Anleihe-Restrukturierung

Preos-Bondholder schalten Justiz ein

Die Auseinandersetzung um die Anleihe-Restrukturierung der Immobilienfirma Preos spitzt sich zu. Außenstehende Bondholder lehnen auch das neue Konzept strikt ab und klagen gegen die Bestellung des gemeinsamen Vertreters.

Preos-Bondholder schalten Justiz ein

Preos-Bondholder schalten Justiz ein

Außenstehende Gläubiger lehnen auch das neue Restrukturierungskonzept ab – Klage gegen Vertreterbestellung

Die Auseinandersetzung um die Umschuldung der Immobilienfirma Preos spitzt sich zu. Außenstehende Bondholder lehnen auch das neue Konzept strikt ab, das eine Umwandlung in Aktien ohne Kapitalschnitt für die bisherigen Aktionäre vorsieht. Sie klagen gegen die Bestellung des gemeinsamen Vertreters.

hek Frankfurt

Eine Gruppe außenstehender Bondholder klagt gegen die Bestellung von Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), zum gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger des strauchelnden Büroimmobilienunternehmens Preos. Auch gegen die neuen Vorschläge zur finanziellen Restrukturierung werde man juristisch vorgehen, kündigt Rechtsanwalt Tobias Moser von der Kanzlei DMR Legal an. Über das Konzept sollen die Wandelanleiheinhaber am ersten Dezember-Wochenende abstimmen, und zwar von Freitag (1. Dezember) bis Sonntag. Aufgrund der Klage gegen die Wahl Niedings soll dieser zunächst abberufen und sogleich neu bestellt werden.

Debt-to-Equity-Swap ohne Kapitalschnitt

Preos aus Frankfurt, der unter anderem die Sky-Zentrale in Unterföhring bei München gehört, will die Verzinsung des Wandlers rückwirkend ab 8. Dezember 2022 streichen. Außerdem ist eine Pflichtwandlung in Aktien geplant. Sie soll erfolgen, sobald die Änderung der Anleihebedingungen vollzogen ist, geht aus den Unterlagen zur Abstimmung hervor. Eine Umwandlung in Eigenkapital ist bei Bondrestrukturierungen durchaus üblich. Ungewöhnlich ist aber, dass dies ohne Kapitalschnitt für die Aktionäre erfolgen soll.

"Einen Debt-to-Equity-Swap ohne Kapitalschnitt habe ich noch nie gesehen", kritisiert Moser im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. "Großaktionär Publity und die mit ihr verbundene Vilus können dann alles bestimmen, während die Dritt-Bondholder nachrangige Aktionäre ohne Mitspracherecht werden. Das ist sehr unattraktiv." Das neue Konzept biete keinen einzigen Vorteil. Als Aktionäre würden Inhaber der Wandelschuldverschreibung im Konkursfall vermutlich alles verlieren. Als Gläubiger erhielten sie wenigstens die Insolvenzquote. Moser vertritt nach eigenen Angaben ein Bondvolumen von 40 Mill. Euro.

Transfer von Wandelanleihen aus Eigenbestand

Der Rechtsstreit entzündet sich an dem Transfer von Wandelanleihen im Volumen von mehr als 100 Mill. Euro an den Investor Vilus Immo Germany aus Berlin, die Preos zuvor im Eigenbestand gehalten hatte. Hinter Vilus steht der Immobilienunternehmer Bernd Ehret, ein Weggefährte des umstrittenen Investors Thomas Olek, zu dessen Firmengeflecht Preos gehört. „Nach unserer Ansicht handelt es sich bei Vilus um ein verbundenes Unternehmen, das nicht stimmberechtigt ist und für Rechnung der Emittentin die Anleihen hält“, bestätigt Moser frühere Aussagen. Im Wertpapierprospekt des Wandlers wird Ehret als nahestehende Person geführt. Vilus hat sowohl das erste Restrukturierungskonzept, das am Widerstand außenstehender Bondholder scheiterte, als auch die Wahl Niedings zum gemeinsamen Vertreter unterstützt.

Moser hält Vilus vor, keine Gläubigerinteressen zu verfolgen. Die Drittgläubiger seien bereit, über Stundung und Laufzeitverlängerung zu reden. "Dafür brauchen wir aber Transparenz", sagt er. Für Großaktionär Publity und damit für Olek wäre eine Insolvenz ein schwerer Schlag. Denn Preos-Aktien und -Anleihen müssten auf Publity-Ebene abgeschrieben werden.

Insolvenzquote wäre gering

Preos begründet Zinsstreichung und Debt-to-Equity-Swap mit der drohenden Zahlungsunfähigkeit. Nur drei kleinere Objekte habe man zu "noch vertretbaren Konditionen" veräußern können. Aus den Unterlagen geht hervor, dass unbesicherte Gläubiger bei einer Insolvenz nur mit einer Quote von 2,47% rechnen können. Diese könne sogar auf bis zu 0,74% sinken. Die Angaben stammen laut Preos aus einem Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte. Die Wandelanleihe hat ein ausstehendes Volumen von 249,6 Mill. Euro. Sie ist am 9. Dezember 2024 fällig.

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