Abwehrkampf gegen BHP

Anglo American zerlegt sich selbst

Anglo American will den Bieter BHP durch einen radikalen Umbau abschütteln. Der Bergbaukonzern plant, sich vom Geschäft mit Kokskohle, Diamanten und Platin zu trennen.

Anglo American zerlegt sich selbst

Anglo American zerlegt sich selbst

Fokus auf Kupfer und Eisenerz, Abschied von De Beers, Amplats und Kokskohle-Assets, Bekenntnis zum Standort Südafrika

hip London

Der Bergbaukonzern Anglo American hat mit einem Plan zur radikalen Vereinfachung seiner Struktur auf die hartnäckigen Avancen des größeren Rivalen BHP Group reagiert. Das auf 34 Mrd. Pfund versüßte zweite Angebot des Kaufinteressenten hatte der Board ebenso abgelehnt wie das erste. Doch BHP-CEO Mike Henry gibt nicht so schnell auf. Bis zum 22. Mai hat er nach britischem Übernahmerecht Zeit, noch einmal nachzulegen. Liberum-Analyst Ben Davis hält ein erfolgreiches Angebot von BHP allerdings für unwahrscheinlich.

Was Duncan Wanblad, der Chef von Anglo American, den Aktionären - und der „Financial Times“ zufolge auch dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa - vorstellte, ähnelt in vielerlei Hinsicht dem Vorhaben von BHP. Beide würden das Unternehmen in seiner bestehenden Form zerschlagen. Doch während BHP vor einer Übernahme Kumba Ore und Amplats loswerden wollte, hält Henry am südafrikanischen Eisenerzgeschäft fest. Dieses Bekenntnis zum Standort Südafrika dürfte bei der staatlichen Public Investment Corporation gut ankommen. Sie ist der zweitgrößte Aktionär von Anglo American.

Kupfer im Fokus

Wanblad setzt voll auf die Kupferassets von Anglo American. Dem Unternehmen gehören drei der zehn größten Kupferbergwerke in Südamerika. Für den weiteren Verlauf der Energiewende wird mit einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach dem Industriemetall gerechnet, das für Batteriefahrzeuge ebenso benötigt wird wie für intelligente Stromnetze (Smart Grids). Als zweites Standbein ist hochwertiges Eisenerz vorgesehen. Zudem hält Anglo American am Kalivorhaben in North Yorkshire fest, das mit Sirius Minerals erworben wurde. Die dort geplanten Investitionen sollen allerdings deutlich zurückgefahren werden.

Die Kokskohle-Assets sollen veräußert werden. Dem Management zufolge gibt es eine starke Käufernachfrage. Vergleichbare Transaktionen spielten den Analysten der Deutschen Bank zufolge zwischen 3 Mrd. und 5 Mrd. Dollar ein. Auch der Diamantenproduzent De Beers und das Platingeschäft Amplats stehen zur Disposition. Hier reichen die Schätzungen von weniger als 2 Mrd. bis 6 Mrd. Dollar.

Aggressiver als erwartet

„Anglo wurde zwar von BHP zum Handeln gezwungen, aber die neue Strategie ist aggressiver als am Markt erwartet“, schrieben die Analysten der Deutschen Bank. „Wir sehen die Pläne trotz der Risiken bei der Durchführung insgesamt positiv.“

Die operative Marge (Ebitda) soll nach Planung des Managements durch den Konzernumbau von 31% auf 46% steigen, die Kosten dagegen um 1,7 Mrd. Dollar sinken. Die Nettoverschuldung werde auch am Boden des Wirtschaftszyklus das 1,5-fache Ebitda nicht überschreiten. Die Ausschüttungsquote von 40% werde beibehalten.

Anglo American ließ sich von Centerview Partners, Goldman Sachs und Morgan Stanley beraten.

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