Finanzinvestoren feiern M&A-Comeback
Finanzinvestoren feiern M&A-Comeback
Investmentbanker von Jefferies verzeichnen ein Drittel Zuwachs beim Private-Equity-Deal-Volumen in Deutschland
Der M&A-Markt zieht an. Das Transaktionsvolumen von Private-Equity-Firmen hat in Deutschland im laufenden Jahr um ein Drittel zugelegt. Die Investmentbanker von Jefferies erwarten vor allem vermehrt Public-to-Private-Deals der Finanzinvestoren und die Übertragung von Beteiligungen in Continuation Funds.
cru Frankfurt
Finanzinvestoren werden wieder aktiver bei Fusionen und Übernahmen. „Das Volumen der Private-Equity-Deals im deutschsprachigen Raum ist im laufenden Jahr bis dato um 31% auf 49 Mrd. Dollar gestiegen“, sagt Birger Berendes, der kürzlich von Bank of America zur ehrgeizig angreifenden Investmentbank Jefferies gewechselt ist und dort das M&A-Geschäft in Kontinentaleuropa leitet. „Private Equity als Assset-Klasse wächst jedes Jahr um mehr als 10% und wird sich in einigen Jahren verdoppeln. Da das Geschäft im Kauf und Verkauf von Unternehmen besteht, wirkt das Wachstum der Asset-Klasse wie ein Schwungrad für M&A", glaubt Berendes. Am deutschen Markt neu hinzugekommen seien allein im laufenden Jahr die Finanzinvestoren Adelis, Axcel und Inflexion.
Vor allem weitere Public-to-Private-Deals seien von den Finanzinvestoren zu erwarten, nachdem es in diesem Jahr schon fünf Take Privates im deutschsprachigen Raum gab. Beispiele für Private-Equity-Deals aus der jüngeren Zeit sind die Offerte für die börsennotierte Softwarefirma Nexus aus München durch den Bostoner Finanzinvestor TA Associates oder das Take Private des Grünstromproduzenten Encavis durch KKR und die Milliardärsfamilien Viessmann und Büll.
Hohe Zinsen als Bremse
In den vergangenen zwei Jahren hatten die Finanzinvestoren noch Schwierigkeiten mit den hohen Zinsen, die ihre stark mit Fremdkapital finanzierten Akquisitionen teurer machten und zugleich den Ausstieg aus Unternehmensbeteiligungen erschwerten, weil höhere Zinsen auf die Bewertungen drückten. „Eine Lösung in dieser Situation war die Übertragung von Unternehmensbeteiligungen auf Continuation Funds. Dafür wurden neue Investoren an Bord geholt. Jefferies hat in diesem Jahr allein 18 solcher Transaktionen mit Continuation Funds begleitet“, berichtet Berendes. In Europa habe es 2024 schon 75 solcher Continuation-Fund-Deals mit 12 Mrd. Euro Volumen gegeben.
Eine Handvoll Mega-Deals wie die Übernahmen von Covestro, DB Schenker und Techem haben im Sommer die Bilanz von Bankern, Beratern und Wirtschaftsjuristen bei Fusionen und Übernahmen in Deutschland deutlich aufgehübscht. In den ersten neun Monaten waren deutsche Unternehmen bei Deals im Wert von 111 Mrd. Dollar mit im Spiel, wie aus den vierteljährlichen „League Tables“ des Datenanbieters LSEG hervorgeht. Das Volumen ist damit 39% höher als ein Jahr zuvor.
Markt zieht an
Laut Natalie Daghles, Partnerin und Co-Leiterin für M&A bei der Kanzlei Noerr, hat der M&A-Markt zum Ende des Jahres in Deutschland spürbar angezogen. „Dieser Trend wird sich im kommenden Jahr fortsetzen“, glaubt Daghles. „Befeuert wird diese Entwicklung zum einen durch Mega-Transformationstrends, zum Beispiel im Bereich Automotive und Energy, zum anderen durch Konzerne, bei denen Carve-outs und strategische Technologie-Zukäufe weiter hohe Priorität haben.“
Insofern sei mit einer höheren Deal-Aktivität im Jahr 2025 zu rechnen, weit über die in letzter Zeit aktiven Sektoren Healthcare, Life Sciences, Financial Services und künstliche Intelligenz sowie Technologie hinaus. Der deutsche Markt biete gerade internationalen Investoren aktuell „viele Chancen für Übernahmen, insbesondere im Bereich der Automobilzulieferer“. Die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen stünden „unter transformatorischem Druck und damit auch die Preise“. So ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland im Oktober dieses Jahres im Vergleich zum Oktober 2023 um die Hälfte auf 1.530 gestiegen.