Siemens will Produktivität steigern

Medizintechnik-Vorstandschef Montag sieht Nachholbedarf - Neustart im Diagnostikgeschäft

Siemens will Produktivität steigern

Das Siemens-Unternehmen Medizintechnik will seine Produktivität steigern. Die Diagnostiksparte soll nach dem Start eines neuen Laborsystems Marktanteile zurückerobern.mic München – Der Chef der Siemens-Medizintechnik, Bernd Montag, will die Produktivität steigern. “Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass wir etwas ins Hintertreffen geraten sind”, sagte er bei einem sogenannten “Teach-in Call” für Analysten: “Wir wollen dies ändern.” In den Jahren 2017 bis 2019 sollten 1,5 Mrd. Euro gespart werden. Statt jährlichen Produktivitätssteigerungen von 3 % strebt Montag mehr als 4 % im Geschäftsjahr 2018/2019 (30. September) an (siehe Grafik).Die Siemens-Medizintechnik, für die der Konzern einen nicht spezifizierten Börsengang angekündigt hat, will die Produktivität steigern, etwa im Einkauf, in den Zentralfunktionen und im Vertrieb. “Wir drehen jeden Stein um”, sagte Montag. Es sei kein einmaliges Programm. Vielmehr gelte: “Es soll zur Gewohnheit werden.” Finanzvorstand Thomas Rathmann erklärte die Produktivitätslücke auf Analystenfrage mit dem Vergleich zu einer Fußballmannschaft. Wenn man nicht ständig hart trainiere, werde man schwächer. Dies sei in den vergangenen zwei Jahren geschehen.Rathmann ist seit 2015 der Finanzvorstand der Sparte, Montag führt die Medizintechnik ebenfalls seit zwei Jahren. Neu im Spiel ist seit April 2017 Michael Sen, der früher Finanzvorstand der Medizintechnik war und nun im Vorstand für die Sparte verantwortlich zeichnet. Turnaround bei UltraschallAusführlich ging Montag auf die beiden Sorgenkinder in der Medizintechnik-Sparte ein: das einst teuer zusammengekaufte Diagnostik-Geschäft und die Ultraschall-Sparte.Im Diagnostikgeschäft sei Siemens in den vergangenen Jahren nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich gewachsen, räumte Montag ein. “Mit Atellica werden wir das ändern”, sagte er mit Blick auf das neu eingeführte Laborsystem. Es sei modular, skalierbar und automatisierungsfähig. COO-Vorstand Michael Reitermann betonte, Atellica decke einen sehr großen Teil des Labor-Marktes ab (70 %) und sei daher nicht mit der letzten Plattform-Einführung (Vista) im Jahr 2009 vergleichbar.Nach der Atellica-Einführung in Europa folgten Amerika (2017), Japan (2018) und China (2019), sagte Montag. Im nächsten Jahr werde der Siemens-Umsatz noch im Tempo des Marktes wachsen, im Folgejahr sei ein überproportionales Plus geplant. Da das Geschäftsmodell nach dem Rasierer-Rasierklingen-Prinzip aufgebaut ist (nur die Verbrauchsmaterialien bringen Gewinn), soll das Ergebnis im nächsten Jahr sinken. Montag sagte, er erwarte erste positive Beiträge im Jahr 2019 und einen Betrag zur Gewinnsteigerung 2020.Im Ultraschall-Geschäft sieht Siemens sich in einer Turnaround-Phase. “Wir wissen, wir können besser abschneiden – und wir werden besser abschneiden”, sagte Montag. Der Plan konzentriere sich auf die Einheiten Allgemeine Bildgebung und Kardiologie. Deren Marktanteil solle ein Prozentpunkt jährlich steigen.Rathmann erklärte die Tatsache, dass die Marge der Medizintechnik, die Siemens als Healthineers bezeichnet, von 18,7 % im Geschäftsjahr 2012/2013 auf 17,6 % im vergangenen Geschäftsjahr gesunken ist, mit dem Auslaufen des Produktivitätsprogramms Agenda 2013, den höheren R & D-Ausgaben (nun mehr als 10 %) und dem Preisverfall.Montag strich als Stärken die Innovationskraft, die ganzheitliche Optimierung der Kunden-Wertschöpfung, die globale Aufstellung und die Performance-Kultur heraus.Die Medizintechnik erlöste im vergangenen Geschäftsjahr 13,5 Mrd. Euro. 34 % wurden in den USA, 11 % in China, 7 % in Japan und 6 % in Deutschland erwirtschaftet. Der operative Gewinn betrug 2,4 Mrd., der freie Cash-flow 2,2 Mrd. Euro.—– Wertberichtigt Seite 8