Substanz und Veränderung

Eine Förderbank im beständigen Wandel

Die Landwirtschaftliche Rentenbank symbolisiert Substanz und Beständigkeit. Doch wie die Börsen-Zeitung befindet sie sich im stetigen Wandel.

Eine Förderbank im beständigen Wandel

Wenn die Börsen-Zeitung nun am 1. Februar dieses Jahres ihren 70. Ge­burtstag feiert, darf die Landwirtschaftliche Rentenbank als Gratulantin nicht fehlen. Denn nur wenig älter, wird ihre Arbeit von der Börsen-Zeitung seit Jahrzehnten aufmerksam, sachkundig und stets pointiert begleitet. Über die Zeit hinweg hat die Zeitung zahlreiche Beiträge veröffentlicht, die auch als Zeugnisse der jeweiligen finanzwirtschaftlichen und -politischen Situation gelten können.

So beispielsweise 2019, als die Medien meldeten: „BaFin schickt Krisenbanken auf die Intensivstation“. Die Börsen-Zeitung attestierte dem Bankgewerbe in Deutschland daraufhin bildhaft, der Patient zucke noch. Ganz anders sah der Redakteur aber die Rentenbank. Die befinde sich vielmehr in einem Wellnesshotel: Sie zeige sich „angesichts ihres Alters bemerkenswert rüstig“.

In der Tat beging die Rentenbank ihr Jubiläum im Mai 2019 in einem Marktumfeld, das Herausforderungen für die Refinanzierung und damit zusammenhängend auch für das Liquiditätsmanagement des Instituts bereithielt. Dass diese im Branchenvergleich eher überschaubar waren und weiterhin sind, liegt am privilegierten Status als Förderbank des Bundes. Es ist aber auch das Ergebnis einer ständigen Anpassung der Refinanzierungsstrategie an die sich verändernden Marktbedingungen.

1949 gegründet

Doch der Reihe nach: Die Rentenbank wurde 1949 durch Bundesgesetz als zentrales Refinanzierungsinstitut für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum gegründet. Sie refinanziert im Rahmen verschiedener Förderprogramme Darlehen überwiegend für Investitionszwecke in der Agrar- und Ernährungswirtschaft, zum Ausbau der erneuerbaren Energien sowie zur Entwicklung der ländlichen Räume. Diese Darlehen werden ausschließlich über Hausbanken an die Endkreditnehmer vergeben. Noch bis 2002 ver-wendete das Gesetz über die Landwirtschaftliche Rentenbank für diese Funktion den Begriff „Zentralbank“. Folgerichtig sieht das Errichtungsgesetz nicht vor, dass die Rentenbank ein Filialnetz unterhält. Sie operiert stattdessen einzig vom Finanzplatz Frankfurt aus.

Neben der klassischen Refinanzierung von Investitionsvorhaben engagiert sich die Bank seit langem auch in der Innovationsförderung. Dieses Engagement wurde im vergangenen Jahr um die Start-up-Förderung ergänzt. Die Förderung setzt dort an, wo bisher Kapitalgeber für agrarnahe Gründerinnen und Gründer fehlten – in der Frühfinanzierungsphase. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurde dafür die Neuausrichtung des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank auf den Weg gebracht.

Seit 1953 refinanziert sich die Bank am Geld- und Kapitalmarkt. Zunächst nur teilweise und ab 1971 dann ausschließlich. Seit mehr als 20 Jahren erfolgt die Mittelaufnahme überwiegend bei ausländischen institutionellen Investoren. Zentralbanken und andere öffentliche Stellen, die die Devisenreserven ihrer Länder verwalten, spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die Rentenbank leitet deshalb nicht nur inländische Ersparnisse für investive Zwecke in die Agrar- und Ernährungswirtschaft und den ländlichen Raum weiter, sondern sorgt darüber hinaus für einen erheblichen Transfer von ausländischen Finanzmitteln in die deutsche Volkswirtschaft.

Im Laufe der Jahrzehnte hat die Rentenbank die Abhängigkeit von einzelnen Marktpartnern und Investorengruppen kontinuierlich zugunsten des Aufbaus einer globalen und stark diversifizierten Investorenbasis aufgelöst. Die gesamte Palette der Platzierungsmöglichkeiten konnte sie aber erst nutzen, nachdem mit Zins- und Währungsswaps die erforderlichen Absicherungsinstrumente für eine effiziente Aktiv-Passiv-Steuerung zur Verfügung standen.

Liquidität sichern

Als reiner „Wholesale“-Refinanzierer ohne eine eigene Basis an Kundeneinlagen ist die Rentenbank auf einen ausreichend breiten Zugang zum Kapitalmarkt angewiesen, um auch bei Marktverwerfungen die für die Erfüllung des Förderauftrags erforderlichen Finanzmittel bereitstellen zu können. Das Ziel der Sicherung von Liquidität und Kosteneffizienz setzt die Bank im Refinanzierungskonzept um, das auf drei Säulen ruht:

Regelmäßige Emission von Bench­mark-Anleihen Hierunter fallen Transaktionen in Dollar und Euro in Standardlaufzeiten mit einem Mindestvolumen von 1 Mrd. Investoren können dadurch die Spreads liquider Emissionen der Rentenbank im Sekundärmarkt in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen und die Performance im Vergleich zum Gesamtmarkt beurteilen.

Nutzung einer möglichst breiten Produkt- und Währungspalette – Neben ihrem EMTN-Programm (EMTN steht für Euro Medium-Term Notes) setzt die Rentenbank eigene Emissionsprogramme für bestimmte Investorengruppen ein oder passt Dokumentation und Zahlungswege an die Bedürfnisse der lokalen Anleger an. Beispiele hierfür sind die Kangaroo- und Kauri-Emissionen der Rentenbank in AUD und NZD.

Kontinuierliche Investor-Relations-Aktivitäten – Mit bestehenden und potenziellen Investoren steht die Bank im stetigen Dialog, der dem jeweiligen Informationsbedürfnis gerecht wird. Dies schließt ein, dass die Rentenbank gegen Jahresende die Pläne für Volumen und Struktur der Mittelaufnahme des Folgejahres kommuniziert.

Wandel bei Refinanzierung

Im gerade abgelaufenen Jahr nahm die Bank rund 10,7 Mrd. Euro an den Kapitalmärkten auf. Mit einer als Green Bond begebenen fünfjährigen Euro-Benchmark-Anleihe wurde der Aufbau der Green-Bond-Kurve weiter vorangetrieben. Dieses Instrument der Mittelaufnahme wird künftig weiter an Bedeutung gewinnen. Der Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft sowie steigende gesellschaftliche Anforderungen führen auch in der Agrarwirtschaft zu einem hohen Investitionsbedarf.

Diese Entwicklung beobachtet auch die Börsen-Zeitung. In ihrer Jahresendausgabe 2021 schreibt sie dazu unter dem Titel „Freie Fahrt für Förderbanken“, dass auch die Rentenbank – wenngleich nicht im Koalitionsvertrag explizit erwähnt – in die Umsetzung von Zielen der neuen Bundesregierung eingebunden werden könnte. Genannt werden etwa der Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der tierwohlgerechte Umbau von Ställen. Dass die Rentenbank in den nächsten Jahren an weiteren Bundesprogrammen zur Transformation der Agrarwirtschaft beteiligt werden und da­durch möglicherweise einen erhöhten Refinanzierungsbedarf haben könnte, wird sie bei ihren Planungen berücksichtigen.

Darüber hinaus reagiert die Bank im Spannungsfeld zwischen kurzfristiger Optimierung der Refinanzierungskosten, sicherheitsorientierter Ressourcenplanung und langfristiger Kundenbindung immer wieder auf neue Herausforderungen in einem dynamischen Marktumfeld. Dabei sind Verlässlichkeit, Fairness und Transparenz im Umgang mit Kunden und Marktpartnern ganz wesentlich. Nur so kann die Refinanzierungsstrategie einer Förderbank langfristig erfolgreich sein – selbst, wenn sie, wie die Rentenbank, jeweils mit einem Triple-A von den drei großen Ratingagenturen bewertet wird.

Ein sichtbares Zeichen der grundsoliden Substanz und der Beständigkeit der Bank ist ihr denkmalgeschütztes Gebäude am Eschenheimer Tor in der Mitte Frankfurts. Seit 1956 residiert die Bank an diesem Standort. Inzwischen sind auch dort Wandel und Modernisierung sichtbar. Das Haus wird grundlegend saniert und erweitert. Ein Projekt, das die Börsen-Zeitung in ihren Artikeln immer wieder thematisiert. Kein Wunder, die Planungen für das Bauvorhaben laufen schon seit einigen Jahren. Vorgesehen ist eine Aufstockung des höheren Gebäudeteils um vier Etagen auf dann elf Obergeschosse. Das Interessante dabei ist, dass damit die Pläne der Architekten aus den fünfziger Jahren realisiert werden. Aus ökonomischen Gründen hatte man sich zunächst nur für die Realisierung von sieben der ur­sprünglich geplanten elf Obergeschosse entschieden. Das Tragwerk wurde zum Zeitpunkt des Baus jedoch zur Aufnahme von vier zusätzlichen Geschossen ausgebildet.

Verbesserte Ökobilanz

Durch die Erweiterung wird der über die Jahre deutlich gewachsenen Belegschaft Rechnung getragen, die technische Infrastruktur verbessert und der Energiebedarf deutlich ge­senkt. Über ihre nachhaltige Finanzierung hinaus verbessert die Rentenbank damit die Ökobilanz ihres Bankbetriebs und macht den Standort für die nächsten Jahrzehnte nutzbar und attraktiv. Nachhaltigkeit im besten Sinne.

Unsere Glückwünsche zum 70. Ge­burtstag der Börsen-Zeitung senden wir aus unserem Ausweichquartier „Goldenes Haus“ in der Theodor-Heuss-Allee. Auch die Börsen-Zeitung ist trotz ihres hohen Alters äußerst vital und reaktionsschnell. Wir wünschen ihr alles Gute für die Zukunft und freuen uns auf die weitere Berichterstattung rund um den Finanzplatz.

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