Shell beschleunigt Aktienrückkauf
hip London
Shell wird beim Aktienrückkauf das Gaspedal durchtreten, nachdem die steigenden Öl- und Gaspreise dem Energiekonzern ein weiteres Rekordquartal beschert haben. Das den Aktionären zuzurechnende Nettoergebnis hatte sich im Vorjahresvergleich mehr als verfünffacht. Wie der BP-Rivale mitteilte, schwoll es auf 18,0 (i. V. 3,4) Mrd. Dollar an. „Mit volatilen Energiemärkten und der anhaltenden Notwendigkeit, dem Klimawandel zu begegnen, bringt 2022 weiterhin große Herausforderungen für Verbraucher, Regierungen und Unternehmen hervor“, sagte CEO Ben van Beurden. „Deshalb nutzen wir unsere finanzielle Stärke, um in die von der Welt benötigte sichere Energieversorgung zu investieren, echte und mutige Schritte zur Verringerung der CO2-Emissionen zu ergreifen und unser Unternehmen für eine Niedrigemissionswirtschaft umzubauen.“ Zunächst werden allerdings die Anteilseigner bedient. Bis zur Bekanntgabe der Geschäftszahlen des laufenden Quartals will Shell für weitere 6 Mrd. Dollar Aktien zurückkaufen, nachdem im ersten Halbjahr bereits ein 8,5 Mrd. Dollar schwerer Rückkauf über die Bühne gebracht wurde. Die Dividende wurde allerdings nicht erhöht, sondern bei 25 Cent je Aktie belassen. Auch andere Branchenschwergewichte kaufen verstärkt Aktien zurück, darunter die norwegische Equinor (zuvor: Statoil), Repsol und Total. Shell will mit Blick auf den Ausblick für die Branche weiterhin mehr als 30% des Cashflow an die Aktionäre ausschütten.
Die aktuelle Energiekrise hat dem Konzern Rückenwind für die Erschließung neuer Öl- und Gasvorhaben verschafft. Shell entschied sich diesen Monat dazu, die zuvor von der britischen Regierung genehmigte Entwicklung des Nordsee-Gasfelds Jackdaw voranzutreiben. Greenpeace kündigte bereits an, gegen die Genehmigung vor Gericht zu ziehen. Jackdaw könnte bis zu 6,5 % des britischen Bedarfs decken. Shell investiert zudem in die Gasförderung im Nordsee-Ölfeld Pierce sowie in Gasprojekte in Australien und Katar.
Rückkauf der US-Pipelines
Anfang der Woche kündigte das Unternehmen an, für rund 2 Mrd. Dollar die Minderheiten aus dem US-Pipelinebetreiber Shell Midstream Partners herauszukaufen. Seit Ende März schrumpfte die Nettoverschuldung trotz Aktienrückkauf und Dividenden von 48,5 Mrd. auf 46,4 Mrd. Dollar. Dabei half der Anstieg des Free Cashflow von 10,5 auf 12,4 Mrd. Dollar im gleichen Zeitraum.
„Shell verfolgt eine andere Herangehensweise als Wettbewerber und konzentriert sich mehr auf das Management von Energielösungen für die Kunden als auf den Aufbau von erneuerbaren Energieproduktionskapazitäten“, schrieb die Analystin Laura Hoy von Hargreaves Lansdown. „Das mag einer wachsenden Zahl von Anlegern nicht gefallen, die sich immer mehr auf Umweltdaten fokussieren.“ Shell dürfte weniger attraktive ESG-Werte aufweisen als Wettbewerber, die komplett umsteigen wollen. „Aus finanzieller Sicht sieht es allerdings nach einer weisen Strategie aus, denn Erneuerbare haben ihre Rentabilität noch nicht unter Beweis gestellt und die Nachfrage nach dem schwarzen Zeug dürfte mittelfristig hoch bleiben“, schrieb Hoy.
Shells Produktionskapazität mit erneuerbaren Energien lag im abgelaufenen Quartal bei 1,1 GW. Der bereinigte Ergebnisbeitrag der Sparte Renewables & Energy Solutions belief sich auf 0,73 Mrd. Dollar. Im Vorjahr hatte auf dieser Ebene noch ein Minus von 13 Mill. Dollar zu Buche gestanden.
Shell | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 |
Umsatz (Mrd.) | 186 | 121 |
Explorationskosten | 639 | 617 |
Vorsteuerergebnis | 36 936 | 12 367 |
Nettoergebnis | 25 156 | 9 343 |
Operativer Cashflow | 33 470 | 20 910 |
Liquide Mittel | 38 970 | 34 104 |
Nettoverschuldung | 46 357 | 65 735 |
Börsen-Zeitung |