Heidelberg Materials setzt auf Wende am Bau
Heidelberg Materials setzt auf Bau-Wende
Betriebsgewinn soll 2025 weiter zulegen – Analysten halten Ausblick für mau – Nordamerika zieht das Ergebnis
hek Frankfurt
Der Baustoffkonzern Heidelberg Materials stellt für das laufende Geschäftsjahr einen leicht steigenden operativen Gewinn in Aussicht. Das Geschäftsergebnis soll zwischen 3,25 Mrd. und 3,55 Mrd. Euro erreichen. Das bewegt sich im Rahmen der Analystenschätzungen, die im Schnitt von 3,48 Mrd. Euro Betriebsgewinn ausgehen. Im vergangenen Jahr hat das im Dax vertretene Unternehmen vor Zinsen und Steuern 3,2 Mrd. Euro verdient, 6% mehr als 2023.
Stabilisierung in Kernmärkten
„Wenngleich der Bausektor in manchen Regionen noch von Volatilität geprägt ist, setzt sich die Stabilisierung in unseren Kernmärkten fort“, teilt der Konzern mit. Die Heidelberger gehen davon aus, dass die Kosten für Energie und Rohstoffe volatil bleiben. Daher stünden Preiserhöhungen und „striktes Kostenmanagement“ im Fokus. Damit will der Konzern die Rendite auf das investierte Kapital bei 10% halten (2024: 9,9%).
Die Nachfrage im wichtigen Markt Nordamerika werde weiter steigen, erwartet Vorstandschef Dominik von Achten und verweist auf die Infrastrukturpakete sowie die Ankündigung des iPhone-Herstellers Apple, eine halbe Milliarde Dollar in den USA zu investieren: „Das wird auch in Gebäude fließen und auch in unser Material.“ Auch Europa werde wieder Fuß fassen. Zuversichtlich äußert sich der CEO zum Afrika-Geschäft, während Asien eher durchwachsen dasteht.
Zölle ohne direkten Effekt
Von Achten hebt hervor, dass sich der Ertragsanstieg im Jahresverlauf 2024 verstärkt hat. Im vierten Quartal sei das vergleichbare Betriebsergebnis um 15% geklettert, deutlich mehr als im Gesamtjahr (6%). Der Grund: Der Volumenrückgang hat sich abgeflacht. Die ankündigten US-Zölle hätten keinen unmittelbaren Effekt für den Konzern: „Wir produzieren und verkaufen lokal“, sagt der Firmenchef, der weitere Akquisitionen in den USA plant.
„Extrem auf Kosten geachtet“
Für die Schweizer Großbank UBS hat Heidelberg Materials im vierten Quartal leicht über den Erwartungen abgeschnitten, doch die Prognose für 2025 bleibe etwas hinter den Erwartungen zurück. Die US-Investmentbank Goldman Sachs bezeichnet den Ausblick als mau. Er sei schwächer als der von US-Konkurrenten.
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Der Umsatz stagnierte im vergangenen Jahr bei 21,2 Mrd. Euro. Dabei wurden geringere Absatzmengen durch Preiserhöhungen aufgefangen. Den Volumenrückgang veranschlagt der Konzern auf 2 bis 4% je nach Markt. „Wir haben extrem auf die Kosten geachtet“, sagt von Achten. So seien die Fixkosten im Vergleich zu 2023 stabil geblieben. Einen Sprung von 11% auf 11,90 Euro machte das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis je Aktie.
Seit 2020 ist es laut Finanzvorstand René Aldach im Schnitt um 15% jährlich gestiegen. Dahinter stehen nicht allein operative Ertragszuwächse, sondern auch Aktienrückkäufe. Unbereinigt ging der Nettogewinn 2024 allerdings zurück, weil Kosten für das im November aufgelegte Programm zur Beschleunigung der Transformation durchschlagen. Der den Aktionären zustehende Jahresüberschuss schrumpfte um fast 8% auf 1,78 Mrd. Euro. Analysten hatten mit einer leichten Zunahme auf 1,98 Mrd. Euro gerechnet.
Nordamerika treibt Gewinn
Als Ergebnistreiber erwies sich im vergangenen Jahr das Nordamerika-Geschäft mit einem vergleichbaren Anstieg des Betriebsgewinns um 21% auf 1,05 Mrd. Euro. Europa stagnierte bei 1,34 Mrd. Euro, liegt aber absolut nach wie vor über Nordamerika. Die diversen Akquisitionen speisten den Gewinn zeitanteilig mit 54 Mill. Euro. Für die Zukäufe hat Heidelberg Materials im Berichtsjahr 780 Mill. Euro ausgegeben und außerdem 200 Mill. Euro Schulden übernommen.
Neuer Zementtyp
An der Entwicklung nachhaltiger Produkte will der Zementhersteller festhalten, auch wenn das Thema CO2-Reduktion insbesondere durch die Amtsübernahme von US-Präsident Donald Trump weniger im Fokus steht. „Der Klimawandel ist nun mal da“, sagt von Achten. Viele Kunden hielten Dekarbonisierung weiter für notwendig. Allerdings müssten sich die neuen Produkte finanziell rechnen. Dazu gehört TernoCem, ein neuer Zementtyp aus dem Werk Paderborn, der durch geringeren Klinkereinsatz und neue Bindemittel den CO2-Ausstoß um bis zu 50% senkt.
Der Baustoffhersteller Heidelberg Materials rechnet mit einer Belebung der Baukonjunktur. Seit dem vierten Quartal zeichne sich eine Bodenbildung ab. Die breite geografische Aufstellung sowie das Kosten- und Preismanagement hätten Nachfragerückgänge in einzelnen Regionen mehr als kompensiert.