KommentarAnleihemärkte

Investoren langen kräftig zu

Die Bondanleger haben kräftig bei den Briten zugegriffen. Mehr als 91 Mrd. Pfund kamen für eine 30-jährige Anleihe zusammen. Die Anleger sichern sich die noch hohen Renditen.

Investoren langen kräftig zu

Britischer Anleihemarkt

Investoren langen kräftig zu

Da haben die Investoren bei den Briten aber ordentlich zugelangt. Die Schuldenagentur (Debt Management Office) des Vereinigten Königreiches hatte eine 30-jährige Anleihe (Gilt) im Angebot, die im Wege eines Syndikats aufgestockt wurde. Für ein Bondvolumen von 6,75 Mrd. Pfund kam ein Ordervolumen von sage und schreibe mehr als 91 Mrd. Pfund zusammen. Das ist eines der höchsten Orderbücher, die die Briten bisher überhaupt erzielt haben, aber nicht Rekord. Dieser wurde im September 2021 aufgestellt, als Großbritannien die erste grüne Staatsanleihe des Landes emittierte. Green Bonds und insbesondere die Erstlingswerke von Emittenten treffen am Bondmarkt fast durchgehend auf eine gute Nachfrage. Die Briten erzielten seinerzeit bei ihrem grünen Debüt ein Ordervolumen von mehr als 100 Mrd. Pfund.

Von Kai Johannsen

Die hohe Nachfrage, die nun bei der konventionellen Anleihe gesehen wurde, gründet sich nicht auf spezielle Nachrichten. Vielmehr sichern sich die Anleger offenkundig jetzt noch hohe Renditen, dort, wo sie sich eben noch festzurren lassen. Und bei der 30-jährigen Anleihe gibt es immerhin noch eine laufende Verzinsung von 4,78%. Denn auch bei den Briten wird damit gerechnet, dass die Bank of England zu Zinssenkungen übergehen wird, wenn die Inflation nicht wieder aus dem Ruder läuft. An den Märkten ist der erste Zinsschritt für September bereits vollständig eingepreist. Und mit den sinkenden Leitzinsen, auch bei der Europäischen Zentralbank wird mit der Zinswende nach unten gerechnet und bei der Fed sollte es in der zweiten Jahreshälfte ebenfalls zu einer Lockerung kommen, sollten dann auch die Renditeniveaus am Bondmarkt nach unten gehen. Die Renditehochs hat man am Anleihemarkt sicherlich hinter sich. Und da erscheint es denn schon nachvollziehbar, dass weite Investorenkreise in Erwartung sinkender, wenn auch nicht drastisch abstürzender Renditen, jetzt noch zugreifen. Den Emittenten wird es recht sein. Einen Käuferstreik werden sie wohl nicht befürchten müssen. Das wäre schon eine faustdicke Überraschung und würde einiges an Bewegung in die Märkte bringen.

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