Strategieplan

Michelin setzt auf Brennstoffzellen und 3-D-Druck

Reifenhersteller Michelin will sich breiter aufstellen und dank eines Gemeinschaftsunternehmens mit Faurecia zu einem Weltmarktführer für Brennstoffzellen werden.

Michelin setzt auf Brennstoffzellen und 3-D-Druck

wü Paris

Michelin will künftig unabhängiger von seinem Kerngeschäft mit Reifen werden. Der französische Continental-Konkurrent will sich deshalb stärker diversifizieren und Brennstoffzellen produzieren, mehr Flottenlösungen und Me­dizinprodukte anbieten sowie den Bereich 3-D-Metalldruck weiterentwickeln. Diese Bereiche, bei denen Michelin auch auf Joint Ventures und Akquisitionen setzt, sollen 2030 rund 20 bis 30% der Umsätze des in Clermont-Ferrand beheimateten Konzerns ausmachen, kündigte Konzernchef Florent Menegaux Donnerstag während eines digitalen Investorentages an. Bisher macht Michelin rund 5% seines Umsatzes mit anderen Aktivitäten als dem Reifengeschäft. Trotz der geplanten Diversifizierung will der Konzern weiter in sein Kerngeschäft investieren und dort expandieren. Er hat sich jedoch auch das ehrgeizige Ziel gesteckt, mit Hilfe von Symbio, einem zusammen mit Faurecia be­triebenen Gemeinschaftsunternehmen, zu einem Weltmarktführer für Brennstoffzellen zu werden. Symbio will in diesem Jahr mit dem Bau eines neuen Werks in Saint-Fons bei Lyon beginnen, das 2023 fertiggestellt werden soll. Dort sollen Brennstoffzellen für neue Lieferwagen von Stellantis produziert werden.

Neuer Strategieplan

Gleichzeitig sieht der nun von Menegaux präsentierte Strategieplan vor, dass der Umsatz, wenn Michelin wie erwartet im zweiten Halbjahr 2022 wieder voll aus der Coronakrise herausgefahren ist, ab 2023 um durchschnittlich 5% pro Jahr steigen soll. Der Reifenhersteller will ihn von schätzungsweise 24,5 Mrd. Euro 2023 bis 2030 auf rund 34 Mrd. Euro verbessern. Zum Vergleich: Letztes Jahr sind die Verkäufe Michelins um 15% auf 2,47 Mrd. Euro eingebrochen. Der 1889 gegründete Reifenkonzern schätzt das durchschnittliche Wachstum in der von Covid-Pandemie geprägten Zeit 2019 bis 2023 auf rund 0,5% pro Jahr.

Michelin will nun 2020 bis 2023 pro Jahr rund 80 Mill. Euro einsparen. Gleichzeitig will das CAC-40-Mitglied die Vertriebs-, Verwaltungs- und Gemeinkosten im Reifengeschäft bis 2023 inflationsbereinigt um 65 Mill. Euro senken, bis 2025 dann um insgesamt 125 Mill. Euro. 2023 will es ein operatives Ergebnis der Segmente von mehr als 3,3 Mrd. Euro, einen strukturellen freien Bargeldmittelfluss von 3,3 Mrd. Euro sowie eine Gesamtkapitalrendite von 10,5%, so die anderen von Finanzchef Yves Chapot verkündeten Ziele. Das operative Ergebnis der Segmente betrug letztes Jahr 1,88 Mrd. Euro nach 3 Mrd. Euro 2019, der strukturelle Free Cash-flow 2,01 Mrd. Euro nach 1,62 Mrd. Euro 2019 und die Kapitalrendite 6% nach 10% im Vor-Covid-Jahr.

Darüber hinaus kündigte Michelin eine Überarbeitung der Dividendenpolitik an. Ziel ist nun, 2021 rund 50% der Erträge vor Einmaleffekten an Aktionäre auszuschütten. Der Reifenhersteller hatte im Februar mitgeteilt, die Dividende von 2 Euro auf 2,30 erhöhen zu wollen. Er versprach nun auch, die Kosten für Faktoren wie CO2-Ausstoß sowie Wasser- und Lösungsmittelverbrauch bis 2023 um 10% senken zu wollen.

Investoren reagierten nicht begeistert auf den neuen Strategieplan, so dass die Michelin-Aktie Donnerstag an der Börse von Paris um 2,5% auf 126,15 Euro nachgab, während der CAC 40 um 0,6% zulegte.