Herweck auszuwechseln, habe nichts mit operativen Problemen zu tun. Vielmehr soll sein Führungsstil ausschlaggebend gewesen sein. Verwaltungsratschef Tricoire soll das Gefühl gehabt haben, dass der deutsche Betriebswirt und Elektroingenieur den Strategieplan nicht entschieden, nicht schnell und nicht teamorientiert genug umsetze.

Es sei nicht auszuschließen, dass der Chefwechsel mit Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf Übernahmen zusammenhänge, meinen die Analysten von Jefferies. Schneider hatte sich Ende Mai letztendlich gegen die zuvor anvisierte Übernahme des US-Softwarekonzerns Bentley Systems entschieden.

Peter Herweck war seit Mai 2023 Generaldirektor von Schneider Electric. Foto: Schneider Electric

Herweck gehörte neben Axa-Chef Thomas Buberl, Sanofi-Chef Paul Hudson, Stellantis-Chef Carlos Tavares und Renault-Chef Luca de Meo zu den wenigen Ausländern an der Spitze eines CAC40-Konzerns. Dass er jetzt durch Blum ersetzt wird, dürfte Investoren beruhigen. Denn der 54-Jährige ist ein altgedienter Schneider-Veteran, der den Konzern sehr gut kennt. Der Absolvent der Grenoble École de Management (GEM) ist seit mehr als 30 Jahren für den französischen Siemens-Konkurrenten tätig.

Erfahrungen in wichtigen Märkten

Bevor er vor drei Jahren die Leitung der größten Konzernsparte übernommen hat, hatte er verschiedene Führungspositionen inne. So war er Strategie- und davor Personalchef. Blum, der dem Vorstand von Schneider seit 2014 angehört, verfügt zudem über Erfahrungen im operativen Geschäft in wichtigen Auslandsmärkten, da er je fünf Jahre lang in leitenden Funktionen für den Technologiekonzern in Indien und China tätig war.

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