Börsen-Comeback

Porsche peilt Margen auf Niveau von Ferrari an

Der Börsenkandidat Porsche SE will mit einer verstärkten Luxusstrategie die Anleger von seiner Equity Story überzeugen. Damit orientieren sich die Stuttgarter am Modell von Ferrari.

Porsche peilt Margen auf Niveau von Ferrari an

sck München – Auf ihrem ersten Kapitalmarkttag fünf Monate nach Bekanntgabe der Börsenpläne hat die Führung der Porsche AG ambitioniertere Margenziele für den Sportwagenhersteller angekündigt. Vor Analysten stellte Finanzvorstand Lutz Meschke, zugleich Vorstand fürs Ressort Beteiligungen des Dax-Mitglieds Porsche Automobil Holding SE, als Maßstab für die operative Umsatzrendite langfristig mehr als 20% in Aussicht.

Bislang galt für das Management des Vorzeigeunternehmens aus Stuttgart-Zuffenhausen unter Leitung von Vorstandschef Oliver Blume eine Marge von mindestens 15% als Richtgröße. Mit dem heraufgesetzten Ziel strebt die Porsche AG das Profitabilitätsniveau des viel kleineren, aber bereits börsennotierten Luxus-Sportwagenbauers Ferrari an. Die Porsche AG ist zwar die profitabelste Marke im Mehrmarkenkonzern Volkswagen, der profitabelste Autohersteller der Welt ist allerdings die Pkw-Schmiede mit Sitz im norditalienischen Maranello.

Im vergangenen Jahr steigerte die Porsche AG ihre Umsatzrendite um 1,4 Punkte auf 16%, Ferrari erreichte mit einem Sprung um 4,5 Punkte auf 25,2% aber sogar einen firmeneigenen Rekordwert, der zugleich eine Bestmarke in der gesamten Autobranche darstellte (vgl. Grafik).

Im Juni kündigte die Spitze von Ferrari an, bis Mitte des laufenden Jahrzehnts den Konzerngewinn und die Umsatzrendite nochmals deutlich steigern zu wollen.

Schlüssel liegt in Wolfsburg

Die ehrgeizigen Italiener wollen dies mit einer deutlicheren Ausrichtung auf mehr Fahrzeuge mit leistungsstarken Hybrid- und Batterieantrieben erreichen. So ähnlich will auch die Führung der Porsche AG vorgehen, die nach wie vor ein Comeback an der Börse im kommenden Herbst anpeilt.

Die Entscheidung dafür liegt vor allem in den Händen von VW-Vorstandschef Herbert Diess, VW-Chefaufseher Hans Dieter Pötsch (zugleich CEO der Porsche SE) und Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG und der Beteiligungsgesellschaft Porsche SE, die zwar die Stimmrechtsmehrheit (53,3%) an der VW AG hält, aber aufgrund des VW-Gesetzes (Vetorecht des Landes Niedersachsen) in ihrer Machtfülle begrenzt ist. Mitte Februar, wenige Tage vor Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine, machte das Dax-Schwergewicht aus der niedersächsischen Tiefebene den Börsenplan für die Porsche AG publik.

Seitdem hängt die Realisierung dieses Vorhabens davon ab, wie sich die militärische Lage in der Ukraine entwickelt. Die erhöhte Unsicherheit an den Kapitalmärkten wirkt wie Gift für Gesellschaften, die aufs Handelsparkett streben. Der Markt für Initial Public Offerings (IPO) trocknet derzeit aus.

Von dem ungünstiger gewordenen Umfeld lässt sich der Vorstand der Porsche AG aber nicht sonderlich beeindrucken, wie man auf der Investorenkonferenz den Eindruck gewinnen konnte. Das Unternehmen übertrug den Kapitalmarkttag live auf seiner Internetseite. Nach einer viereinhalbstündigen Präsentation des gesamten Vorstands konnten Analysten Fragen stellen. Diese drehten sich vor allem um das Thema IPO.

CFO Meschke betonte dabei, dass die Porsche AG unabhängiger werden wolle gegenüber Entscheidungen des Mutterkonzerns in Wolfsburg. Als Beispiel dafür nannte er Budgets für bestimmte Wachstumsinvestitionen. Das verkürze die Entscheidungswege innerhalb des VW-Konzernverbunds. Sollte der Börsengang erfolgreich über die Bühne gehen, wäre die VW AG künftig weiterhin mehrheitlich an der Tochtergesellschaft beteiligt.

2022 neue Bestwerte im Blick

Die Porsche SE bekäme die Porsche AG zusätzlich in ihr Beteiligungsportfolio. Das käme der Diversifizierungsstrategie der Holding, die ebenfalls ihren Sitz in Stuttgart hat, sehr entgegen. Nach dem firmeneigenen Rekordjahr peilt derweil die Porsche AG im laufenden Jahr neue Bestwerte bei den Erlösen und beim Ergebnis an. Laut CFO Meschke soll der Sportwagenbauer 2022 die operative Umsatzrendite auf eine Bandbreite von 17 bis 18% erhöhen. Der Umsatz soll auf 38 Mrd. bis 39 Mrd. Euro hochschnellen. Das wäre ein Zuwachs von bis zu 18%. Rückenwind bekommt die Porsche AG dabei von der Dollaraufwertung an den Devisenmärkten gegenüber dem schwächelnden Euro. Die USA sind einer der größten Märkte der Schwaben.

Anleger honorieren Ausblick

Die Anleger reagierten wohlwollend auf die Ankündigungen von CEO Blume und Meschke, der zugleich sein Stellvertreter ist. Zum Wochenauftakt gewann die Vorzugsaktie von VW in der Spitze bis zu 2,2% auf 102,34 Euro an Wert. Der Titel der Porsche SE verteuerte sich zeitweise um 3,4% auf 69,78 Euro. Allerdings haben beide Papiere seit Jahresbeginn deutlich Federn lassen müssen. Sowohl VW als auch Porsche SE büßten seitdem rund ein Viertel ein. Zum Vergleich: Ferrari verlor an der Borsa Italiana im gleichen Zeitraum „nur“ 15%. Das könnte ein Indikator dafür sein, dass eine Luxusstrategie in Zeiten hoher Volatilitäten bei institutionellen Investoren besser ankommt als ein Volumen- und Premiumkonzept von Autoherstellern. Meschke zitierte eine Studie, wonach dem Luxussegment in den kommenden Jahren ein durchschnittliches Wachstum p.a. von 8 bis 10% zugetraut wird.

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