Transformation

Wirtschaftlichen Erfolg und Nachhaltigkeit verbinden

Der Klimawandel, die Elektromobilität, neue Energien, nachhaltiges Wirtschaften und Recycling – durch die globale, digitale Vernetzung hängt alles miteinander zusammen.

Wirtschaftlichen Erfolg und Nachhaltigkeit verbinden

Die Börsen-Zeitung hat sich vor 70 Jahren zum Ziel gesetzt, dazu beizutragen, das „Börsengeschäft zu beleben und zu fördern“. So stand es am 1. Februar 1952 im Editorial der ersten Ausgabe. Seither berichtet die Redaktion kompetent und tiefgründig über die aktuellen Marktentwicklungen an den deutschen und internationalen Finanzplätzen. Ich gratuliere der Börsen-Zeitung zum 70-jährigen Bestehen und wünsche weiterhin viel Erfolg.

Auch bei Aurubis steuern wir im kommenden Jahr auf ein besonderes Jubiläum zu: Vor dann 25 Jahren, 1998, hieß es an der Frankfurter Börse „Die Kupfer-Aktie kommt!“ – das waren 22,4 Millionen Einzelaktien der damaligen Norddeutschen Affinerie zu einem Ausgabekurs von 25 D-Mark. Der Börsengang war mit mehrfacher Überzeichnung der Aktie ein voller Erfolg und ebnete den Weg für eine starke Weiterentwicklung unseres Unternehmens, das seit 2009 Aurubis heißt. Aus der einstigen Primärkupferhütte in Hamburg ist ein internationaler Multimetall-Produzent mit Expertise in der Verarbeitung komplexer Einsatzmaterialien geworden, führend in Recycling und Nachhaltigkeit.

Um rechtzeitig die entscheidenden Weichen für die weitere erfolgreiche Entwicklung von Aurubis zu stellen, ist es wichtig, mit der richtigen Strategie einen detaillierten Fahrplan für die Zukunft zu haben. Die bisherige Strategie hat natürlich im Grundsatz zu uns und dem spannenden Umfeld, in dem wir aktiv sind, gepasst: aus Rohstoffen verantwortungsvoll Werte schaffen. Schließlich sind wir nicht in einem Markt tätig, der schnell wechselnden Trends folgen muss. Unsere Metalle und Produkte sind die Basis für viele Branchen, von der Automobilindustrie bis zu den erneuerbaren Energien.

Und doch verändert sich unser Umfeld in rasanter Geschwindigkeit, sowohl gesellschaftlich, politisch wie auch technologisch. Der Klimawandel, die Elektromobilität, neue Energien, nachhaltiges Wirtschaften und Recycling – durch die globale, digitale Vernetzung hängt alles miteinander zusammen. Und klar ist auch: Aurubis leistet als Multimetallanbieter für jeden dieser Megatrends einen elementaren Beitrag. Unsere Metalle sind das Fundament für den Fortschritt, die Zukunft wird aus Metallen gemacht. Wir haben uns, im Anschluss an die erfolgreiche Integration der Metallo-Gruppe, darauf fokussiert, den richtigen Weg für die Zukunft des Unternehmens zu definieren, sowie unsere Strategie und den Fahrplan für das laufende Jahrzehnt weiter geschärft.

Eines war von vorneherein klar: Nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln ist bei Aurubis weit mehr als Teil unseres Geschäfts, es ist eine Haltung – und somit sind höchste Standards beim Umweltschutz und der Energieeffizienz eine Grundvoraussetzung für alle Aktivitäten im Konzern. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, deutlich vor 2050 klimaneutral zu produzieren, und bekennen uns zur Science-Based-Targets-Initiative. Alle strategischen Maßnahmen müssen also unsere wissenschaftsbasierten, ambitionierten Ziele zur Senkung von CO2-Emissionen unterstützen.

Das Ergebnis unseres umfangreichen Strategieprozesses bringt diese Vorhaben mit unseren wirtschaftlichen Absichten zusammen und lässt sich folgendermaßen auf den Punkt bringen: „Metals for Progress – Driving Sustainable Growth“. Als nachhaltigstes und effizientes Hüttennetzwerk ermöglichen wir Fortschritt, treiben nachhaltiges Wachstum voran und wachsen selbst nachhaltig.

Unser Kerngeschäft ist die Verarbeitung von metallhaltigen Rohstoffen, Konzentraten wie Recycling-materialien, das wir vor dem Hintergrund des globalen Wettbewerbs sichern und stärken wollen. Ein zen­traler Wachstumstreiber ist für uns Recycling. Steigende Recyclingquoten, geschlossene Materialkreisläufe und die E-Mobilität verstärken in Zukunft das Angebot an komplexen Recyclingmaterialien. Damit einher geht zudem die stark steigende Nachfrage nach emissionsarmen Lieferketten.

Mit unseren strategischen Projekten setzen wir genau an diesen Punkten an, um die Potenziale für Aurubis zu erschließen. In den kommenden Jahren bauen wir skalierbare Recyclingkapazitäten in Europa und Übersee auf, um in modernsten Anlagen komplexe Recyclingmaterialien zu verarbeiten. Und perspektivisch wollen wir unser Angebot auch um die Bereiche Batteriematerialien und -recycling erweitern – dafür bauen wir in Hamburg zurzeit eine Pilotanlage. Mittelfristig ist ein Investitionsvolumen von rund 600 Mill. Euro für die Sicherung und Stärkung des Kerngeschäfts und Wachstumsprojekte geplant.

Erfolgstreiber Nachhaltigkeit

Alle Investitionsmaßnahmen werden vor allem auf ein Schlüsselkriterium geprüft: Nachhaltigkeit. Sie bildet eine zentrale Säule unserer geschärften Strategie und definiert unseren Anspruch, mit jedem neuen Schritt in allen Aspekten nachhaltiger zu wirtschaften.

Unsere Anstrengungen für effektiven Klimaschutz und nachhaltiges Handeln sind sehr konkret: Wir bewerten kontinuierlich neue Maßnahmen, um die Kreislaufwirtschaft weiter zu fördern, alle Metalle und Inhaltsstoffe wiederzuverwerten und dabei auch Emissionen zu reduzieren. Um dies besser zu veranschaulichen, möchte ich einige Beispiele für unseren Standort in Hamburg geben: In unserem Werk haben wir im Oktober 2021 eine innovative Anlage in Betrieb genommen, hinter der ein Investment von 85 Mill. Euro steckt und mit der wir über ein hochmodernes Abluftsystem und Feinstfilter sogenannte diffuse Emissionen aus der Kupferproduktion absaugen und reinigen können, um sie wieder in den Produktionskreislauf zurückzuführen.

Seit 2018 beliefern wir Haushalte in der Hamburger HafenCity mit CO2-freier Industriewärme und bauen diese Kapazitäten nun noch weiter aus – so werden schon jetzt 20 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart, ab 2025 sind es insgesamt sogar bis zu 120000 Tonnen jährlich. Und in unserer Produktion in der Hansestadt testen wir seit dem vergangenen Jahr erfolgreich den Einsatz von grünem Wasserstoff anstelle von Erdgas und bereiten uns darauf vor, unter den richtigen politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen den Energieträger wechseln zu können.

Weitere Aktivitäten gibt es auch an den anderen Standorten, so zum Beispiel die größte unternehmenseigene Fotovoltaikanlage Bulgariens mit einer Leistung von 10 Megawatt in Pirdop. Und mit unserem neuen Standort Aurubis Richmond in Georgia investieren wir 300 Mill. Euro in die erste Sekundärhütte für Multimetall-Recycling in den USA. Ab 2024 soll die hochmoderne Anlage in Betrieb gehen und dann bis 90 000 Tonnen komplexe Recyclingmaterialien verarbeiten – diese metallhaltigen Wertstoffe wären sonst andernorts unter weniger umweltfreundlichen Bedingungen verarbeitet oder gar nicht recycelt worden.

Klare Meilensteine gesetzt

Wir haben mit unserer geschärften Strategie klare Meilensteine gesetzt, um unseren wirtschaftlichen Erfolg auszubauen und gleichzeitig unsere ambitionierten Nachhaltigkeits- und insbesondere Klimaziele zu erreichen. Doch eines ist auch klar: Als energieintensives Unternehmen sind wir auf die richtigen politischen Rahmenbedingungen für einen fairen globalen Wettbewerb angewiesen. In Europa zählen dazu vor allem global wettbewerbsfähige Energiepreise und eine sichere Versorgung mit Energie, insbesondere Strom.

Ich plädiere dafür, in Europa wesentlich stärker über die Ländergrenzen hinweg und mit energiereichen Regionen in einem funktionierenden Verbund zusammenzuarbeiten. Mit Blick auf die Energiewende bin ich davon überzeugt, dass sie technologisch grundsätzlich machbar ist, es jedoch einer enormen gesellschaftlichen Anstrengung bedarf, in so kurzer Zeit die ambitionierten Ziele zu erreichen. Um gemeinsam erfolgreich zu sein, brauchen wir auch auf politischer Ebene eine enge Zusammenarbeit und mutige Förderprogramme, um für große Energie- und Infrastrukturprojekte optimale Voraussetzungen zu schaffen. Insgesamt bleibe ich zuversichtlich, dass alle relevanten Stakeholder in Zukunft noch verstärkter in den Austausch gehen und die Ziele in sehr konkrete Maßnahmen übersetzen.