Siemens Energy arbeitet sich aus dem Tal nach oben
Siemens Energy übertrifft Erwartungen im dritten Quartal
Verlust des Windkraftspezialisten Siemens Gamesa fällt geringer aus – Steigende Stromnachfrage hievt Auftragsbestand auf Rekordniveau
mic München
Siemens Energy hat im dritten Quartal 2023/2024 die Erwartungen der Analysten übertroffen. Die Profitabilität fiel insbesondere deswegen höher aus, weil die Windkrafttochter Siemens Gamesa einen geringen Verlust schrieb als prognostiziert. „Siemens Energy ist auf einem guten Weg, seine Jahresprognose und die Unternehmensziele für das laufende Jahr zu erreichen“, sagte Vorstandschef Christian Bruch in einer Telefonpressekonferenz. Das Unternehmen komme Schritt für Schritt voran: „Das ist nicht immer wahnsinnig aufregend, aber das ist genau das, was wir erreichen wollen.“
Der Auftragseingang ging im dritten Quartal vor allem wegen eines hohen Vergleichsniveaus um fast ein Drittel zurück, lag aber mit 10,4 Mrd. Euro um fast 0,5 Mrd. Euro über den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Der Umsatz stieg vergleichbar um 19%, getrieben von den Sparten Grid Technologies, Transformation of Industry und Siemens Gamesa. Mit 8,8 Mrd. Euro landete Siemens Gamesa auch in dieser Disziplin über dem Kapitalmarkt-Konsens von 8,7 Mrd. Euro.
Das Ergebnis vor Sondereffekten betrug 49 Mill. Euro statt wie erwartet 33 Mill. Euro. Die Analysten hatten einen operativen Gamesa-Verlust vor Sondereffekten von 493 Mill. Euro vorhergesagt, tatsächlich aber addierten sich die roten Zahlen auf 449 Mill. Euro.
Hoher Auftragsbestand
Der Aktienkurs, der im laufenden Jahr um mehr als 70% gestiegen war, sank am Mittwoch um 0,3% auf 24,39 Euro zu. Bruch erklärte, im Kursaufschwung der vergangenen Monate seien keine besonderen Aktionärsgruppen eingestiegen.
Der Vorstandsvorsitzende verwies darauf, dass Siemens Energy Orders von mehr als 120 Mrd. Euro aufweise: „Mich freut besonders, dass gleichzeitig die Marge im Auftragsbestand gestiegen ist.“ Treibende Faktoren seien eine konsequentere Selektivität bei Projekten. Aber es schlügen sich auch die Verbesserungsmaßnahmen der letzten Jahre nieder – Bruch verwies damit auf die gestiegene Effizienz.
Datenzentren werden Faktor
Kunden reservierten bereits Kapazitäten für die Zukunft, sagte Bruch. Der Stromverbrauch steige weltweit weiter. Darüber hinaus entstünden zusätzliche Märkte wie für Datenzentren, die für die Anwendungen der künstlichen Intelligenz gebaut würden. Man sehe schon heute Aufträge rund um die Anbindung an Stromnetze und die Stabilisierung von Frequenzen, sagte Bruch.
Grundsätzlich aber schlage sich das Thema noch nicht so sehr im Auftragseingang nieder. Doch es gebe viele Anfragen von Kunden – insbesondere hinsichtlich neuer Kraftwerke. Bei einem Strombedarf sehr großer Anlagen von bis zu 1 Gigawatt zögen die Kunden in Erwägung, eine dezidierte Stromerzeugung zu bauen. Viele hätten das Ziel, erneuerbare Energien zu nutzen. Dies gehe aber oft nicht mit der gewünschten Geschwindigkeit einher. Viele dieser Datenzentren-Betreiber fragten daher gezielt nach Gasturbinen, auch für einen Einsatz über mehrere Jahre.
Cashflow sprudelt
Datenzentren könnten Ende des Jahrzehnts zwischen 2 bis 5% der weltweiten Energie verbrauchen, zitierte Bruch entsprechende Schätzungen: „Was es besonders macht, ist die Geschwindigkeit, die da drinsteckt.“ So würde das Segment dann 20% des Wachstums von Siemens Energy stellen. Regional sehe man die USA und den Mittleren Osten stark. Es werde spannend sein zu beobachten, wer eigentlich investiere – die Datenzentrenbetreiber oder die Stromversorger: „Das ist noch unklar.“
Finanzvorständin Maria Ferraro wies darauf hin, dass sich der freie Mittelzufluss vor Steuern im dritten Quartal von 27 auf 727 Mill. Euro erhöht habe. Für das gesamte Geschäftsjahr rechne Siemens Energy nun mit 1 bis 1,5 Mrd. Euro Zufluss, sagte sie. Zuvor waren maximal 1 Mrd. Euro erwartet worden. Die übrigen Zielgrößen blieben mit einer Ausnahme unverändert: Siemens Gamesa soll nun einen operativen Verlust vor Sondereffekten von maximal 2 Mrd. Euro schreiben, zuvor waren rund 2 Mrd. Euro prognostiziert worden. Nach neun Monaten addiert er sich auf 1,3 Mrd. Euro.