CEO steht beim SAP-Aktionärstreffen im Fokus
SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner, der Aktionärstreffen des von ihm mitgegründeten Unternehmens gern kurz hält, dürfte die Bühne in diesem Jahr CEO Bill McDermott überlassen. Denn der wird Spekulationen über eine neue Doppelspitze gern im Keim ersticken wollen.Von Stefan Paravicini, FrankfurtWenn sich die Aktionäre des Softwarekonzerns SAP am nächsten Donnerstag in der SAP-Arena in Mannheim zur Hauptversammlung treffen, kann sich der Unternehmensgründer und Aufsichtsratsvorsitzende Hasso Plattner auf einen kurzen Arbeitstag als Versammlungsleiter einstellen. Die Tagesordnung verspricht wenig Konfliktpotenzial. In der Aussprache über die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres dürften anerkennende und lobende Wortmeldungen deutlich in der Überzahl sein. Selbst an der vorgeschlagenen Dividende in Höhe von 1,15 (i.V. 1,10) Euro gibt es wahrscheinlich nur wenig auszusetzen. Die Ausschüttungsquote steigt in diesem Jahr immerhin um 5 Punkte auf 45,1 % (siehe Grafik).Sofern sich auch der Erklärungsbedarf zum neu zu beschließenden langfristigen Vergütungsprogramm für den SAP-Vorstand in Grenzen hält und die erneute Ermächtigung zur Ausgabe von Wandel- und Optionsschuldverschreibungen ebenso zügig beschlossen werden kann wie die Schaffung eines neuen bedingten Kapitals, wird Plattner wohl schon am frühen Nachmittag die Veranstaltung schließen können. Das kommt dem 72-Jährigen entgegen, denn an den Ritualen des alljährlichen Aktionärstreffens hat der Milliardär in 13 Jahren an der Spitze des Aufsichtsrates nie wirklich Gefallen gefunden. Veränderte RollenDie Hauptrolle auf der diesjährigen Aktionärsversammlung von SAP dürfte entgegen dem Protokoll aber ohnehin nicht dem Aufsichtsratschef, sondern CEO Bill McDermott zukommen. Schließlich hatten zuletzt Medienberichte die Runde gemacht, wonach SAP angeblich überlege, dem Vorstandschef wieder einen Co-Vorsitzenden zur Seite zu stellen oder den US-Amerikaner gleich durch eine neue Doppelspitze zu ersetzen. Hintergrund sind Spekulationen darüber, ob McDermott nach einem schweren Unfall im vergangenen Sommer den Belastungen an der Spitze eines Dax-Konzerns noch gewachsen ist.Wie man den SAP-Chef kennt, der seit mittlerweile knapp zwei Jahren das Unternehmen allein führt und zuvor gut vier Jahre zusammen mit dem mittlerweile in den Aufsichtsrat gewechselten Jim Hagemann Snabe den Konzern geleitet hat, wird McDermott seinen Auftritt in Mannheim dazu nutzen wollen, jeden Zweifel an seiner Person auszuräumen.Dass der 54-Jährige, der sich bei einem Treppensturz im vergangenen Sommer so schwere Verletzungen zuzog, dass die behandelnden Ärzte sein linkes Auge verloren geben mussten, im Umgang mit diesem Schicksalsschlag nur relativ wenig auf die Usancen hierzulande hält, hat er bereits nachgewiesen. Schon wenige Wochen nach dem Unfall gab er einer breiten Öffentlichkeit via Zeitungsinterview sehr persönliche Einblicke, die freilich von Anfang an darauf abzielten, seinen ungebremsten Tatendrang zu verdeutlichen. Er schöpfe Kraft aus diesem Schicksalsschlag, sagte McDermott in einem Interview mit der “Süddeutschen Zeitung” im vergangenen Herbst. Er fühle sich “stärker, leidenschaftlicher und lebendiger” als vor dem Unfall. Diese Botschaft wird McDermott an der einen oder anderen Stelle auch im Rahmen der Hauptversammlung in Mannheim platzieren wollen. Immerhin hat SAP gerade vorzeitig seinen bis 2017 datierten Vertrag bis 2021 verlängert. Genauso die Verträge von Finanzvorstand Luka Mucic, Entwicklungschef Bernd Leukert und Vertriebschef Rob Enslin.Die in einer internen Mitteilung verkündete Vertragsverlängerung für den Vorstandschef sollte unverzüglich klarstellen, dass es keine Diskussion um den CEO und sein Team gibt. “Hasso Plattner hat all diese Geschichten uneingeschränkt zurückgewiesen. Es ist an ihnen absolut kein Funken Wahrheit dran”, sagte McDermott zu den Spekulationen über eine neue Doppelspitze im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. “Ich bin genau da, wo ich sein will und wo ich hingehöre. Und wenn ich mich danach fühle und weitermachen möchte, vielleicht verlängern wir dann bis 2026”, sagte er nach der Vertragsverlängerung.Aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurückgetreten ist 2015 der langjährige SAP-Aufsichtsrat und ehemalige Bahn-Chef Hartmut Mehdorn. Seine im Vorjahr noch vom Amtsgericht bestellte Nachfolgerin in dem Gremium, Prof. Dr. Gesche Joost, stellt sich der Hauptversammlung zur Wahl.