Sartorius verschreckt Anleger
Sartorius verschreckt Anleger
Life-Science-Konzern startet 2024 schwächer als erwartet – Aktie fällt um 19 Prozent
ste Hamburg
Der Biopharmazulieferer und Laborausrüster Sartorius hat Anleger am Donnerstag mit seinen Zahlen zum ersten Quartal verschreckt. Die Vorzugsaktie des Göttinger Unternehmens fiel als größter Tagesverlierer im Dax um bis zu 19,2% auf 266,40 Euro – den niedrigsten Stand seit Mitte November vergangenen Jahres. Zwar bekräftigte Sartorius die im Januar veröffentlichten Finanzziele für 2024, doch wachsen Zweifel. Die Vorgaben zu erfüllen, sei schwieriger geworden, meinte ein Berenberg-Analyst, der bei einem Kursziel von 346 Euro aktuell zum Kauf der Aktie rät.
Vorstandschef Joachim Kreuzburg bekräftigte in einem Mediengespräch die Prognose mit der Erwartung, dass nach einem „moderaten“ ersten Halbjahr ein Anziehen der Geschäftsdynamik in der zweiten Jahreshälfte folgen werde. Das Unternehmen rechnet 2024 mit einer Umsatzsteigerung im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich, wobei rund 1,5 Prozentpunkte des Wachstumsbeitrags aus Zukäufen wie Polyplus stammen sollen. Die um Sondereffekte bereinigte operative Rendite vor Abschreibungen (Ebitda-Marge) sieht Sartorius 2024 bei etwas über 30 (i.V. 28,3)%.
Marktschwäche in China
Im ersten Quartal schrumpfte der Umsatz wechselkursbereinigt um 7,6% und nominal um 9,3% auf 820 Mill. Euro – 4,4% weniger als von Analysten im Schnitt erwartet. Kreuzburg verwies auf eine hohe Vergleichsbasis im ersten Vorjahresquartal, in dem der Umsatz noch von der hohen Nachfrage infolge der Corona-Pandemie profitiert habe. Mit Blick auf den Auftragseingang, der in den ersten drei Monaten um wechselkursbereinigt 9,8% anzog und mit 826 Mill. Euro etwas über dem Umsatzniveau lag, sprach der Sartorius-Chef von einer „sehr guten Fortsetzung des Trends“ von Ende 2023. In allen Regionen bis auf China, wo sich Kunden mit Investitionen zurückhielten, sei die Nachfrage gestiegen.
Die „ausgeprägte Marktschwäche“ in China, wo viele der aufgebauten Kapazitäten im biopharmazeutischen Bereich relativ gering ausgelastet seien, dämpfe den Auftragseingang im Equipment-Geschäft. Sartorius rechnet aber auch in China mit einer „gewissen“ Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Es gebe ermutigende Signale, so Kreuzburg. Chinas Regierung, die das Segment Life Science und die biopharmazeutische Industrie in den vergangenen Jahren stark gefördert habe, versuche gegenzusteuern.
Effizienzmaßnahmen
Das bereinigte Ebitda sank im Quartal um 13,8% auf 234 Mill. Euro – knapp 2% weniger als von Analysten erwartet. Die bereinigte Ebitda-Marge landete bei 28,6 (30,1)%. Die Profitabilität, sagte Kreuzburg, liege auf „robustem Niveau“, zwar etwas niedriger als im umsatzstärkeren Vorjahresquartal, aber höher als im Schlussabschnitt 2023 und über dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie. Insofern setze sich auch hier der positive Trend fort, meinte der Sartorius-Chef. Aus Effizienzprogrammen erwartet der Konzern im Jahresverlauf „weitere und zunehmend positive Effekte“.
In einigen Bereichen werde man noch Kapazitätsanpassungen in administrativen Funktionen sowie im Produktionsmanagement vornehmen, sagte Kreuzburg. Weltweit dürften weitere 250 bis 300 Stellen wegfallen, vor allem durch natürliche Fluktuation und Auslauf befristeter Verträge. Bis Ende März sank die Beschäftigtenzahl im Konzern verglichen mit Ende vergangenen Jahres um rund 300 auf 14.300 Mitarbeiter. Die Beschäftigung, die immer noch um 60% über dem Niveau vor Beginn der Pandemie 2020 liege, werde „unterproportional“ zur Umsatzentwicklung angepasst, betonte der Sartorius-Chef.
Schnelle Entschuldung
Positive Ergebniseffekte erwartet Sartorius zudem durch Einsparungen im Einkauf. Mit Blick auf den Cashflow verwies Kreuzburg auf Bestrebungen, nach Stabilisierung der Lieferketten Lagerbestände, die infolge der Pandemie erhöht worden waren, wieder zu reduzieren. Der Bestandsabbau soll auch dazu beitragen, den infolge der letztjährigen Polyplus-Akquisition gestiegenen dynamischen Verschuldungsgrad von 5 bis Ende dieses Jahres auf etwas über 3 zurückzuführen. Das infolge der Coronakrise erhöhte Betriebskapital liege noch um rund ein Drittel über dem Niveau vor der Pandemie.
Um die Verschuldung schneller zu reduzieren und sich eher zusätzlichen finanziellen Spielraum zu verschaffen, hatte Sartorius im Februar eigene Aktien platziert. Der Verschuldungsgrad als Quotient aus Nettoverschuldung und bereinigtem Ebitda lag per Ende März bei 4,4. Derzeit gebe es kein konkretes Übernahmeziel, um das eigene Produkt- und Technologieangebot zu verbreitern, fügte Kreuzburg hinzu. „Uns ist aber wichtig, die strategische Handlungsmöglichkeit zu haben, wenn es eine Akquisitionsidee gibt.“