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Risk-Parity-Fonds im Stresstest

Kurswechsel der US-Notenbank führt zu kräftigen Verlusten - Konzept der Risiko-Gleichgewichtung leidet unter hohem Anleiheanteil

Risk-Parity-Fonds im Stresstest

Risikoarme Fonds haben in den vergangenen Jahren wegen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten einen großen Zulauf erlebt. Die Aussicht auf ein Ende der ultralockeren Geldpolitik der US-Notenbank hat zu Turbulenzen an den Kapitalmärkten geführt. Dabei gerieten auch die Risk-Parity-Fonds unter Druck, die durch die Strategie der Risiko-Gleichgewichtung Verluste minimieren wollen.Von Armin Schmitz, FrankfurtNachdem der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, Ende Mai erstmals ernsthaft seinen Ausstiegswillen aus dem Stimulationsprogramm “Quantitative Easing 3” (“QE 3″) bekundet hat, kamen die Kapitalmärkte zeitweilig kräftig unter Druck. Nicht nur die Kurse der Aktien wendeten sich gen Süden, auch die als risikoarm geltenden Assets wie Anleihen und auch Gold mussten kräftige Einbußen hinnehmen. Darunter litten auch die Risk-Parity-Fonds, die die Strategie der Risiko-Gleichgewichtung verfolgen.Diese Fonds haben sich zum Ziel gesetzt, durch die Diversifikation von Risiken über mehrere Anlageklassen bessere risikoadjustierte Renditen zu erzielen als Portfolien, die nur eine reine Aufteilung des Kapitals verfolgen. Durch die Übergewichtung weniger volatiler Anlageklassen bei gleicher risikoadjustierter Performance soll es zu einer stetigen Ertragsentwicklung des Portfolios ohne heftige Volatilitätsausschläge kommen. Allen Risk-Parity-Ansätzen gemeinsam ist, dass sie davon ausgehen, dass alle Anlageklassen langfristig die gleiche risikoadjustierte Rendite erzielen.In der Umsetzung ihrer Strategie unterscheiden sich die Fonds jedoch erheblich. Neben streng systematischen Strategien gibt es auch Konzepte, bei denen es zu diskretionären, also von der Intuition des Fondsmanager abhängigen Entscheidungen kommt. Die Fonds nutzen unterschiedliche Risikomodelle und differenzieren sich durch unterschiedliche Risikoprofile der Anlagen. Während einige Fondsmanager nur auf hochqualitative Staatsanleihen setzen, investieren andere in Emerging-Market-Titel oder High Yield Bonds. Basis sind historische DatenDie Achillesferse der Risikoparitätsansätze ist die hohe Gewichtung von Anleihen. Basis für diese hohe Allokation sind die historischen Back Testings, die in der Regel in eine Phase mit mehreren Jahren sinkender Zinsen fallen. Der rapide Anstieg der Zinsen in den zurückliegenden zehn Wochen kommt nach Einschätzung des Analysehauses Absolut Research einem Tail-Event-Szenario gleich. Die aktuelle Studie der Hamburger zeigt, dass einige der Produkte während des Zeitraums von Mai bis Juli zweistellige Verluste hinnehmen mussten. Der Aquila Risk Parity 12 erlitt Einbußen von 14,1 % und der AC Risk Parity 17 kam auf ein Minus von 19,8 %.Die Zahlen demonstrieren, dass die Fonds darunter leiden, dass es sich bei den Risk-Parity-Strategien um Long-only-Konzepte handelt. Damit zeigt sich in der aktuellen Marktphase, dass die Portfolien Einbußen hinnehmen müssen, wenn in allen relevanten Anlageklassen gleichzeitig Verluste auftreten. In einem Marktumfeld wie dem aktuellen können in einem Long-only-Portfolio also keine Gewinne erzielt werden.Wird bei der Umsetzung der Renditeziele ein Hebel eingesetzt, können sich Verluste potenzieren. Allerdings ist der Hebel nicht allein für die Einbußen verantwortlich. Verluste lassen sich auch durch risikoreiche Positionen aus den Emerging Markets und dem Credit-Bereich erklären, so Absolut Research. Die im Mai und Juni aufgetretenen Verluste haben einen Teil der zuvor erzielten Renditen aufgebraucht oder sogar zu Verlusten geführt. Bei der Mehrzahl der Produkte wurden gemäß den Daten der Absolut-Research-Studie 20 bis 40 % des Ende April aufgelaufenen Ertrags wieder abgegeben.Das hat dazu geführt, dass eine Reihe der Fonds im Einjahresbereich in die Verlustzone rutschte. Gegen den Trend kam der 1741 Global Diversification Fonds im Zeitraum von Juli 2012 bis Juni 2013 noch auf einen Gewinn von 4,8 %. Der Aquila Risk Parity 12 gab dagegen um 7,6 % nach. Letztlich bleibt dem Anleger seit der Auflage des Aquila-Fonds im September 2008 noch ein Ertrag von 27,8 %. Seit der Lancierung der Produkte befinden sich alle untersuchten Fonds allerdings immer noch im Plus.”Die schwache Performance vieler Risk-Parity-Fonds sollte Investoren nicht überraschen. Durch die Long-only-Konstruktion dieser Produkte sind Gewinne in fallenden Märkten nicht möglich. Wer als Investor ein eher asymmetrisches Renditeprofil möchte, sollte sich alternativen Ucits-Strategien aus dem Long-Short- und marktneutralen Bereich zuwenden, die gegebenenfalls eine gute Ergänzung zu den Risk-Parity-Fonds darstellen könnten”, sagt Michael Busack, Geschäftsführer von Absolut Research. Nach Ansicht von Absolut Research sind die Risk-Parity-Strategien trotz der Verluste in dieser außergewöhnlichen Marktphase nicht per se unattraktiv. Historisch betrachtet sei die Performance der Fonds attraktiv. Es sei für Anleger allerdings wichtig, wie die Manager mit den aktuell gemachten Erfahrungen umgehen, wie dieses Szenario im Rahmen des Risikomanagements berücksichtigt und auf welcher Basis das Exposure in Zinstiteln künftig festgelegt wird.