2020 bringt Gewinnknick
Der genossenschaftliche Finanzverbund richtet sich im Lichte von Corona auf einen deutlichen Ergebnisrückgang 2020 ein, nachdem Wertaufholungen 2019 für einen Gewinnsprung gesorgt haben. Was Dividendenausschüttungen angeht, lässt es der Verband auf eine Konfrontation mit der Aufsicht ankommen.bn Frankfurt – Die genossenschaftliche Finanzgruppe erwartet infolge der Corona-Pandemie einen erheblichen Ergebnisdämpfer im laufenden Jahr, allerdings erneut schwarze Zahlen. Man rechne 2020 mit einem “weiterhin positiven Gewinn vor Steuern”, gehe jedoch von einem deutlichen Ergebnisrückgang gegenüber 2019 aus, erklärte Andreas Martin, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), am Mittwoch bei Präsentation des konsolidierten Jahresabschlusses der Finanzgruppe. Als wesentlichen Treiber dieser Entwicklung machte Martin eine höhere Risikovorsorge im Kreditgeschäft “insbesondere auch durch die prozyklische Wirkung” der Bilanznorm IFRS 9 aus. Infolge starker Kursschwankungen im laufenden Jahr erwartet der Verband zudem ein “spürbar negatives Bewertungsergebnis” bei Wertpapieren. Der Basiseffekt ist dabei ungünstig, haben Aufholungen von Ende 2018 zu verbuchenden Bewertungsabschlägen das Vorsteuerergebnis im vergangenen Jahr doch um knapp ein Drittel in die Höhe getrieben, und dies, obwohl sich die Risikovorsorge knapp versechsfachte (siehe Tabelle).BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann betonte zugleich, mit Blick auf die Risiken seien derzeit “keine schlimmen Szenarien” zu sehen. Momentan hätten die Belastungen nach IFRS 9 noch den Charakter pauschaler Wertberichtigungen. Gegen Ende des laufenden Jahres sowie im kommenden Jahr allerdings dürften die Ausfälle von Krediten zunehmen.Die Stundungen von Forderungen in der Finanzgruppe summieren sich laut Hofmann auf 15,7 Mrd. Euro oder 2,7 % des Kreditvolumens. Per 3. Juli entfielen davon 8,6 Mrd. auf gewerbliche und 7 Mrd. auf private Kredite, was 3,9 % bzw. 1,9 % der ausgereichten Volumina entsprach – für die privaten Banken nannte Andreas Krautscheid, Co-Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, zur Wochenmitte Werte, die ja nach Portfolio- und Kundenstruktur einer Bank zwischen 1 und 2 % sowie 5 bis 6 % des jeweiligen Bestandes liegen. Der BVR betrachtet Stundungen Hofmann zufolge positiv, bedeute dies doch, “dass sich unsere Institute mit den Kreditnehmern auseinandergesetzt” und genau überlegt hätten, wem sie Stundungen gewährten. Kritik an der AufsichtAngesichts der finanziellen Stärke, die sich der Verbund attestiert, will er seine Mitglieder “ab Herbst 2020 am guten Ergebnis 2019” beteiligen, wie Hofmann erklärte. Damit begibt sich der Verbund potenziell auf Konfrontationskurs zur europäischen Bankenaufsicht, die ihren Appell zum Dividendenverzicht in der Krise zunächst bis Oktober befristet, sich die Option einer Verlängerung aber ausdrücklich offengehalten hat. Der Europäische Systemrisikorat hat den Aufsehern bereits geraten, bis Jahresende keine Ausschüttungen zu genehmigen.Man habe der Aufsicht gegenüber “unsere Erwartungshaltung kommuniziert, die Dividende für das Geschäftsjahr 2019 ab Oktober 2020 auszahlen zu dürfen”, sagte Hofmann, dessen Angaben zufolge im konsolidierten Jahresabschluss 403 Mill. Euro für Dividenden abgegrenzt sind. Aus Sicht des BVR “sollte die Aufsicht bei solchen Vorgaben differenziert nach der finanziellen Verfassung jeder einzelnen Bank vorgehen, anstatt pauschal allen Banken de facto zu verbieten, Dividenden auszuschütten oder eigene Aktien zurückzukaufen”.