Wachstumstradition abseits der Börse
70 Jahre Börsen-Zeitung. Ein bemerkenswerter Zeitraum für ein bemerkenswertes Medium. Eine Zeitspanne jedoch auch, in der Hamburg seiner Rolle als eher untergeordneter Börsenplatz treu geblieben ist. Der Wohlstand der Stadt hat einen der relevantesten Investorenmärkte Deutschlands hervorgebracht. Was aber die Anbieterlandschaft am Kapitalmarkt betrifft, so hat unsere Hansestadt eher eine führende Rolle im Beteiligungsmarkt. Im Themenföderalismus Deutschlands in der Nachkriegszeit blieben Hafen und Handel die Konstante am Standort.
Der Beteiligungsfokus überrascht nicht, ist doch die Geschichte Hamburgs seit jeher eher mit privatem Eigenkapital verknüpft. Seit Gründung des Hafens im Jahr 1189 musste sich Hamburg geopolitisch feinfühliger an den Schwingungen von Ernten, Kriegen, gesellschaftlichen Entwicklungen und Konsumtrends ausrichten, als eher regional ausgerichtete Standorte. Diese Internationalität mit all ihren Chancen und Risiken ist bis heute eng verwoben in den unternehmerischen und politischen Rahmen Hamburgs.
„Schmiermittel“ für Handel
Was trägt unser Standort nun aber zum Finanz- und Börsenplatz in Deutschland bei? Der Hafen sicherte nicht nur den Bedarf der Bevölkerung mit Rohstoffen und Lebensmitteln, sondern etablierte durch die Hansezeit Handelsbeziehungen, die bis heute nachwirken. In diesen Jahrhunderten vor Aktien, Zertifikaten und Börsen wurde „Private Equity“ zum Schmiermittel für Handel und bildet bis heute die Grundlage des Wohlstands unserer Stadt. Unwägbare Expeditionen, Handelsrouten, globale Standorte und Warenverkehr wurden privat finanziert. Im Städtebund der Hanse waren fast 200 Städte Nordeuropas im wirtschaftlichen und kulturellen Austausch fast 400 Jahre lang formell und bis heute informell verbunden. Gleiche Beziehungen wurden weltweit gespannt und halten bis heute.
Dabei entstanden viele traditionelle Bankhäuser, die bis heute zum Stadtbild gehören wie Elbe und Alster, unter anderem die als eine der ältesten Privatbanken der Welt geltende Berenberg oder M.M.Warburg. Berenberg war 1865 maßgeblich an der Gründung der heutigen Großbank Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) beteiligt. Max Warburg (1867–1946) initiierte 1922 den Übersee-Club, um private wirtschaftliche Beziehungen und politisches Engagement für internationales Wachstum zu fördern. Banken wie die vergangene Ibero Platina (auch „Kaffeebank“ genannt) stehen als Sinnbild für den lange geltenden spezifischen Bedarf Hamburgs, nämlich den Überseehandel zu erleichtern.
Die „Pfeffersäcke“, wie man die Hamburger Kaufleute liebevoll spöttisch betitelt, waren meist ideologiefrei, solange am Ende ein Handelserfolg heraussprang. So ist der vielleicht überraschendste Kapitalexport der liberalen und toleranten Stadt der 1867 erschienene erste Band von „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie“, Autor ein gewisser Dr. Karl Marx.
Nicht nur der Hafen steht im Fokus, Hamburg hat sich auch als Logistikzentrum und Drehkreuz in Europa etabliert. Die Zollfreiheit wurde mit Bau der heutigen Hafencity als Freihafen in der Speicherstadt unter dem wachsamen Auge Bismarcks geschickt erhalten. Der Bau der Speicherstadt war eines der besten Beispiele für das Engagement von privatem Eigenkapital und langfristiger Ausrichtung. Die liberale Hansestadt würdigte dieses Verhandlungsergebnis später mit dem höchsten Bismarck-Denkmal Deutschlands, das bis heute flussabwärts über den Schiffsverkehr wacht.
Das Hamburg der Neuzeit war dann auch in der Strukturierung von Beteiligungsprodukten ein führender Standort in Deutschland. Von kleinen Venture-Capital-Fonds, privaten Beteiligungsgesellschaften bis hin zu Büros global agierender Large-Cap-Fonds bietet Hamburg die gesamte Bandbreite an Private-Equity-Anbietern auf.
Wir haben nach der Neuregulierung (Alternative Investment Fund Managers Direktive oder auch „AIFMD“ aus dem Jahre 2011) des Marktes im Jahre 2012 den ersten darunter zugelassenen Anbieter für Private-Equity-Anlagen in Hamburg gegründet. Seitdem haben wir einige Hundert Investoren gewonnen, die eine Mindestsumme von 200 000 Euro in unseren Programmen zeichnen. Wir sehen uns damit in der Tradition eines wandlungsfähigen und innovativen Unternehmertums in Hamburg, das das Gespür für das Zukünftige mit der Erfahrung des Vergangenen verbindet.
Damit verorten wir uns bei Astorius mit unseren Programmen absolut in der Tradition Hamburgs als Finanzierer von Wachstum in Europa. Die uns anvertrauten Gelder fördern die Entwicklung von schwedischer Regenkleidung, belgischen Möbelherstellern, spanischen Gewürzproduktionen und deutschen Softwareunternehmen. Die Internationalität unseres Standorts findet sich in den Beteiligungen unserer Anlageprogramme wieder, die wir seit 2012 unseren privaten oder institutionellen Kunden anbieten.
Der einzige Bruch mit der Tradition in unserem Modell ist, dass wir unseren Fokus nicht auf das Wagniskapital im Geiste früherer Expeditionsfinanzierungen legen, sondern auf das Wachstum von etablierten Kleinunternehmen und Mittelständlern. Viele Unternehmen kommen mit einem sehr guten Produkt oder einer Dienstleistung früher oder später an einen Punkt, an dem zusätzliche Kompetenz und externes Eigenkapital konstruktives Wachstum ermöglichen. Obwohl kleine Unternehmen vieles richtig gut machen, sind sie meist operativ nicht bestmöglich strukturiert. Aus dieser „operativen Imperfektion“ machen wir ein Renditepotenzial für Anleger, die sich dann mit uns gemeinsam den Zugang zum europäischen oder amerikanischen Markt für kleinere und mittlere Unternehmen erschließen.
Tradition und Innovation
Ganz im Sinne der Hamburger Kaufleute verbinden auch wir Tradition mit Innovation. Wie es uns vorgelebt wurde, vertrauen auch wir auf ein internationales Netzwerk aus Fonds, Beratern und der Wissenschaft. Dabei umfasst die Zusammenarbeit unter anderem die Datenauswertung von Private-Equity-Ergebnissen von der Handelshochschule Leipzig, die Kooperation mit Family Offices und Banken, den Austausch mit Marktteilnehmern. Unsere kleine „private Hanse“ bildet die Basis für unseren wirtschaftlichen Erfolg.