Deutsche-Bahn-Logistiktochter

Carlyle ist bei DB Schenker raus

Der Finanzinvestor Carlyle hat sich aus dem milliardenschweren Bieterkampf um die Bahn-Logistiktochter Schenker zurückgezogen. Im Rennen sind jetzt noch vier Interessenten.

Carlyle ist bei DB Schenker raus

Carlyle ist bei DB Schenker raus

Due Diligence läuft – Deutsche Bahn verhandelt noch mit vier Bietern

ahe/cru Berlin/Frankfurt

Der Finanzinvestor Carlyle hat sich aus dem milliardenschweren Bieterrennen um die Bahn-Logistiktochter DB Schenker zurückgezogen. Das wird aus Kreisen der Private-Equity-Firma bestätigt. Organisiert wird der Verkaufsprozess durch die US-Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley. DB Schenker könnte bei dem Deal nach Informationen von Bloomberg mit mehr als 15 Mrd. Euro bewertet werden.

Carlyle war bis vor kurzem noch an einem Konsortium beteiligt, das vom Finanzinvestor CVC geführt wird. Mit im Boot von CVC sind der arabische Staatsfonds Adia (Abu Dhabi Investment Authority) und der Staatsfonds GIC aus Singapur, der unter anderem am deutschen Industriegase-Familienkonzern Messer beteiligt ist.

Auch Abu ADQ ausgeschieden

Neben Carlyle ist auch der Staatsfonds ADQ (Abu Dhabi Developmental Holding Company) aus dem Transaktionsprozess für den Verkauf von DB Schenker ausgeschieden. Im Rennen sind nach Informationen der Börsen-Zeitung damit noch vier Bieter. Außer dem CVC-Konsortium sind das der staatliche Logistikkonzern Bahri aus Saudi-Arabien sowie der dänische Wettbewerber DSV und die ebenfalls dänische Containerschiff-Reederei A. P. Moller-Maersk.

Die Deutsche Bahn hatte unter Federführung ihres Finanzvorstands Levin Holle den Bieterprozess für ihre Speditionstochter schon Ende vergangenen Jahres gestartet. Zunächst hatten sich mehr als 20 Interessenten für einen Schenker-Kauf gemeldet. Die vier nun verbliebenen Parteien erhalten aktuell einen genauen Einblick in die Bücher (Due Diligence). Eine Bahn-Sprecherin wollte die Namen der vier Bieter nicht bestätigen und auch nichts zu den Details der Gespräche äußern. Sie bekräftigte aber, dass der sehr gründlich vorbereitete Verkaufsprozess für DB Schenker weiterhin nach Plan laufe. „Bedingung für einen Verkauf bleibt, dass er für die Deutsche Bahn wirtschaftlich vorteilhaft sein muss.“

Die Bahn strebt einen Komplettverkauf ihrer Speditionstochter an, die in den letzten Jahren der wichtigste Gewinnlieferant im Konzern war. Finanzchef Levin Holle hatte im März bei der Bilanzvorlage angekündigt, er rechne mit einem Abschluss im zweiten Halbjahr. Der Vollzug der Transaktion werde aber wohl nicht mehr 2024 stattfinden.

Geld zum Schuldenabbau

Die verbliebenen vier Kaufinteressenten müssen nach Informationen der Börsen-Zeitung nun voraussichtlich bis Ende Juli verbindliche Offerten abliefern. Nach Angaben aus Finanzkreisen bietet DSV mit 10 Mrd. Euro bisher am wenigsten. Darüber hinaus gibt es hier aus der Politik und aus Arbeitnehmerkreisen Vorbehalte, weil die Überlappungen zwischen DB Schenker und DSV zu einem Stellenabbau führen könnten. Eines der höchsten Gebote hat mit aktuell 14 Mrd. Euro offenbar das CVC-Konsortium vorgelegt.

Der milliardenschwere Verkaufserlös soll einem Beschluss des Aufsichtsrates der Deutschen Bahn zufolge nach Abschluss der Transaktion vollständig im DB-Konzern verbleiben und hier insbesondere zu einer deutlichen Entschuldung des Staatskonzerns beitragen. Die Nettofinanzschulden der Bahn waren 2023 deutlich auf 34 Mrd. Euro gestiegen. Schenker hatte 2023 einen Rückgang im operativen Ergebnis auf 1,1 (i.V. 1,8) Mrd. Euro verbucht, was insbesondere mit einer Normalisierung der Frachtraten zu tun hatte.