Eurozone

Inflation lässt erstmals in diesem Jahr nicht weiter nach

Die Inflation in der Eurozone ist im April nicht weiter gesunken. Ökonomen sehen die jüngsten Daten zur Teuerung und zum Wirtschaftswachstum dennoch im Einklang mit der erwarteten EZB-Zinssenkung im Juni.

Inflation lässt erstmals in diesem Jahr nicht weiter nach

Inflation lässt erstmals in 2024 nicht nach

Daten stehen dennoch im Einklang mit erwarteter Zinssenkung der EZB im Juni

mpi Frankfurt

Die Inflation in der Eurozone ist im April wie erwartet nicht weiter zurückgegangen. Die meisten Ökonomen sehen die Daten dennoch im Einklang mit der erwarteten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni. Im April legten die Verbraucherpreise im Jahresvergleich wie schon im März um 2,4% zu. Dies geht aus einer Erstschätzung von Eurostat am Dienstag hervor. Zum ersten Mal in diesem Jahr lässt die Euro-Inflation damit nicht weiter nach.

Besonders hoch war die Teuerung abermals im Dienstleistungssektor. Hier ging die Inflationsrate von 4,0 auf 3,7% zurück. Allerdings dürfte für den Rückgang das in diesem Jahr frühe Osterfest mitverantwortlich sein. Inwieweit die Inflation bei Dienstleistungen nachhaltig etwas nachlässt, dürfte maßgeblich von der Lohnentwicklung im Euroraum abhängen. Das hohe Wachstum der Löhne, nach einer längeren Phase der Reallohnverluste, hält besonders im Dienstleistungssektor den Preisdruck hoch. Hier spielen Lohnkosten eine größere Rolle an den Gesamtkosten als in anderen Wirtschaftszweigen. Die EZB erwartet, dass die Tariflöhne in diesem Jahr im Schnitt um 4,5% steigen.

„Guter Tag für die Eurozone“

Am 23. Mai steht die Veröffentlichung von Lohndaten für die Eurozone an. Die EZB wird sich diese Daten genau anschauen. Derzeit steuert die Notenbank relativ zielstrebig auf den Beginn der Zinswende im Juni zu. Ein deutlich höheres Lohnwachstum als erwartet oder ein starkes Anziehen der Energiepreise könnte die Pläne nochmal ins Wackeln bringen. Die meisten Ökonomen rechnen jedoch fest mit einer Zinssenkung Anfang Juni.

„Die EZB hat in Anbetracht eines Einlagensatzes von 4% durchaus Raum für eine geldpolitische Lockerung“, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, nach der Veröffentlichung der Zahlen zu Inflation und Wirtschaftswachstum im Euroraum. Eurostat gab am Dienstag ebenfalls seine Erstschätzung zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Eurozone ab. Laut den Statistikern ist das BIP im ersten Quartal mit 0,3% im Vergleich zum Vorquartal etwas kräftiger gestiegen als erwartet. Aber nicht so kräftig, dass die EZB einen unerwarteten Inflationsdruck von der Nachfrageseite befürchten müsste. „Heute ist ein guter Tag für die Eurozone“, resümiert daher Gitzel.

Kernrate der Inflation sinkt

Die EZB erwartet, dass die Inflation in den kommenden Monaten unter dem Strich eine Seitwärtsbewegung hinlegen wird, ehe sie sich dann weiter dem Inflationsziel von 2,0% nähert. EZB-Direktorin Isabel Schnabel hatte vergangene Woche auf einer Konferenz der Notenbank in Frankfurt vor einem holprigen Rückgang der Inflation gewarnt – wie schon EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid Mitte April. Das Lohnwachstum im Euroraum sei weiterhin relativ stark, meinte Schnabel. „Aber es scheint sich allmählich abzuschwächen im Einklang mit unseren Projektionen.“

Auf eine zähe letzte Meile bei der Erreichung des Inflationsziels deutet die Kerninflation hin. Diese gab im April zwar von 2,9% auf 2,7% nach, liegt damit allerdings weiterhin über der Gesamtrate. Zudem dürfte beim Rückgang ebenfalls das frühe Osterfest eine Rolle gespielt haben. Die Kernrate gilt Notenbankern als ein guter Gradmesser für den zugrunde liegenden Preisdruck.

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