Stellantis will ein Drittel der Arbeitsplätze in Italien abbauen
Der frühere Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo fürchtet um die Zukunft der italienischen Autoindustrie: „Wir sind Zeugen einer italienischen Deindustrialisierung, die sich schweigend vollzieht.“
Die Pkw-Produktion im Land ging von 2 Millionen Einheiten 1989 auf 473.000 Einheiten im vergangenen Jahr zurück. In diesem Jahr dürften es zwar etwa 20% mehr werden. Doch das ändert nichts an der grundsätzlichen Tendenz. Der französisch dominierte Autokonzern Stellantis, zu dem die Marken Fiat, Alfa Romeo, Maserati und Lancia gehören, will 15.000 der noch etwa 45.000 Stellen in Italien sozialverträglich abbauen. Bei der Übernahme von Fiat Chrysler (FCA) durch PSA Peugeot Citroën Opel zählte Stellantis in Italien noch 55.000 Beschäftigte.
Stellantis-Chef Carlos Tavarez will die Fabrik in Turin-Grugliasco verkaufen. Neue Modelle wie der Elektro-Fiat 600 oder der neue Fiat Topolino werden in Polen bzw. Marokko gefertigt. Außerdem soll die im Bereich Automatisierung tätige Tochter Comau verkauft werden. Beobachter fürchten hier eine ähnliche Entwicklung wie bei Magneti Marelli, welche die damalige FCA 2018 für 6,2 Mrd. Euro an die japanische Calsonic Kinsei abgab und die Personal abbaut.
Ein Schock wäre es für Italien, sollte sich ein Bericht der Zeitung "Corriere della Sera" bewahrheiten: Demnach würde die neue Generation des Fiat Panda, die im Juli 2024 vorgestellt werden soll, nicht in Italien, sondern in Marokko und Serbien vom Band laufen. Der Panda wird derzeit in Pomigliano bei Neapel gebaut.
Italiens Industrieminister Adolfo Urso peilt ein Abkommen mit Tavares an, das eine Erhöhung der italienischen Pkw-Produktion auf eine Million Einheiten bis 2030 im Land vorsieht. Doch die Verhandlungen stocken. Tavares stellt Bedingungen. Die Einführung verschärfter Euro-7-Abgasregeln müsse verschoben werden. Außerdem fordert der Stellantis-Chef neue Kaufanreize für Elektroautos und den Ausbau des italienischen Ladenetzes. Premierministerin Giorgia Meloni will der Branche mit weiteren 6 Mrd. Euro unter die Arme greifen, die überwiegend aus europäischen Töpfen kommen sollen.