Bildung

Mit Anleihen in Studierende investieren

Das Thema mag noch nicht in den Top-Etagen der glänzenden Wolkenkratzer angekommen sein, ist aber auf dem Weg nach oben: Bildung ist weltweit ein Wachstumsmarkt, und damit tun sich immer mehr Optionen auf, als Investor zu partizipieren.

Mit Anleihen in Studierende investieren

Das Thema mag noch nicht in den Top-Etagen der glänzenden Wolkenkratzer angekommen sein, ist aber auf dem Weg nach oben: Bildung ist weltweit ein Wachstumsmarkt, und damit tun sich immer mehr Optionen auf, als Investor zu partizipieren. Auch am Finanzplatz Frankfurt ist eine Idee gewachsen, Geld in kluge Köpfe zu investieren – mit dem Anspruch, damit auch ein soziales Problem zu lösen. Das Frankfurter Unternehmen Deutsche Bildung managt einen Studienfonds, über den Studierende sich das Studium finanzieren können. Investoren be­teiligen sich über Anleihen, die in Frankfurt gehandelt werden, an dem Modell.

„Bildung ist eine Frage der Chancengerechtigkeit.“ Eine Floskel? Ja. Wie abgenutzt sich diese Erkenntnis schon an­fühlt, sagt viel aus über eine Gesellschaft, der es ausgerechnet da an innovativen Lösungen mangelt, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Nicht zuletzt die Coronakrise verdeutlicht im negativen Sinne eindrucksvoll, wo die Prioritäten liegen: Jedenfalls nicht in den Schulen und auch nicht an den Universitäten, wo sich eine nachwachsende Generation von Schülern und Studierenden auf eine Zukunft vorbereiten soll, die es wirklich in sich hat. Neben fehlenden Luftfiltern und der gestrigen digitalen Ausstattung haben Studierende vor allem auch eins beklagt: zu wenig Geld.

Was die Coronakrise durch wegbrechende Nebenjobs verschärft und grell beleuchtet hat, ist allerdings nicht neu.

Die Zahl der Bafög-Empfänger ist seit Jahren im Sinkflug. Junge Menschen ächzen unter den gleichzeitig steil steigenden Lebenshaltungskosten, die während des Studiums unermüdlich anfallen. Nach Analysen des Portals Immowelt müssen Wohnungssuchende derzeit in 34 deutschen Städten mindestens 20% mehr Miete zahlen als noch 2016. Den steilsten Anstieg der untersuchten Großstädte hat Berlin mit 42% Mietsteigerung – eine Stadt mit allein elf staatlichen Hochschulen.

Auch Frankfurt mit seinen über 72000 Studierenden gehört zu den teuersten Städten in Deutschland. Für viele junge Menschen bedeutet das, sich das gewünschte Studium kaum leisten zu können, auch wenn an staatlichen Hochschulen in Deutschland keine Studiengebühren erhoben werden. Ebenso das wünschenswerte Semester oder Studium im Ausland ist kaum zu machen, wenn Rücklagen oder finanzielle Unterstützung von den Eltern fehlen.

Stressfaktor Geld

Die finanzielle Situation wirkt sich auf den Studienerfolg aus: Junge Menschen studieren nachweislich erfolgreicher, wenn das Geld kein Stressfaktor ist. Klassische Studienkredite stehen allerdings in der Kritik: Feste Tilgungsraten zu Beginn des Berufslebens, die unabhängig von der finanziellen Situation zu leisten sind, wirken auf viele junge Menschen abschreckend. Berichte über die USA, wo enorme Schuldenberge durch Studienkredite eine Blase haben entstehen lassen, die über das Problem des Einzelnen hinausgeht, lässt den klassischen Bankkredit für das Studium auch hierzulande in einem schlechten Licht dastehen.

Fest steht: Ein Studienabschluss in Deutschland ist zu stark eine Frage der finanziellen Ausgangssituation. Bafög und Stipendien gibt es, lösen das Problem aber bei weitem nicht. Bankkredite für Bildung sind eine Möglichkeit, aber aus nachvollziehbaren Gründen keine beliebte.

Solidarische Lösung

Im Jahr 2006 ist die Deutsche Bildung angetreten, um diese Probleme der Studienfinanzierung anders zu lösen, nämlich unternehmerisch und solidarisch. Studienfinanzierung auch als attraktives Investment für sinnbewusste Investoren? Rund 30 Menschen arbeiten heute mitten im Frankfurter Bankenviertel für diese Win-win-Situation zwischen Nachwuchsakademikern und Anlegern. Als Fondsmanager wählt die Deutsche Bildung interessierte Studierende unabhängig von ihrer Herkunft für eine Studienfinanzierung aus, die aus einem Studienfonds ermöglicht wird. Mit dieser Förderung, die auch ein begleitendes Weiterbildungsprogramm für das Studium und den Berufseinstieg um­fasst, erreichen Studierende den ge­wünschten Studienabschluss und beginnen mit der Rückzahlung an den Studienfonds, wenn sie ein definiertes Mindesteinkommen erreicht haben.

Die Rückzahlung erfolgt dabei aber nicht über die befürchteten festen Tilgungsraten, sondern als monatlicher Anteil des Einkommens, das die zukünftige Physikerin oder der Soziologe nach dem Studium tatsächlich erreicht. Sinkt das Einkommen unter die definierte Mindestgrenze, setzt die Rückzahlung aus. Auch Elternzeiten oder weiterführende Studiengänge werden hierbei mit möglichen Rückzahlungspausen berücksichtigt. Die Gelder fließen danach wiederum in nachrückende Generationen von Studierenden.

Viele Deutsche finden es gut

Kosten für das Studium nachgelagert und einkommensabhängig zurückzahlen: Die Idee des umgekehrten Generationenvertrags stößt bei Deutschen sogar dann auf Akzeptanz, wenn es um hypothetische Studiengebühren geht. Das haben im Januar veröffentlichte Zahlen des ifo-Instituts gezeigt, nach denen 60% der Befragten nachgelagerte Studiengebühren gerecht finden, wenn sie gemessen am Einkommen zurückgezahlt werden können. Nach Auffassung der Befragten würde eine nachgelagerte, einkommensabhängige Zahlung weniger Menschen davon abhalten, ein Studium aufzunehmen. Die Deutsche Bildung wendet dieses Modell mit Erfolg auch auf allgemeine Studienkosten an.

Wie sieht das für Investoren aus? Diese können die drei ausstehenden Anleihen des Deutsche Bildung Studienfonds an verschiedenen Börsenplätzen, unter anderem auch Frankfurt, kaufen. Im Dezember wurde die Aufstockung der bis 2027 laufenden Anleihe von bis zu 8 Mill. Euro gestartet. Der Ausgabekurs betrug 105%, was einer Rendite von 3% entspricht. Da die studentischen Kunden für die Studienfinanzierung laufend nachrücken, wird die Aufstockung dieser Anleihe in mehreren Etappen bis zum Dezember dieses Jahres vollzogen. Alternativ können Investoren auch Kommanditanteile erwerben.

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