Nissan und Honda verhandeln über Fusion
Nissan und Honda verhandeln über Fusion
Teure Aufholjagd bei Batterieautos zwingt Hersteller zum Handeln – Börse sieht den Vorteil eher auf Seiten von Nissan
Die zweit- und drittgrößten japanischen Autobauer verhandeln über die Gründung einer Dachgesellschaft, wodurch Japans Autoindustrie in zwei Lager aufgeteilt würde: eine Gruppe um Toyota und die zweite Gruppe um Honda. Letztere wäre wegen der angeschlagenen Finanzen von Nissan deutlich schwächer aufgestellt.
mf Tokio
Voraussichtlich schon am Montag wollen Honda und Nissan eine Absichtserklärung unterzeichnen, künftig unter einer gemeinsamen Dachgesellschaft zu operieren. Auch die Nissan-Tochter Mitsubishi Motors könnte dieser Holding beitreten. Offiziell bestätigten die Autobauer diese Berichte zwar nicht. Aber sie kamen auch nicht überraschend.
Schon im März hatten Honda und Nissan ihre Absicht erklärt, über eine engere Zusammenarbeit bis hin zu wechselseitigen Beteiligungen zu verhandeln. Im August folgte eine strategische Partnerschaft für die Entwicklung von gemeinsamen Komponenten und Software. Beschleunigt wurden die Verhandlungen offenbar durch den Einstieg von zwei aktivistischen Investoren bei Nissan und das Interesse der taiwanesischen Foxconn an einer Kapitalbeteiligung. Foxconn sucht einen Partner für den Bau von Elektroautos.
Honda gegen Toyota
Sollte die Fusion zustande kommen, würde sich Japans Fahrzeugindustrie, die doppelt so viele Einheiten produziert wie die von Deutschland, endgültig in zwei große Lager aufteilen: auf der einen Seite die von Toyota angeführte Gruppe mit Suzuki, Mazda und Subaru, auf der anderen Seite das Trio von Honda, Nissan und Mitsubishi. Die Logik hinter dieser Gruppenbildung ist dieselbe: Durch wechselseitige Beteiligungen und Kooperationen wollen die Hersteller ihre finanziellen und technologischen Ressourcen bündeln, um den Übergang ins Elektrozeitalter einigermaßen ungeschoren zu überstehen.
Mit dem Zusammenschluss von Honda, Nissan und Mitsubishi würde einer der weltweit größten Autokonzerne mit einem Börsenwert von 55 Mrd. Euro entstehen. Im Vorjahr verkauften die drei Hersteller zusammen rund 8 Mill. Einheiten und lagen damit weltweit an dritter Stelle hinter Toyota und Volkswagen. In diesem Jahr werden Honda, Nissan und Mitsubishi jedoch voraussichtlich nur noch 6,7 Mill. Autos verkaufen und wären damit größer als General Motors, aber kleiner als die koreanische Hyundai-Kia-Gruppe.
Dreierbund mit Schieflage
So wie Toyota die stärkere japanische Gruppe beherrscht, so würde Honda das Schwergewicht der neuen Allianz bilden. Zum Börsenschluss am Mittwoch in Tokio wurde der Branchenzweite in Japan mit 41 Mrd. Euro bewertet, Nissan kam auf eine deutlich kleinere Marktkapitalisierung von 9,6 Mrd. Euro, Mitsubishi Motors bringt mit 4,4 Mrd. Euro noch weniger auf die Waage. Diese Ungleichgewichte erklären Berichte, wonach die beiden Autobauer zunächst die Gründung einer Dachgesellschaft beschließen und erst später entscheiden wollen, wer daran welche Anteile erhält.
Fusion als Rettungsring
Mit der Fusion reagieren die zwei großen Autobauer auch auf ihre Absatzkrise. In China sank Hondas Verkaufszahl in diesem Jahr um 31% und Nissans um 11%. Zudem mangelt es Nissan in den USA an Hybrid- und SUV-Modellen. Beide Autobauer bauen ihre Kapazitäten deswegen bereits ab: Honda um 10% und Nissan um 20%. Die Börse bewertete die Fusionspläne als Rettungsring für Nissan und Mitsubishi: Deren Aktien sprangen am Mittwoch in Tokio um das jeweils maximal mögliche Tageslimit von 24% bzw. 20% nach oben. Dagegen sank die Honda-Aktie um 3%. Offenbar sahen die Anleger eher Nachteile für Japans zweitgrößten Autobauer durch die Fusion mit der finanziell angeschlagenen Nummer drei in Japan. „Wenn eine Fusion mit Nissan zustande kommen soll, halten wir es für notwendig, klare positive Aspekte für die Honda-Aktionäre zu skizzieren“, forderte denn auch UBS-Analyst Kohei Takahashi in seiner ersten Einschätzung.