Knorr-Bremse wuchert mit Orderbestand
Knorr-Bremse wuchert mit Orderbestand
Vorstandschef Llistosella warnt aber vor Flaute im Lkw-Geschäft in Europa und Nordamerika
mic München
Die Neuausrichtung von Knorr-Bremse kommt voran. Dieser Auffassung ist der seit gut einem Jahr amtierende Vorstandsvorsitzende Marc Llistosella. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagte er in der Online-Jahrespressekonferenz des Weltmarktführers für Bremsen in Schienen- und Nutzfahrzeugen. Ziel sei es, einerseits in den bestehenden Aktivitäten besser zu werden und andererseits neue Geschäftsfelder zu erschließen. Trotz der Fortschritte gelte: „Freudentänze führt hier noch keiner auf.“
Finanzvorstand Frank Weber zeigte sich optimistisch: „Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft.“ Er begründete dies unter anderem mit vollen Auftragsbüchern. Der Bestand der Order stieg per Ende Dezember um 2,5% auf 7,1 Mrd. Euro.
Kostendisziplin gefragt
Llistosella wies allerdings darauf hin, dass er weiterhin schwierige Marktbedingungen erwarte. Er pochte auf Kostendisziplin: „Bei uns wird kein Euro leichtfertig ausgegeben.“ Er sagte, dass Knorr-Bremse die gedämpfte Einschätzung der Lastwagen-Hersteller über Europa und Nordamerika teile. Wenn die Nachfrage tatsächlich rückläufig sein werde, dann werde das Unternehmen gegensteuern, um die Profitabilität zu sichern.
Im angelaufenen Jahr will Knorr-Bremse einen Umsatz von 7,7 bis 8,0 Mrd. Euro erreichen. Als Vergleichswert 2023 gelten 7,78 Mrd. Euro, also der um 11% auf rund 7,9 Mrd. Euro angestiegene Umsatz ohne die Erlöse der mittlerweile verkauften Kiepe Electric. Treiber der Umsatzentwicklung sind dem Vorstand zufolge ausschließlich die Systeme für Schienenfahrzeuge. Die operative Marge soll von 11,5% (11,3% inklusive Kiepe Electric) auf 11,5 bis 12,5% steigen. Der Vorstand möchte zugleich ausgehend von 553 Mill. Euro (Kiepe-Einfluss vernachlässigbar) einen freien Mittelzufluss von 550 bis 650 Mill. Euro erwirtschaften.
Llistosella strich heraus, dass 2023 ein Rekordjahr in Sachen Umsatz, Auftragseingang und Auftragsbestand gewesen sei. Während vielerorts Entlassungen ankündigt werden müssten, überzeuge Knorr-Bremse mit historisch starken Ergebnissen. Die operative Marge war von 11,1 auf 11,3% gestiegen.
Aktienkurs steigt
Die Börse teilte die Einschätzung des Knorr-Bremse-Chefs. Der Aktienkurs kletterte bis zum Schluss des Xetra-Handels um 7,1% auf 62,66 Euro. Allerdings hat die Aktie von der Erstnotiz 2018 bis Anfang 2022 viel höher notiert.
Knorr-Bremse benötigt nach Meinung von Llistosella einen Kulturwandel. Der Konzern müsse schneller werden. Zudem seien neue Freiheiten erforderlich, „um den Unternehmergeist wiederzubeleben“.
Der Vorstandschef erklärte, nach dem Kiepe-Verkauf (150 Mill. Euro Umsatz) werde im ersten Halbjahr über die Strategie für drei weitere Einheiten (150 bis 200 Mill.) entschieden. Insgesamt wird im Rahmen dieses Fix-it-or-sell-it-Ansatzes ein Umsatzvolumen von 1,4 Mrd. Euro analysiert. Bis zum Jahr 2026 sollen die Lösungen für dieses Portfolio die Ebit-Marge um rund 2 Prozentpunkte erhöhen. Vielversprechend sei auch der Ausbau des Ersatzteil- und Servicegeschäfts, sagte Llistosella. Mit Blick auf neue Geschäftsfelder strich er heraus, der Indien sei für beide Sparten des Unternehmens wichtig.