Spacs

Marley Spoon kehrt von der australischen Börse nach Deutschland zurück

Marley Spoon war mit seinem Listing nach Australien abgewandert, als das Bewertungsumfeld hierzulande für Kochboxenversender-IPOs schlecht war. Jetzt kehrt die Firma per Fusion mit einem Spac zurück - ein ungewöhnlicher Deal.

Marley Spoon kehrt von der australischen Börse nach Deutschland zurück

Marley Spoon kehrt von der australischen Börse zurück

Berliner Kochboxenversender startet nach Fusion mit Spac 468 II das Listing in Frankfurt

cru Frankfurt

Marley Spoon kehrt von der australischen Börse nach Deutschland zurück. Im April war der Kochboxenversender aus Berlin, der in Sydney gelistet ist, vom Spac (Special Purpose Acquisition Company) des Berliner Wagniskapitalgebers 468 Capital übernommen worden. Am Dienstag folgten nun die „Opening Bell“ in der Alten Börse in Frankfurt und der hiesige Handelsstart unter dem Namen Marley Spoon. Das Unternehmen erhofft sich von dem Wechsel nach Frankfurt eine bessere Bewertung.

Der erste Kurs des Hellofresh- und Blue-Apron-Konkurrenten wurde am Dienstag im Parketthandel mit 9,75 Euro festgestellt, knapp unter den10 Euro, für die die Aktien des Spac 468 II wie in der Spac-Branche standardmäßig üblich ausgegeben worden waren. Der Spac hatte bei der Gründung 210 Mill. Euro für einen Zukauf bei Investoren eingeworben. Das Unternehmen, das rund 400 Mill. Euro Umsatz auf drei Kontinenten macht, hat die Erlöse im vergangenen Jahr um 24% gesteigert.

Die in Frankfurt gelistete Marley Spoon ist zu 84% Eigentümer der in Australien gelisteten Marley Spoon. Deren Börsennotierung soll so bald wie möglich eingestellt werden. „Dafür machen wir dem Streubesitz ein Übernahmeangebot“, sagte Marley-Spoon-CEO und -Gründer Fabian Siegel der Börsen-Zeitung. Haupteigentümer von Marley Spoon in Frankfurt sind neben 468 Capital noch die US-Investoren Acacia und Union Square.

„Wieder zu Hause“

„Ich bin sehr froh, dass Marley Spoon wieder zu Hause ist – wo sie hingehören, in Frankfurt“, sagte 468-Capital-Gründer Alexander Kudlich vor dem Läuten der Börsenglocke in der Alten Börse in Frankfurt. „Wir alle hier freuen uns auf das zweite Jahrzehnt von Marleyspoon in Frankfurt.“ Das Unternehmen war zu einem Zeitpunkt nach Australien abgewandert, als das Bewertungsumfeld hierzulande für Kochboxenversender schlecht war, weil der Konkurrent Blue Apron in den USA einen IPO-Flopp hingelegt hatte.

„Die heutige Börsennotierung ist das Ergebnis einer ungewöhnlichen Transaktion zu ungewöhnlichen Zeiten“, sagte Kudlich. „Unserer Meinung nach ist es das erste Mal (oder eines der ersten Male), dass ein Spac dabei geholfen hat, ein Unternehmen von einer Börse an eine andere zu bringen.“

Dass ein Spac ein bereits gelistetes Unternehmen schluckt, ist ungewöhnlich. Eigentlich sollen diese leeren Börsenhüllen Unternehmen einen schnelleren Zugang zum Aktienmarkt ermöglichen – hier dagegen war es ein schneller Wechsel von einem Börsenplatz zum anderen. Zwei der Initiatoren des Spac, Alexander Kudlich und Ludwig Ensthaler, verbindet mit Marley-Spoon-Chef Fabian Siegel eine gemeinsame Vergangenheit bei Rocket Internet.

Der 2020 aus den USA nach Europa geschwappte Spac-Boom ist stark abgeebbt. Begleitet haben die Fusion von Marley Spoon mit dem Spac die Bank Berenberg und die Kanzlei Sullivan & Cromwell. „Durch den Zusammenschluss mit der 468 II Spac kann Marley Spoon das traditionelle IPO-Verfahren umgehen, was sie auf schnellerem Weg zu einem europäischen börsennotierten Unternehmen macht“, sagte Caroline von Linsingen von der Deutschen Börse. „Und jedes neue Listing (…) wird vom Markt begrüßt und trägt zur Dynamik einer Börse bei.“ Das Unternehmen definiere sich selbst als „Disruptor der Supermarktbranche“.

Dritter Spac möglich

„Vielleicht werden wir noch einen dritten Spac auflegen, aber nicht jetzt“, sagte Kudlich der Börsen-Zeitung. Ende 2021 hatte 468 Capital mit dem 468 Spac I schon die Firma Boxine, Hersteller der Tonies-Boxen für Kinderhörspiele, an die Börse gebracht. Von dem aktuellen Venture-Capital-Fonds, der 350 Mill. Euro umfasst, hat 468 Capital bereits 40% investiert, etwa in das deutsche Künstliche-Intelligenz-Start-up Aleph Alpha.

Wertberichtigt Seite 2
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.