Kochboxen

Hellofresh steuert auf Konsolidierung um

Nach der starken Expansion in den vergangenen Jahren kündigt der Kochboxenversender Hellofresh nun eine Fokussierung auf bestehende Märkte an. Der Eintritt in neue Länder tritt in den Hintergrund.

Hellofresh steuert auf Konsolidierung um

hek Frankfurt – Der Kochboxenversender Hellofresh enttäuscht mit seinem Ausblick auf das laufende Jahr. Die Prognose für das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 460 Mill. bis 540 Mill. Euro liege unter den Markterwartungen, monierten diverse Analysten. Die Kapitalmarktexperten hatten im Schnitt 547 Mill. Euro auf dem Zettel. Im Jahr 2022 kam Hellofresh auf 477,4 Mill. Euro adjustiertes Ebitda. Die Aktie gab am Dienstag im Handelsverlauf zeitweise um rund 7 % nach.

Für den Umsatz stellt Hellofresh nur noch ein währungsbereinigtes Wachstum zwischen 2 und 10 % in Aussicht. Im Jahr 2022 erreichte der Erlösanstieg in Landeswährungen noch 17,6 %. CEO und Mitgründer Dominik Richter begründet die verhaltene Guidance mit dem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld. Zudem entfällt nun weitestgehend der Anschub durch die Corona-Pandemie, der in der ersten Hälfte 2022 noch zum Tragen kam. Vor allem 2020 und 2021 hatte Hellofresh stark von Restaurantschließungen, Kontraktbeschränkungen und der Heimarbeit profitiert.

Wachsen wolle Hellofresh durch höhere Orderraten und größere Warenkörbe, weniger durch zusätzliche Kunden, sagte Richter in der Telefonkonferenz. Im vergangenen Jahr legte der durchschnittliche Bestellwert bereits um 18,6 % (währungsbereinigt 9,8 %) auf 60,50 Euro zu. Den Eintritt in neue Länder stellt der CEO hintan, der Fokus gelte den bestehenden Geschäften. In den vergangenen beiden Jahren habe Hellofresh neun neue Geschäftseinheiten aufgebaut. Vorrang habe nun, die neuen Geschäfte profitabel zu machen.

Stärkung des Angebots

Das im November 2011 in Berlin gegründete Unternehmen ist in 18 Staaten präsent. Den Schwerpunkt bilden die USA, die 59 % des 2022er Umsatzes stellen. Aus Japan hat sich Hellofresh zurückgezogen, weil es laut Richter zu lange gedauert hätte, das Kochboxenmodell dort profitabel zu machen: „Vielleicht haben wir ein wenig überzogen“, meint der CEO. „Wir müssen fokussierter werden.“

Für die Kundenzahl, die im abgelaufenen Jahr um 1,5% auf 7,11 Millionen schrumpfte, erwartet Richter Stabilität. Den eventuellen Rückgang in der ersten Jahreshälfte wolle man im zweiten Sechsmonatsturnus ausgleichen. Der CEO rechnet mit einer steigenden Deckungsbeitragsmarge (2022: 25,5 % des Umsatzes). Dem stünden jedoch höhere Marketingausgaben gegenüber.

Im abgelaufenen Jahr hätten die Abmilderung des Kostendrucks und die Erweiterung der Produktion im Vordergrund gestanden. 2023 verlagere sich der Schwerpunkt auf die Stärkung des Angebots durch schnellere Lieferung, ein breiteres Sortiment an Mahlzeiten und angrenzende Produktkategorien wie Vorspeisen, Snacks und Desserts. Das soll die Profitabilität des Kochboxen-Segments voranbringen. Zudem steht ein Ausbau der bisher noch unterentwickelten Fertigessenschiene auf dem Programm.

Bei den Preiserhöhungen will Hellofresh den Angaben zufolge weiter unter der Teuerungsrate für Lebensmittel bleiben. Derzeit seien keine Stellenstreichungen geplant, versichert Richter. Die Belegschaft sei im Vergleich zu anderen Firmen der Branche in den vergangenen Jahren nicht so stark gewachsen.

Im vierten Quartal 2022 erwirtschaftete Hellofresh eine bereinigte Ebitda-Marge von 8,5 % nach 8,3 % im Vorjahreszeitraum. Damit wurden die Analystenschätzungen (7,8 %) übertroffen. Die Erlöse erreichten 1,87 Mrd. Euro, in Landeswährungen war das eine Zunahme um 11 %. Die Investmentbank Jefferies bescheinigt Hellofresh ein gutes Schlussquartal, doch der Ausblick auf das laufende Jahr erscheine schwach. Das US-Analysehaus Bernstein macht geltend, dass die Konsens-Gewinnschätzung nun Ab­wärtspotenzial habe.

Hellofresh
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Umsatz7 6075 993
 USA4 5203 294
 Andere Länder3 0872 699
Deckungsbeitrag (%)25,525,3
Bereinigtes Ebitda477528
 in % des Umsatzes6,38,8
Jahresergebnis125243
Free Cashflow–104207
Zahlungsmittel504827
Kundenzahl (Mill.)7,117,22
Börsen-Zeitung