Mental-Health-Firma Likeminded schluckt Konkurrentin
Mental-Health-Firma Likeminded schluckt Konkurrentin
Übernahme von Whylab soll Positionierung bei Gruppentherapien stärken – Markt bleibt umkämpft
kro Frankfurt
Das Berliner Start-up Likeminded, das sich auf die Förderung der mentalen Gesundheit in Unternehmen spezialisiert hat, übernimmt den ebenfalls in Berlin ansässigen Konkurrenten Whylab zu einem nicht genannten Preis. Mit dem Kauf stärke Likeminded ihr Alleinstellungsmerkmal im Bereich Gruppenformate, teilte das Unternehmen mit. Solche Formate können nach Angaben von Likeminded bereits "in Effektivität und Qualität mit Einzelsitzungen konkurrieren, so dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden kosteneffektiver unterstützen können".
Ob nun günstigere Gruppen- oder teurere Einzelsitzung: Sowohl das Bundesministerium für Gesundheit als auch Unternehmensberatungen empfehlen Arbeitgebern, in die mentale Gesundheit ihrer Angestellten zu investieren. Tun sie es nicht, kann es teuer werden: Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin lagen die Produktionsausfallkosten in Deutschland im Jahr 2016 bei 2,2 Mrd. Euro. Das war weit vor der Pandemie, in der die Zahl der Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen deutlich nach oben geschossen ist. Der Ukraine-Krieg sowie gestiegene Lebenshaltungskosten haben hier noch ihr Übriges getan.
Bei Investoren gefragt
In der Zeit haben denn auch Wagniskapitalgeber die Mental-Health-Branche für sich entdeckt. Laut dem Datenanbieter Dealroom sind von 2020 bis 2022 weltweit mehr als 9 Mrd. Dollar an Investorengeldern in den Sektor geflossen. Selbst im vergangenen Jahr, in dem die Finanzierer ihre Mittel aufgrund der Inflation und des Zinsanstiegs vielfach zurückgehalten haben, präsentierte sich die Mental-Health-Branche robust: Anders als in der breiten Healthtech-Industrie legte die mittlere Deal-Größe dort noch von 8 auf 10 Mill. Dollar zu, wie aus einem Bericht der Silicon Valley Bank hervorgeht. Die mittlere Unternehmensbewertung nach Abschluss einer Finanzierungsrunde stieg zudem von 40 auf 97 Mill. Dollar.
Die jüngste Finanzierungsrunde von Likeminded liegt gerade erst etwa einen Monat zurück. Ende Juli sammelten die Berliner 5,9 Mill. Euro ein, zusammengerechnet waren es seit der Gründung 9,4 Mill. Euro. Neben dem bestehenden Investor Heartcore Capital aus Dänemark hat sich zuletzt auch die Münchener Holtzbrinck Digital beteiligt.
Das Start-up wurde 2020 von Maximilian Heberger, Kimberly Breuer, Stefan Anca und Josu García de Albizu gegründet. Nachdem sich das Angebot der Berliner ursprünglich an private Nutzer gerichtet hatte, fokussierte sich Likeminded später auf Unternehmenskunden. Auf der Online-Plattform des Start-ups können Arbeitnehmer beispielsweise Einzelgespräche mit Therapeuten oder Psychologen führen, an Gruppen-Workshops teilnehmen oder Webinare besuchen – bei der Wahl des Formats hilft ihnen ein KI-getriebener Empfehlungsalgorithmus.
Umkämpfter Markt
Das Angebot wird derzeit unter anderem von N26, Oliver Wyman und Trivago genutzt, der Umsatz liegt nach Angaben von Likeminded im siebenstelligen Bereich. Laut Dealroom liegt die Firmenbewertung des Unternehmens, das "zur führenden Plattform für mentale Gesundheitslösungen in Europa" werden möchte, derzeit bei 26 bis 39 Mill. Dollar.
Der Weg zur Marktführerschaft wird allerdings kein Spaziergang. Allein in Deutschland konkurriert Likeminded etwa mit der Berliner Nilo Health, die Angestellten ebenfalls eine digitale Plattform zur Stärkung ihrer mentalen Gesundheit bietet. Rivalin Selfapy, auch aus Berlin, hat für ihre digitalen Psychotherapie-Programme zudem erst im Februar 7 Mill. Euro Wagniskapital eingesammelt.