Microsoft übertrumpft Alphabet mit Stärke im Cloud-Geschäft
Microsoft übertrumpft Alphabet mit Cloud-Stärke
Software-Konzern profitiert von KI-Integration auf seinen Plattformen – Google-Mutter enttäuscht im zentralen Suchmaschinengeschäft
xaw New York
Alphabet enttäuscht Anleger im Schlussquartal mit der Umsatzentwicklung im zentralen Suchmaschinengeschäft – und muss zusehen, wie Rivalin Microsoft in der Wahrnehmung der Wall Street beim Boom-Thema KI davonzieht. Der Windows-Konzern trumpft insbesondere im Cloud-Geschäft erneut auf.
Während Microsoft die Kunden mit neuen Anwendungen auf dem Feld der künstlichen Intelligenz (KI) in Kernprodukte lockt, enttäuscht Alphabet die Erwartungen der Wall Street. Die Google-Mutter steigerte die konzernweiten Erlöse im abgelaufenen Vierteljahr zwar um 13% auf 86,31 Mrd. Dollar. Auch der Gewinn fiel mit 1,64 Dollar pro Aktie nach 1,05 Dollar im Vorjahr etwas besser aus als erhofft. Doch beim Umsatz im zentralen Suchmaschinengeschäft verpasste Alphabet mit 48 Mrd. Dollar die Konsensprognosen der vom Datendienstleister Factset befragten Analysten.
Alphabet-Aktie sackt ab
Die unerwartet schwache Entwicklung kommt in einer Phase, in der Analysten die Vormachtstellung von Google im Search-Engine-Markt aufgrund des Booms um generative KI erstmals in Gefahr sehen. Die Alphabet-Aktie sackte im frühen New Yorker Handel am Mittwoch zeitweise um 6% ab, während die Anteilscheine von Konkurrentin Microsoft leicht zulegten.
Der Windows-Konzern hat seit 2019 rund 13 Mrd. Dollar in die für ihren Textgenerator ChatGPT bekannte KI-Schmiede OpenAI investiert. Über das vergangene Jahr hinweg hat Microsoft die Suchmaschine Bing mit OpenAI-Anwendungen ausgerüstet und den Software-Assistenten Copilot für die Office-Produktsuite aufgelegt. "Wir sind vom Reden über KI zum Einsatz von KI im großen Stil übergegangen", betonte CEO Satya Nadella im Rahmen der Zahlenvorlage. Der Assetmanager Alliance Bernstein bezeichnet die KI-Produkte von Microsoft als "bedeutend fortschrittlicher als das, was vonseiten der Konkurrenz verfügbar ist".
Die Hoffnung auf einen anhaltenden Aufschwung bei lernfähigen Algorithmen hat der Microsoft-Aktie in den vergangenen Monaten starken Aufschwung verliehen. Der Windows-Konzern erreichte im laufenden Jahr als zweites Unternehmen weltweit nach Apple eine Marktkapitalisierung von mehr als 3 Bill. Dollar und löste den iPhone-Designer gar als global wertvollste Aktiengesellschaft ab.
Starker Gewinnanstieg
Zudem verleiht das hohe Interesse an künstlicher Intelligenz Microsoft im Geschäft mit der Bereitstellung von Computerressourcen Schub. Die Erlöse aus dem Segment Intelligent Cloud legten im Ende Dezember abgeschlossenen zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2024 um 20% auf 25,88 Mrd. Dollar zu, wobei sich die Plattform Azure mit einem Wachstum um 30% als Treiber erwies. In der Folge kletterte der Konzernumsatz um 18% auf 62 Mrd. Dollar und der Nettogewinn um 33% auf 21,9 Mrd. Dollar – dies bedeutete die stärksten vierteljährlichen Anstiege seit Sommer 2022 bzw. Herbst 2021.
Alphabet kurbelte die Erlöse im Cloud-Geschäft zwar um 26% auf 9,19 Mrd. Dollar an und erholte sich damit etwas von einem schwachen dritten Quartal, dessen Resultate Anleger bereits an der Nachfrage nach den KI-Dienstleistungen der Google-Mutter mit ihren ChatGPT-Konkurrenzprodukten Bard und Gemini hatten zweifeln lassen. Allerdings hinkt der Konzern damit weiterhin hinter den Wachstumsraten von Microsoft Azure hinterher. Nach Darstellung von Alphabet-Finanzchefin Ruth Porat trägt KI inzwischen zwar zunehmend zum Wachstum in der Cloud-Sparte bei, auf genaue Zahlen wollte sich die Managerin in einer Analystenschalte aber nicht festlegen.
Wettbewerbsintensives Geschäft
Die Analysten von Insider Intelligence betonten zuletzt bereits, dass das Geschäft mit der Bereitstellung von Rechenleistung über das Internet wesentlich schwergängiger und von härterer Konkurrenz geprägt ist als der digitale Werbemarkt, in dem Alphabet über Google nach Ansicht von Kritikern lange eine De-facto-Monopolstellung innehatte. In Letzterem zeigt sich der Konzern auch mit Blick auf seine anderen Plattformen wie Youtube wieder robuster als im Vorjahr.
Allerdings müssen sich die Technologieriesen mit einem verstärkten regulatorischen Fokus auf ihre KI-Investitionen auseinandersetzen. So hat die US-Wettbewerbsbehörde FTC mehrere Unternehmen – neben Alphabet, Microsoft und OpenAI auch Amazon und die KI-Schmiede Anthropic – aufgefordert, tiefergehende Informationen zu Investitionen in die Technologie vorzulegen. Sie sollen als Grundlage einer Studie zur Konkurrenzsituation und drohenden Machtgefällen im KI-Markt dienen.
Die FTC und Vertreter des US-Justizministeriums verhandeln bereits seit Monaten über Zuständigkeiten und Arbeitsteilung bei der Prüfung von KI-Investments und -Akquisitionen. Grundsätzlich sind Unternehmen in den USA verpflichtet, sich für geplante Transaktionen mit einem Wert von über 119 Mill. Dollar die Zustimmung offizieller Stellen einzuholen.
Transaktionsmodell im Visier der Regulatoren
FTC-Vertreter haben gerade mit Blick auf die Microsoft-Investitionen in OpenAI Bedenken darüber angemeldet, dass der Konzern die Behörde nicht früher informiert habe. OpenAI betont, dass Microsoft lediglich eine "Minderheitsbeteiligung" an einer For-Profit-Einheit der KI-Schmiede halte. Bereits im vergangenen Jahr starteten FTC-Offizielle eine informelle Untersuchung dazu, ob das auf die Beteiligung an künftigen Gewinnen angelegte Transaktionsmodell des Windows-Konzerns regelmäßig dazu genutzt werden könnte, kartellrechtliche Frühphasen-Prüfungen zu umgehen.
Sowohl Microsoft als auch Alphabet zeigen sich gegenüber der FTC-Untersuchung kooperationsbereit. Die Tech-Konzerne müssen sich jedoch nicht nur im Heimatmarkt mit einer genaueren Kontrolle ihrer KI-Beteiligungen auseinandersetzen. Anfang Januar teilte die EU-Kommission mit, sie prüfe, ob die Microsoft-Investitionen in OpenAI unter die EU-Fusionsverordnung fallen.
Umsatz-Boost durch Activision
Bei der Übernahme des Spieleentwicklers Activision Blizzard hat sich der Softwareriese im vergangenen Jahr indes gegen den Widerstand von Kartellregulatoren auf beiden Seiten des Atlantiks durchgesetzt. In den Zahlen zum vierten Quartal waren die Effekte der Akquisition eingerechnet. Die Activision-Erlöse schoben das konzernweite Umsatzwachstum zum Vorjahr um vier Prozentpunkte an.
Unterdessen bemühen sich die Tech-Riesen nach dem Einstellungsboom aus der Hochphase der Corona-Pandemie um Effizienzgewinne. Microsoft setzte nach Abschluss der Activision-Übernahme 1.900 Mitarbeiter oder 8% der Beschäftigten im Videospiel-Segment vor die Tür. Bei Alphabet, die 2024 hunderte Angestellte unter anderem der Hardware-Sparte entlassen hat, muss sich die Belegschaft laut CEO Sundar Pichai auf weitere Kürzungen einstellen.
Pichai bezeichnete die Reorganisation im Hardware-Bereich gegenüber Analysten nun als beispielhaft für Versuche, den Konzern zu vereinfachen. Finanzchefin Porat rechnet für 2024 mit höheren Investitionsausgaben – unter anderem für Anwendungen wie Chips, die als Grundlage von KI-Programmen dienen.