Ho Ching

Singapurs First Lady gibt Staatsfonds ab

Singapurs Staatsfonds Temasek wird, was die Chefposition angeht, ein kleines bisschen weniger staatlich. Nach 17 Jahren an der Spitze wird sich die mächtige Chief Executive und Generaldirektorin Ho Ching (67) im Oktober dieses Jahres aus der...

Singapurs First Lady gibt Staatsfonds ab

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Singapurs Staatsfonds Temasek wird, was die Chefposition angeht, ein kleines bisschen weniger staatlich. Nach 17 Jahren an der Spitze wird sich die mächtige Chief Executive und Generaldirektorin Ho Ching (67) im Oktober dieses Jahres aus der Geschäftsführung der Holding zurückziehen. Nachfolger von Ho wird erstmals ein ausgemachter Investmentprofi, nämlich der gegenwärtige Chef von Temasek International und damit für das internationale Anlageportefeuille verantwortliche Dilhan Pillay Sandrasegera.

Politisches Amt

Die Diskussion über die Nachfolge Hos zieht sich bereits seit Jahren hin. Im straff regierten Stadtstaat Singapur werden grundsätzlich keine hastigen Entscheidungen getroffen, schon gar nicht bei politischen Ämtern. Die Verwaltungsspitze von Temasek bedeutet eine wichtige Machtposition, weil das Vehikel Kontrollbeteiligungen an den strategisch wichtigen Konzernen wie der Großbank DBS, der Telekomgesellschaft Singtel oder der Flug­gesellschaft Singapore Airlines verwaltet.

Ho ist die zweite Ehefrau des amtierenden Premierministers Lee Hsien Loong, dem ältesten Sohn des Staatsgründers und ersten Premierministers Lee Kuan Yew. Sie begann ihre Karriere beim Singapurer Ver­teidigungsministerium in den frühen achtziger Jahren, wo sie Lee, damals ein schneidiger Brigade-General, begegnete. Danach stieß sie zum Staatskonzern Singapore Technologies, an dessen Spitze sie rasch aufstieg und den Konzern in einen groß angelegten Diversifikations- und Restrukturierungsprozess überführte. Im Jahr 2002 wurde Ho dann bei Temasek eingesetzt und übernahm zunächst die Position der Generaldirektorin und nach zwei Jahren auch den CEO-Posten. Zu diesem Zeitpunkt fungierte ihr Ehemann Lee als Finanzminister, galt aber bereits als Anwärter auf den Premierstuhl.

Fragen zu Interessenkonflikten oder gar Nepotismus dürfen bei Temasek allerdings nicht gestellt werden. Die Regierung hat sich diesbezüglich mehrfach mit Verleumdungsklagen gegen Medien durchgesetzt. Eigentlich hatte Temasek im Jahr 2009 den früheren Chef des australischen Bergbaukonzernriesen BHP Billiton, Charles („Chip“) Good­year, als designierten Temasek-CEO-Nachfolger an Bord geholt, der gebürtige Amerikaner aber verließ Temasek nach einem denkbar kurzen Gastspiel wieder, und Ho blieb weiter am Ruder.

Zunehmend international

Temasek ist kein klassischer Staatsfonds, der die Devisenreserven eines Staates im Ausland anlegt. Diese Rolle übernimmt in Singapur vielmehr­ die Government of Sin­gapore Investment Corporation (GIC). Angesichts der begrenzten Möglichkeiten für Anlagen in Singapur ist das Temasek-Beteiligungsportefeuille sukzessive immer internationaler geworden und macht die Gesellschaft zu einem der führenden institutionellen­ Investoren im asiatischen Raum. In der Amtszeit von Ho hat sich das Temasek-Portefeuille von 90 Mrd. auf nunmehr 300 Mrd. Dollar (knapp 250 Mrd. Euro) mehr als verdreifacht.

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