Märkte am MittagVor Quartalszahlen großer US-Banken

Dax macht Vortagsverluste annähernd wett

Der deutsche Leitindex ist am Freitag wieder im Aufwind. Bittere Nachrichten gab es von einem Batteriehersteller.

Dax macht Vortagsverluste annähernd wett

(dpa-afx/Reuters) - Nach dem kleineren Rücksetzer am Vortag hat der Dax am Freitag wieder in die Spur gefunden. Gegen Mittag verbuchte der deutsche Leitindex ein Plus von 0,9% auf 18.107 Zähler. Um den seit Anfang April gültigen Abwärtstrend zu brechen, müsste er aber zunächst über die 21-Tage-Linie steigen. Sie signalisiert den kurzfristigen Trend und läuft aktuell bei 18.170 Punkten. Auf Wochensicht steht der Dax derzeit moderat im Minus. Der MDax legte am Freitag um 1,1% auf 26.995 Punkte zu. Der Euro Stoxx 50 gewann 0,8 Prozent.

Die Anleger stellten sich Experten zufolge darauf ein, dass die US-Notenbank Fed 2024 weniger als die zuvor in Aussicht gestellten drei Zinssenkungen vornehmen wird. „Wer braucht schon Zinssenkungen, wenn die Wirtschaft gut läuft und die Konzerngewinne wachsen“, konstatierte Johan Javeus, Chefvolkswirt der schwedischen Finanzdienstleisters SEB. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Lockerung der Fed bei ihren Sitzungen im Juni und Juli auf rund 25 beziehungsweise knapp 50% geschätzt. Bei der EZB sind es mehr als 75 und knapp 90%.

Markteilnehmern zufolge ist aber das Risiko einer weiteren Korrektur nach wie vor vorhanden. Nachlassende Zinssenkungshoffnungen in den USA und geopolitische Gefahren, etwa mit Blick auf den gegenwärtigen Israel-Iran-Konflikt, belasten. Die für Juni erwartete Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) gilt als eingepreist. Die Hoffnung der Anleger ruht nun auf einer guten Berichtssaison, die in den USA an diesem Freitag mit Quartalszahlen der großen Banken beginnt. Zwischen Zinssorgen und Gewinnfantasien seien die Anleger hin- und hergerissen, hieß es von der LBBW.

Varta brechen ein

Hierzulande gab es vom Batteriehersteller Varta neue Hiobsbotschaften. Der Konzern hält das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr für ausreichend. Die erst vor gut einem Jahr mit den Banken und Mehrheitsaktionär Michael Tojner vereinbarte Sanierung greife zu kurz, um wie geplant bis Ende 2026 „auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren“, räumte Varta am Donnerstagabend ein. Das klinge so, als sei der Fortbestand des Unternehmens nicht unbedingt garantiert, urteilte ein Händler. Die Anleger warfen das Handtuch: der Aktienkurs brach um 29% ein.

Eine von Hauck Aufhäuser Investment Banking gedrehte Empfehlung von „Sell“ auf „Buy“ für Siltronic trieb die Anteile des Wafer-Herstellers um 5,3% nach oben. Analyst Tim Wunderlich rechnet mit einer Erholung im zweiten Halbjahr. Zudem ließ eine von der Deutschen Bank ausgesprochene Kaufempfehlung für Evotec den Kurs des Wirkstoffforschers um 6,2% steigen.

Eon und RWE legen zu

Die Aktien des Versorgers Eon gewannen im Zuge einer positiven Studie von JPMorgan 2,2%. Analyst Javier Garrido sieht für die Gewinnschätzungen noch Luft nach oben. Auch RWE legten weiter zu und lagen mit plus 3,3% an der Dax-Spitze.

Bei Rüstungswerten wie Rheinmetall, Hensoldt und Renk griffen die Anleger wieder zu. Anfang der Woche hatten sie hier Gewinne mitgenommen. Die kriegerischen Konflikte und die weiter zunehmenden geopolitischen Spannungen halten die Rally letztlich aber am Laufen.

Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp will seine Produktionskapazitäten in Duisburg deutlich reduzieren. Damit soll auch ein Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen. Die Thyssenkrupp-Aktien gewannen 2,1%, hatten am Vortag allerdings 7% verloren. Salzgitter legten um 5,4% zu. Ein fester Rohstoffsektor stützte Stahlaktien insgesamt.

Gold setzt Rekordjagd fort

Der Dollar-Index rückte in Erwartung zunächst hoch bleibender Zinsen der Fed um ein halbes Prozent vor. Der Euro verlor im Gegenzug 0,7% auf 1,07 Dollar. Das unter Anlegern als „sicherer Hafen“ geltende Gold setzte indes mit einem Plus von bis zu 1,1% auf 2.400,35 Dollar je Feinunze seine Rekordjagd fort. „Es werden rund um den Globus Kriege geführt, und die Zentralbanken kaufen Gold. Wenn wir uns die Geschichte anschauen, ist das schon immer so gewesen“, sagte Luca Santos, Analyst beim australischen Broker ACY Securities.

Die anhaltenden Nahost-Sorgen sorgten auch für Kauflaune am Ölmarkt. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 1% auf 90,60 und 86,02 Dollar pro Barrel. „Es ist die gleiche Entwicklung, die wir seit Ende 2023 mehrmals gesehen haben“, sagte Ole Hansen, Chefstratege beim dänischen Online-Broker Saxo. Die Investoren gingen demnach von einer Zuspitzung der Lage in Nahost am Wochenende aus und griffen bei Öl zu. „Am Montag fallen die Preise dann fast immer wieder.“

Interventionen beim Yen?

Im Fokus an der Börse in London standen die Aktien von BP, die um mehr als 3% zulegten. Der arabische Rivale Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) habe einen Kauf von BP erwogen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Überlegungen seien allerdings nicht über Vorgespräche hinausgegangen.

Die Regierung in Japan analysiert laut ihrem Finanzminister erneut die jüngsten Yen-Abwertungen. Auch die Faktoren, die diese Bewegungen auslösten, werden genau beobachtet. „Wenn es zu übermäßigen Bewegungen kommt, werden wir angemessen reagieren, ohne irgendwelche Optionen auszuschließen“, sagte Finanzminister Shunichi Suzuki. Die schwindenden Erwartungen einer kurzfristigen US-Zinssenkung haben den Anstieg des Dollars beschleunigt. Dieser hatte über Nacht ein neues 34-Jahres-Hoch von 153,32 Yen erreicht, lag am Freitag in Asien bei 153,18 Yen. Die Talfahrt des Yen gegenüber dem Dollar hat die Befürchtungen vor Interventionen wieder aufleben lassen.