Uberall-Gründer rücken in die Nähe eines IPO
Von Stefan Paravicini, Berlin
Als David Federhen und Florian Hübner 2012 damit begannen, an einer gemeinsamen Geschäftsidee zu tüfteln, orientierten sie sich zunächst an dem Rabattportal Groupon und hatten eine Mobile App für lokale Läden im Sinn, die die Online-Welt mit dem stationären Handel verbinden sollte. Doch die App kam nicht ins Laufen und die Freunde aus Kindertagen, die ihre Karriere beide in der Beratung starteten, entwickelten ihre Idee zu einer Software für ortsgebundenes Online-Marketing weiter.
Heute versteht sich die 2012 in Berlin gegründete Uberall als Marktführer, wenn es darum geht, online recherchierende Verbraucher zu stationären Läden in ihrer Nähe zu lotsen. Mehr als 1600 Kunden setzen für die Online-Präsentation von gut 1,3 Millionen Geschäftslokalen auf das „Near Me“-Marketing von Uberall. Das gefällt auch Investoren, die man bei einer Online-Suche nach Angeboten in der Nähe des Firmensitzes in Berlin-Wedding wohl nicht finden würde. Am Mittwoch hat Uberall eine Finanzierungsrunde mit einem Volumen von 95 Mill. Euro abgeschlossen, an der sich neben United Internet auch der Londoner Risikokapitalgeber Bregal Milestone und Level Equity aus New York beteiligt haben. Insgesamt hat Uberall mehr als 150 Mill. Dollar bei Investoren eingesammelt.
Über die Bewertung der jüngsten Finanzierungsrunde werden keine Angaben gemacht, das US-Portal Techcrunch verortet den Unternehmenswert aber in der Größenordnung von 500 Mill. Dollar. Halten die Berliner ihr Wachstum hoch – Hübner sprach vor einem Jahr noch davon, für 2020 Zuwächse in der Größenordnung von 60% über die für 2019 angegebenen 30 Mill. Euro Umsatz anzupeilen –, dürfte bei der Online-Suche nach Börsenkandidaten „Near Me“ in Berlin demnächst auch der Name des Marketing-Spezialisten auftauchen.
Die Rolle des CEO füllt Hübner allein aus, Mitgründer Federhen kümmert sich im Board um strategische Projekte. Sich selbst beschreibt Hübner als „echten Hardcore Nerd“. Nach dem Studium der Algorithmentechnik in Karlsruhe peilte der 39-Jährige eigentlich eine Universitätslaufbahn an, startete 2008 die Karriere dann aber bei der Beratungsgesellschaft McKinsey in Berlin. Drei Jahre später kehrte er in den Wissenschaftsbetrieb zurück, um am Hasso-Plattner-Institut zu promovieren.
Doktorvater Hasso Plattner
Der SAP-Gründer und Namensgeber des Instituts, Hasso Plattner, ist Hübners Doktorvater. Während des Sabbatjahrs wuchs dennoch der Wunsch, statt einer wissenschaftlichen Karriere gemeinsam mit dem Freund und Roland-Berger-Alumnus Federhen die Selbständigkeit zu suchen. Zum Gründerteam zählt auch Josha Benner, der ab 2017 das US-Geschäft von Uberall verantwortete und 2020 beim US-Start-up Mixpanel anheuerte.