Aareal-Bank-CEO spielt US-Krise bei Büroimmobilien herunter
Aareal-Bank-CEO spielt US-Krise bei Büroimmobilien herunter
Jochen Klösges sieht keine flächendeckende Immobilienkrise – “Einzelfälle können zu unerwarteter Risikovorsorge führen”
phh Frankfurt
Der Wiesbadener Immobilienfinanzierer Aareal Bank sei gut ins Jahr gestartet, aber die Rahmenbedingungen blieben schwer. Das sagte CEO Jochen Klösges am Dienstagabend in Frankfurt vor Journalisten. Der Bankchef betonte, dass er keine flächendeckende Krise am Immobilienmarkt sehe. Man wisse, dass das Immobiliengeschäft zyklisch sei, aber könne damit umgehen.
Nach dem Coronaschock habe sich die Lage bei Logistik- und Hotelimmobilien sowie bei Shopping-Centern wieder normalisiert. Derzeit gebe es keine einzige notleidende Hotelimmobilie im Portfolio der Aareal Bank.
Größere Sorgen dürfte weiterhin der Büroimmobilienmarkt in den USA machen, wo Unternehmen nach der Pandemie weiterhin damit kämpfen, die Belegschaft aus dem Homeoffice zurück ins Büro zu holen. Im ersten Quartal entfielen 19% des Neugeschäfts der Aareal Bank auf Büroimmobilien, womit das Segment die Nummer 3 nach dem Einzelhandel und der Hotellerie war. Das Exposure der Wiesbadener Bank, die 90% ihres Geschäfts außerhalb von Deutschland macht, in US-Büros beläuft sich auf rund 3,9 Mrd. Euro.
Herausforderung bei US-Büroimmobilien
Klösges beschrieb die Lage am Markt für US-Büroimmobilien als herausfordernd. Die Probleme in diesem Geschäft seien der Bank aber seit vergangenem Sommer bekannt. Der Bankchef forderte zudem eine differenzierte Betrachtung des Marktes und betonte, dass es in den USA eine sehr unterschiedliche Qualität von Bürolagen gebe. 90% des eigenen Portfolios in den USA würden in A-Lagen liegen. Zudem verwende man sehr konservative Beleihungswerte. Größere Probleme dürften eher US-Regionalbanken bekommen, die Büros in schlechteren Lagen lokal finanziert haben.
Jochen Klösges, Aareal BankEinzelfälle können bei uns zu unerwarteter Risikovorsorge führen.
“Einzelfälle können bei uns zu unerwarteter Risikovorsorge führen”, sagte Klösges. Die selbst gesteckten Ziele für das Jahr sieht der Aareal-Bank-Chef dadurch aber nicht gefährdet. Beim Ergebnis vor Steuern peilt die Bank dieses Jahr 240 bis 280 Mill. Euro an, wobei bereits zwei Sonderbelastungen eingeplant seien, die zusammen rund 100 Mill. Euro ausmachen würden, so Klösges. Das sind zum einen Investitionen in die IT-Tochter Aareon und der Abbau des Portfolios mit notleidenden Krediten (Non-Performing Loans, NPLs) so dass die NPL-Quote nachhaltig auf unter 3% sinkt.
Private Equity fast am Ziel
Diese Strategie habe die Aareal Bank unabhängig von einem Investor umgesetzt, betonte Klösges. Nachdem die Finanzaufsicht BaFin im Mai grünes Licht gab, darf nun ein Bieterkonsortium bestehend aus den Finanzinvestoren Advent und Centerbridge sowie dem kanadischem Pensionsfonds CPPIB die Bank übernehmen. Auch die aktivistischen Investoren Teleios und Petrus sind an dem Deal beteiligt, ihre Anteile verfügen jedoch über kein Stimmrecht. Ein erstes Übernahmeangebot über 29 Euro war gescheitert, weshalb das Bieterkonsortium es auf Druck der Aktivisten schließlich auf 33 Euro erhöhte.
Aktivisten hatten zuvor die Abspaltung der IT-Tochter Aareon gefordert. Klösges wiederholte, dass es mit Blick auf die Aareon keine Denkverbote gebe, aber auch noch keine Entscheidung. Auch zu einem möglichen Squeeze-out der verbliebenen Aktionäre im Streubesitz, um die Aareal Bank anschließend von der Börse zu nehmen, hätten die Investoren noch keine Entscheidung getroffen.
Das ist aber ohnehin Zukunftsmusik. Nach den “sehr ereignisreichen ersten eineinhalb Jahren” freut sich Klösges jetzt erst mal auf die Umsetzung der Strategie.