Die Flugzeugkabine wird vernetzt

Bordpersonal erhält Informationen über Sitzgurte, die Stellung der Rückenlehne und Platz in Gepäckfächern

Die Flugzeugkabine wird vernetzt

Von Gesche Wüpper, HamburgDie noch stärkere Digitalisierung des Passagierraums und Personalisierung sind die beiden wichtigsten Trends, die gerade auf der Flugzeugkabinen-Messe Aircraft Interiors Expo (AIX) in Hamburg zu sehen waren. Thales etwa hat dort Sky Concierge gezeigt, eine App, mit deren Hilfe die Tablets des Kabinenpersonals so mit den Inflight-Entertainment-Systemen in den Sitzen verbunden werden können, dass die Flugbegleiter wichtige Informationen erhalten – etwa ob der Sitz hoch- oder zurückgestellt ist. Das erleichtere ihnen die Arbeit, meint Thales- Inflyt-Chef Philippe Carette. “Wenn ein Passagier morgens den Sitz zurück aus der Schlafposition fährt, weiß der Flugbegleiter, dass er wach ist und er ihm Tee oder Kaffee bringen kann.” Und vor dem Start oder der Landung muss das Bordpersonal nicht mehr alle Reihen ablaufen, sondern kann gezielt zu den Passagieren hingehen, die die Rückenlehne noch nicht senkrecht gestellt haben.Flugzeugbauer Airbus hat auf der AIX eine Plattform für die vernetzte Kabine lanciert. Sie soll von Ende 2020 an verfügbar sein, zunächst für die A320er-Familie. Airbus hat dafür mehrere Partner mit an Bord geholt: Den Flugzeug-Caterer Gategroup für Bordküchen, Recaro für die Sitze in der Economy-Klasse und Stelia Aerospace für die Business-Class-Sitze. Dient auch zur Kostensenkung Airbus will die Flugzeugkabine in eine Plattform für das Internet der Dinge (IoT) verwandeln. Unter anderem soll so Flugbegleitern und Bodenpersonal die Arbeit erleichtert werden. Zudem sollen die Kosten für Airlines reduziert werden. “Flugbegleiter können so beispielsweise sehen, ob Sitzgurte geschlossen sind oder nicht, ohne rumgehen zu müssen”, sagt Sören Scholz, Vice President für Kabine und Cargo bei Airbus. In der vernetzten Kabine sind Elemente wie Gepäckfächer, Sitze, Bordküchen und Servierwagen mit Sensoren ausgestattet. An den Gepäckfächern außen angebrachte Dioden zeigen dann mit grünem Licht an, wo noch Platz für Reisetaschen ist. Die Servierwagen wiederum informieren die Flugbegleiter, ob bestimmte Speisen und Getränke noch in ausreichender Menge vorhanden sind.”Es gibt viele Airlines, die sich für das System interessieren”, berichtet Airbus-Manager Scholz. Da es drahtlos funktioniere, ist es seinen Angaben zufolge von den Mehrkosten im Vergleich zu einer herkömmlichen Kabinenausstattung her überschaubar. Für Fluggesellschaften sei die Kabinenausstattung ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, so Scholz. Bis zu viermal in einem Flugzeugleben wird die Inneneinrichtung komplett erneuert. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Markets and Markets kam die Branche für Flugzeugkabinenausstattungen weltweit zuletzt auf einen Umsatz von 27 Mrd. Dollar. Gerade erst angefangen In dem erweiterten Kundenzentrum für Kabinenausstattung, das Airbus gerade in Hamburg eröffnet hat, spielt Digitalisierung ebenfalls eine wichtige Rolle. Airlines können dort auch anhand von virtuellen Modellen testen, wie welche Ausstattung wirkt. Hamburg ist bei Airbus das Kompetenzzentrum für Kabinen. Der Flugzeugbauer hat dort 2014 für Kunden des A350-Langstreckenjets ein Zentrum eröffnet, in dem sie die gesamte Kabinenausstattung auswählen können. Dieses Zentrum wurde nun für die A330- und A320-Familien erweitert. “Unser Ziel ist, die Flugzeugkabine von morgen vorzubereiten”, sagt Scholz. Die Digitalisierung der Kabine habe gerade erst angefangen.