Gemeinsam die Aufgaben der Zukunft meistern
Die Geschichte des Börsenwesens im Rheinland geht bis in das 16. Jahrhundert zurück, das war genau die Zeit, in der sich an vielen Standorten in Europa die ersten Börsen entwickelten. Damals waren Börsen jedoch Treffpunkte für Kaufleute, um Waren zu handeln und Informationen auszutauschen, der Wertpapierhandel spielte noch keine Rolle.
Die ältesten Wurzeln der heutigen Börse Düsseldorf gehen auf das Jahr 1553 zurück, als es in Köln erste „Börsenzusammenkünfte“ gab. In Düsseldorf entwickelte sich 1853 aus dem Getreidemarkt eine Zentralhandelsbörse; zwei Jahre später entstand auch in Essen eine Börse. Die drei nordrhein-westfälischen Handelsplätze wurden 1935 als „Rheinisch-Westfälische Börse zu Düsseldorf“ unter Trägerschaft des gleichnamigen Vereins zusammengelegt, der 2001 in die Börse Düsseldorf AG umgewandelt wurde.
Wiederaufbau war prägend
Die Entwicklung der Börse Düsseldorf in den zurückliegenden 70 Jahren war maßgeblich geprägt durch den Wiederaufbau unseres Landes in der Nachkriegszeit. Bereits kurz nach Kriegsende, am 15. April 1946, genehmigte die Militärregierung die Wiederaufnahme des Börsenverkehrs im Kasino der Commerzbank. Der von der Banking-Branch-Control-Commission überwachte Geschäftsbetrieb wurde aber durch organisatorische Schwierigkeiten im Kommunikationsbereich erheblich erschwert. Nach der Währungsreform am 14. Juli 1948 nahm die Börse Düsseldorf den Wertpapierhandel als kontrollierten Freiverkehr wieder auf. Am 17. Juli 1948 trat eine neue Börsenordnung in Kraft. Der Mitte Oktober 1948 gewählte Börsenvorstand tagte unter dem Vorsitz des Bankiers Prof. Dr. Kurt Forberg.
Im Februar 1949 zog die Börse Düsseldorf in die Königsallee 2-4 um und nahm im Mai 1949 den amtlichen Handel wieder auf. Sie entwickelte sich rasch zur umsatzstärksten deutschen Börse. Nach umfangreichen Bauarbeiten wurde das Wilhelm-Marx-Haus an der Heinrich-Heine-Allee am 17. April 1951 im Rahmen einer Feierstunde wieder für Börsengeschäfte geöffnet. Bereits im Jahr 1952 wurde die „Ständige Kommission für amtlich nicht notierte Werte“ beim Bundesverband deutscher Banken mit Sitz in Köln errichtet und übernahm die Zuständigkeit für den Freiverkehr. Sie verkörperte damit einen Bestandteil der bewährten „Drei-Säulen-Struktur“ der Aufsicht über Wertpapierbörsen, die erstens in der Aufsicht über den Wertpapierhandel, zweitens in einer leistungsfähigen Verwaltung und drittens in der staatlichen Rechtsaufsicht der Börsen bestand.
Mit der Aufnahme des Handels in einigen Fremdwährungen wurde am 4. Mai 1953 die Devisenbörse in Düsseldorf, sowie zeitgleich auch in Berlin, Hamburg und München wiedereröffnet. In den folgenden 20 Jahren konnte sich die Börse Düsseldorf zur größten deutschen Wertpapierbörse entwickeln. Im Jahr 1973 erreichte sie einen Marktanteil in Höhe von 35% des börsengehandelten Effektengeschäfts in Deutschland.
Mit der Reform der bereits 1952 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen“ startete ab 1987 die Entwicklung der deutschen Börsen zu konkurrenzfähigen Institutionen des Kapitalmarktes. Wichtige Meilensteine in den folgenden Jahren waren die Gründung der Deutschen Terminbörse (DTB), die in der heutigen Eurex aufgegangen ist, sowie 1997 der Start des Xetra-Handels.
Die am 1. August 1998 in Kraft getretene Novelle des Börsengesetzes verfolgte die Absicht einer gezielten Stärkung des Finanzplatzes in Deutschland. Die Neuordnung terminrechtlicher Bestimmungen sowie die Zulassung börsenmäßiger elektronischer Wertpapierhandelssysteme erfolgten im Rahmen einer Anpassung an internationale Entwicklungsprozesse. Erstmals entstand die Idee eines Handelsverbundes zwischen der Frankfurter Börse und den Regionalbörsen. Der Übergang von der Präsenzbörse zur Computerbörse bedeutete außerdem eine bahnbrechende technische Innovation, weil sich der Bildschirmhandel als das wesentlich effizientere Medium für Transaktionen darstellte.
Innovation im Börsenhandel
Die Börsenmakler (heute Skontroführer) führten zunächst als freiwillige Selbstverpflichtung unter der Marke „Quality Trading“ umfangreiche Leistungsversprechen für die Ordergeber an der Börse Düsseldorf ein. Dazu gehörten schon damals eine Xetra-Referenzmarktgarantie und verbindliche Quotierungen statt der ansonsten allgemein üblichen unverbindlichen Taxen. In der Folge wurden die Garantien stetig erweitert und im „Regelwerk Quality Trading“ verbindlich festgeschrieben.
In Anlehnung an das Düsseldorfer Regelwerk zum Quality Trading entstand im Jahr 2000 mit dem „Quality Trader Club“ der erste Anlegerclub einer Börse. Privatanleger hatten damit einen direkten Kontakt zu ihrem Handelsplatz. Mit einem eigenen Newsletter, Zugang zu Echtzeitkursen und exklusiven Veranstaltungen wurde der Austausch innerhalb der Börsen-Community gepflegt und 2017 sogar die Schwelle von 10000 Anmeldungen überschritten.
Mit Streichung der Courtage für alle Aktien- und Anleihegeschäfte im Jahr 2017 besserte die Börse Düsseldorf ihr Leistungspaket im Skontroführerhandel nochmals nach. Das neue Gebührenmodell beinhaltet einen Verzicht auf die Maklercourtage im gesamten Aktienhandel. Für Anleger ergeben sich dadurch Einsparungen bei den Handelskosten von bis zu 86%.
Um die Jahrtausendwende vollzog sich in Deutschland eine generelle Änderung im Hinblick auf die Trägerschaft von Börsen. Die historischen Börsenvereine als bis zu diesem Zeitpunkt direkte Träger der Börsen wurden umgewandelt oder machten Platz für eigens gegründete Träger- beziehungsweise Betreibergesellschaften. Zum 1. Januar 2001 wurde die Trägergesellschaft der Börse Düsseldorf (Rheinisch-Westfälische Börse zu Düsseldorf e.V.) umgewandelt in die „Börse Düsseldorf AG“.
Im Jahr 2006 unterzog sich mit der Börse Düsseldorf erstmals eine deutsche Börse im Hinblick auf ihr Leistungsangebot für private Anleger einer unabhängigen Prüfung. Der TÜV Rheinland hat in der Folge über viele Jahre die mangelfreie Einhaltung der handelsseitigen Leistungsgarantien des Düsseldorfer Quality Trading bestätigt.
Quotrix hat sich bewährt
Eine weitere Innovation der Börse Düsseldorf, die bis heute den Handel in Wertpapieren maßgeblich prägt und deutliches Wachstumspotenzial gezeigt hat, war der Start des elektronischen Handelssystems „Quotrix“ im Dezember 2001. Gemeinsam mit Lang & Schwarz und VWD startete die Börse Düsseldorf wegweisend den ersten elektronischen Market-Maker-Handelsplatz in Deutschland. Anleger hatten ab diesem Zeitpunkt die Möglichkeit, über ihre Hausbank direkt mit einem Market-Maker zu handeln.
Im sogenannten Quote-Request-Verfahren entscheidet dabei der Anleger selbst, ob er zum aktuell vom Market-Maker gebotenen Kurs ein Geschäft tätigt oder nicht. Alternativ erteilt er eine Limitorder, diese wird bei Erreichen seiner Preisvorstellung ausgeführt. Beim Handel auf Quotrix werden keine Gebühren seitens der Börse oder des Market-Makers erhoben. Üblicherweise volumenabhängige Kosten wie das Börsenentgelt oder die Maklercourtage entfallen komplett. Seitens der Bank oder des Brokers (Marktteilnehmer) können Orderprovisionen und Handelsplatzentgelte aufgerufen werden, die jedoch allein dort verbleiben.
Auf Quotrix werden aktuell mehr als 16000 Wertpapiere gehandelt, deren Kursdaten im Internet ohne Verzögerungen in Echtzeit angezeigt werden. Das Handelsuniversum umfasst praktisch alle relevanten in- und ausländischen Titel. Darin enthalten sind auch viele Fremdwährungsanleihen und Anlageprodukte rund um Kryptowährungen. Die Handelszeiten von Quotrix sind börsentäglich von 8 bis 22 Uhr, auch für Anleihen. In diesen 14 Stunden sind damit die Öffnungszeiten der großen US-Börsen vollständig abgedeckt, sodass Marktbewegungen dort auch für deutsche Anleger schnell nachvollzogen werden können. Die Qualität der Preisbildung wird durch das Regelwerk Quotrix abgesichert und orientiert sich stets an der übergreifenden Marktsituation. Ein wesentlicher Unterschied zum außerbörslichen Handel besteht darin, dass Quotrix von der neutralen Handelsüberwachungsstelle der Börse Düsseldorf überwacht wird.
Interessante Listing-Option
Der Primärmarkt ist neben dem regulierten Markt als Teil des Freiverkehrs das Qualitätssegment für die Erstnotierung von Aktien und Anleihen von kleinen sowie mittelgroßen Unternehmen. Hier sind aufmerksamkeitsstarke Initial Public Offerings (IPOs) und Listings möglich, welche auch die Perspektive zum Handel im Xetra-System eröffnen. Erhöhte Transparenzpflichten unterstreichen den Qualitätsanspruch, was den Primärmarkt auch für Anleger auf der Suche nach besonderen Investmentchancen interessant macht.
Die Börse Düsseldorf stellt eine wichtige Säule des Kapitalmarktes in Nordrhein-Westfalen dar, steht aber deutschlandweit Unternehmen in allen Fragen des Going-public als Ansprechpartner zur Verfügung. 2021 wurden bei den Erstlistings 19 neue Aktiengesellschaften sowie 30 Anleihen und Zertifikate im allgemeinen Freiverkehr gezählt. Bei einem Aktien-IPO im Qualitätssegment Primärmarkt wurde auch die Zeichnungsmöglichkeit über die Börse Düsseldorf genutzt.
Für die professionelle Begleitung von Emissionen verfügt die Börse über ein Netzwerk von zugelassenen Kapitalmarktpartnern, die Unternehmen mit ihrer ganzen Erfahrung in den verschiedenen Vorbereitungs- und Umsetzungsschritten unterstützen. Schnelle, unbürokratische und kostengünstige Prozesse sind Teil des Angebots.
Ein weiterer Meilenstein
Anfang 2017 vollzog sich für die Börse Düsseldorf ein weiterer wichtiger Meilenstein. Mit der Übernahme der Trägerschaft durch die BÖAG Börsen AG, die seit 1999 die Börsen in Hamburg und Hannover betreibt, wurde die Grundlage für eine weitere erfolgreiche Entwicklung gelegt. Durch den Zusammenschluss unter dem bewährten Trägermodell der BÖAG Börsen AG können weitreichende Synergien genutzt und gemeinsam Innovationen auf den Markt gebracht werden. Der große Vorteil dabei ist, dass die drei Handelsplätze Düsseldorf, Hamburg und Hannover ihr eigenständiges Profil erhalten, aber gemeinsam die Herausforderungen der Zukunft meistern können.