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Kunst und klassische Autos als alternative Geldanlage

Preise für Antiquitäten steigen rasant - Anleger suchen die Sicherheit in Sachwerten abseits des Finanzmarktes - Einzigartigkeit bestimmt den Wert

Kunst und klassische Autos als alternative Geldanlage

Von Anna Perucki, FrankfurtDie Preise für Antiquitäten aller Art steigen rasant an. Im Mai zahlte der US-Mobilfunkpionier Craig McCaw für einen 1962er Ferrari 250 GTO 35 Mill. Dollar. Der US-Milliardär Leon Black sicherte sich das Gemälde “Der Schrei” des Norwegers Edvard Munch für kaum vorstellbare 120 Mill. Dollar. Im November wurde beim Auktionshaus Christies für eine mit Diamanten besetzte Platin-Uhr ein Rekordpreis von 3,8 Mill. sfr (3,1 Mill. Euro) erzielt.Die expansive Geldpolitik der Notenbanken und die Turbulenzen an den Kapitalmärkten treiben viele Anleger in die Sicherheit von Sachwerten wie Immobilien oder Gold. Aber auch ungewöhnliche Anlagen wie Spirituosen, Kunst, Oldtimer, Yachten oder antike Möbel stoßen auf ein wachsendes Interesse. Studien belegen, dass Vermögende bis zu 10 % ihres Nettovermögens in Kunst und Antiquitäten investieren. Nach einer Umfrage der Steinbeis-Hochschule sprechen vor allem folgende Gründe für den Einsatz von Sachwerten: Diversifikation, Inflationsschutz, Risikoreduzierung, Ertragssteigerung und Absicherung gegen unerwünschte Marktentwicklungen. Internet erleichtert ZugangDer Zugang zum Markt für Sammlerobjekte und Kunstschätze ist jetzt einfacher als je zuvor. Das Internet hat den Sammlern den Weg zu einer breiteren Auswahl von Auktionen weltweit geöffnet, so dass Sammler leichter die Objekte ihrer Wahl finden und überall mitbieten können – und das unerkannt von Konkurrenten, Händlern und Finanzämtern. Das Internet hat den Kunst- und Antiquitätenmarkt nicht nur transparenter gemacht, sondern den Markt deutlich verbreitert. Nach Angaben der französischen Artprice verzeichneten die Auktionshäuser im Jahr 2011 Rekordumsätze. Die Rekordzuschläge versprechen, dass auch 2012 ein Prädikatsjahr wird.Auch der Geldüberhang in den höchsten Vermögens- und Einkommensschichten führt zu Käufen bei den Antiquitäten. Zum Aspekt der Vermögensbildung kommt noch die psychische Rendite durch die Freude an dem Kunstwerk. Ob Vintage-Uhren (vintage = alt), seltene Diamanten, herausragende Kunstwerke, gut erhaltene und seltene Automodelle oder Möbelstücke – sie alle sind vor allem dann wertvoll, wenn sie einzigartig sowie nicht oder kaum reproduzierbar sind.Nach einer Studie von Barclays Wealth and Investment Management, die die Motive hinter Sachwert-Investments weltweit beleuchtete, halten Anleger im Durchschnitt 9,6 % ihres Vermögens in Sachwerten, in manchen Ländern beträgt der Anteil sogar 18 %. Edler Schmuck, Kunst und Möbel gehören zu den Bereichen, in die am häufigsten investiert wird. 18 % der Befragten halten Sachwerte aus rein finanziellen Überlegungen. 21 % glauben an finanzielle Sicherheit, die ihnen Edelmetalle, Schmuck und Münzen bieten. Die soziale Komponente wie das Teilen, Zeigen oder Konsumieren mit Freunden spielt vor allem bei klassischen Autos und Wein eine große Rolle. Der Wunsch nach Vererbung an Kinder ist bei antiken oder Designer-Möbeln, Kunstwerken und teurem Schmuck ein wichtiger Aspekt.Doch in jedem Land setzt man andere Prioritäten (siehe Grafik). Die finanziellen Aspekte eines Investments in Sachwerte spielen vor allem eine Rolle in Saudi-Arabien, Indien und Katar, wo die Freude am Sammeln weniger entscheidend ist. In der Schweiz schätzen die Sammler Uhren, Schmuck, Gemälde und antike Möbel. Chinesen haben eine Vorliebe für Edelmetalle, edlen Schmuck sowie chinesische Kunst.Material, Zustand, Einzigartigkeit, Hersteller und Herkunft sind bei einer Luxusinvestition essenziell. Bei den Topstücken zählt neben dem Zustand vor allem die Geschichte und der Vorbesitzer des Stücks. Je prominenter der Vorbesitzer, desto besser. Vor wenigen Wochen wurde ein Bild von Gerhard Richter für 21,3 Mill. Pfund (34,9 Mill. Dollar) bei Sotheby’s in London verkauft. Die Taxe hatte bei 9 bis 12 Mill. Pfund gelegen. Die Provenienz des Bildes mit Eric Clapton als Vorbesitzer hatte den Preis um einiges in die Höhe getrieben. “Die Tatsache, dass es aus Claptons Sammlung stammt, könnte den Preis um 20 % erhöht haben”, sagte Christophe Van de Weghe, ein New Yorker Kunsthändler, dem Newsportal Bloomberg. Der Musiker hatte das Werk 2001 bei Sotheby’s für 3,4 Mill. Dollar gekauft.Marken versprechen überdurchschnittliche Wertsteigerungen. Ebenso können bedeutende Namen mit den dazugehörenden Geschichten und Anekdoten die Preise in die Höhe treiben. Lifestyle und Macht einer Marke so wie im Falle von Uhren von Rolex oder Patek Philippe, Porzellan aus Meißen, Koi-Fischen, Bordeaux-Weinen, Malt-Whiskey oder klassischen Autos von Mercedes machen die Sammelobjekte teuer.Spitzenstücke behalten in den meisten Fällen ihren Wert – unabhängig davon, um welche Sachwerte es sich handelt. Am Ende ist es den Sammlern oder Investoren relativ egal, wenn sie keine Rendite und Zinsen bekommen und sogar noch mit laufenden Kosten rechnen müssen, wie Reparaturen, Revisionen, Aufbewahrung, Versicherung oder Instandhaltung. Letztendlich muss man auch damit rechnen, dass der Wert von Sachwerten vom Zeitgeist und modischen Zyklen abhängig ist.So unterschiedlich die Sachwerte sind, so individuell ist auch die Chance auf Gewinn. Wie hoch die Rendite bei einem späteren Verkauf ist, lässt sich nur schwer vorhersagen. Die eigentliche Rendite ist häufig eher ideeller Natur. Das Sammeln macht Spaß, es entspannt und dient der Lebensfreude. Wer das Sammeln als Hobby betreibt, hat gute Chancen, viel von seinen Investitionen zurückzubekommen.Hier ein paar Ideen: Spirituosen sind als Sachinvestments nicht zu verachten. Die Preise für Spirituosen sind in den vergangenen Jahren zum Teil sehr schnell gestiegen. Schuld daran ist die steigende Zahl von Investoren auf dem Markt, die Spekulationen betrieben. Wer alte Jahrgänge, die sich nicht nachproduzieren lassen, noch im Keller stehen hat, ist auf der Gewinnerseite.Damit der edle Tropfen nicht an Wert verliert, ist die richtige Lagerung mit einer angepassten Temperatur und Luftfeuchtigkeit des Raums wichtig. Gesammelt werden Armagnac, Champagner, Cognac, Edelbrände, Portwein, Rum, Whisky und Wein. Preissteigerungen versprechen absolute Highend-Produkte in limitierter Auflage – am besten aus Destillerien, die mittlerweile geschlossen haben.Armbanduhren können nur dann Potenzial entwickeln, wenn sie aus einer renommierten Manufaktur kommen, mit einer Limitierung verknüpft sind und mit einer Vielzahl von Komplikationen (Funktionen), mit ungewöhnlicher Technik und mechanischer Raffinesse aufwarten. Oft entscheidet die Geduld darüber, ob eine Uhr es vom Ladenhüter zum höchstbegehrten Luxusgut schafft. Legendär ist der Daytona-Chronograph mit dem inoffiziellen Namenszusatz “Paul Newman” aus dem Hause Rolex. Für etwa 1 500 D-Mark war der Zeitmesser in den achtziger Jahren zu kaufen gewesen. In den 90er Jahren aus dem Markt verschwunden, wird der Wert der Uhren inzwischen auf 50 000 bis 70 000 Euro geschätzt. Vor einem Jahr wechselte eine Uhr aus dieser Serie für fast 400 000 Euro den Besitzer. Langfristiger AnlagehorizontAuch bei Diamanten ist ein langfristiger Anlagehorizont nötig, sonst wird die zu zahlende 19-prozentige Mehrwertsteuer zu einem Verlustgeschäft. Der potenzielle Anleger sollte ausschließlich in höchste Qualität investieren und die 7 Cs beachten (Colour, Cut, Clarity, Carat, Certificat, Conflictfree, Cut grade). Erst vor ein paar Wochen ist einer der berühmtesten Edelsteine der Welt in Genf für knapp 21,5 Mill. Dollar versteigert worden. Im Jahr 1993 kam der Diamant zum letzten Mal unter den Hammer und wurde für 9,7 Mill. sfr verkauft. Der erste bekannte Besitzer des 76,02 Karat schweren Edelsteins war Erzherzog Joseph August von Österreich gewesen.Früher interessierten sich nur Technikfreaks, Schraubenkönige oder Hobbysammler für Oldtimer. In den vergangenen Jahren avancierten diese Automobile immer mehr zum Anlageobjekt mit enormen Renditepotenzialen. Klassische Fahrzeuge vermitteln nicht nur Fahrfreude, sondern liegen als Wertanlage im Trend. Banken stellen Renditen von bis zu 10 % p. a. in Aussicht. Nicht zuletzt sind auch Investments in Kunst möglich. Hier sollte nur in die etablierten Blue-Chips investiert werden, es sei denn, man erkennt das Potenzial eines Künstlers sehr früh. Bei Stücken mit hohem Wert ist ein Preisverfall fast undenkbar. Investieren sollte man nur in die besten Stücke eines Künstlers.