Britische Finanzchefs rücken Kostenkontrolle in den Fokus
hip London – Britische Finanzchefs haben vor dem Hintergrund der anhaltenden Brexit-Ungewissheit das Thema Kostenkontrolle in den Fokus genommen. Wie aus der quartalsweisen CFO-Befragung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte hervorgeht, gaben 58 % der Teilnehmer an, dass das Thema für sie in den kommenden Monaten zu den “starken Prioritäten” gehöre. Das war der stärkste Wert sei einem Jahrzehnt. Fast zwei Drittel der Finanzchefs gaben an, dass ihre Firmen derzeit einem hohen Maß an externer finanzieller und wirtschaftlicher Ungewissheit ausgesetzt seien. Lediglich 7 % waren der Ansicht, dass es sich um eine gute Zeit handele, um mehr Risiko auf die Bilanz zu nehmen. An der Umfrage beteiligten sich 91 CFOs, 51 von ihnen führten die Finanzgeschäfte von FTSE-350-Gesellschaften. Wenig Interesse an Expansion”Ungewissheit wird stärker wahrgenommen, der Risikoappetit der Unternehmen ist verschwindend gering”, sagte Ian Stewart, Chefvolkswirt bei Deloitte in Großbritannien. “Kostensenken hat anscheinend Priorität, nicht die Expansion.” Während der Brexit als größtes Risiko genannt worden sei, mit dem die Unternehmen umgehen müssten, sei im abgelaufenen Quartal auch zunehmende Besorgnis über das sich verlangsamende Wachstum in Großbritannien und der Eurozone geäußert worden. Die Finanzchefs hielten deshalb ihr Geld zusammen.Der EU-Austritt wurde auf der Risikoskala von 0 bis 100 mit 66 bewertet und stellt damit weiterhin das größte wahrgenommene Risiko dar. Allerdings rangierte er zuletzt schon bei 65. Die schwache Nachfrage in Großbritannien rückte dagegen stärker ins Bewusstsein. Ihr Wert stieg von 54 auf 62 – ein Fünfjahreshoch. Niedrige Produktivität und schwache Wettbewerbsfähigkeit legten von 46 auf 53 zu. Sorgen über Deflation und eine Wachstumsschwäche der Eurozone stiegen von 42 auf 51.Die Steigerung des Cash-flows hat für 48 (Q2: 42) % der Finanzchefs in dieser Situation Vorrang. Dem Abbau der Verschuldung wird von 19 (17) % der CFOs Priorität eingeräumt. Mehr als zwei Drittel gehen davon aus, in den kommenden zwölf Monaten weniger Personal einzustellen. Lediglich 3 % wollen mehr neue Mitarbeiter anheuern.Bei den erwarteten Folgen des Brexit hat es eine leichte Verschiebung gegeben. Nur noch 76 (83) % der Befragten rechnen damit, dass sich das wirtschaftliche Umfeld in Großbritannien durch den EU-Austritt langfristig verschlechtern wird. Mit einem Nachlassen der M&A-Tätigkeit wegen des Brexit rechnen 28 (25) %. Ein Nachlassen der Investitionstätigkeit erwarten 45 (47) %. Von weniger Neueinstellungen gehen 60 (62) % aus. Richard Houston, Senior Partner bei Deloitte, verwies auf die rückläufige Arbeitslosigkeit und das schnelle Wachstum der Unternehmensgewinne. Die britischen Unternehmen zeigten sich anpassungsfähig und belastbar.