Aareal Bank schreibt schwarz

Positiver Steuereffekt - Wiesbadener nutzen erstmals EZB-Programm zur längerfristigen Finanzierung

Aareal Bank schreibt schwarz

Der pandemiebedingte Lockdown ist an der Wiesbadener Aareal Bank mit ihrem großen Hotelportfolio nicht spurlos vorbeigegangen. Dank einer bemerkenswert robusten Kreditqualität und dank Verlustvorträgen konnte sich das Institut jedoch in der Gewinnzone halten und rechnet auch im Gesamtjahr mit Gewinn.lee Frankfurt – Trotz hoher Belastungen aus der Covid-19-Krise hat sich die Wiesbadener Aareal Bank auch im zweiten Quartal in der Gewinnzone halten können. Wie der international tätige Immobilienfinanzierer am Donnerstag mitteilte, brach das im Sommerquartal erwirtschaftete Betriebsergebnis im Konzern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 97 % auf 2 Mill. Euro ein.Wie Vorstandschef Hermann Merkens in einer Telefonkonferenz mit Journalisten erläuterte, verbesserte der einmalige Effekt aus der Aktivierung von bislang nicht genutzten Verlustvorträgen das Konzernergebnis um 7 Mill. auf 9 Mill. Euro.Wegen des hohen Anteils von Hotelimmobilien im Portfolio sowie eines starken Exposures in Italien galt die Aareal Bank beim Ausbruch der Pandemie in Europa als potenziell besonders schwer von der Coronakrise belastetes Institut. Insofern überrascht es nicht, dass die Risikovorsorge sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelte.Mit 48 Mill. Euro ist sie im historischen Vergleich gleichwohl bemerkenswert niedrig. Wie Merkens unterstrich, enthält dieser Posten zudem keine neuen Kreditausfälle. Es handele sich vielmehr um die Folgen vorsorglicher Bewertungsanpassungen von Krediten sowie den zugrundeliegenden Immobilien vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie sowie um Aufwendungen für den Abbau von Risiken in Italien. Ende Juli hatte die Aareal Bank mitgeteilt, dass sie notleidende Kredite (NPL) mit einem aktuellen Buchwert von rund 140 Mill. Euro an ungenannte Investoren verkauft.”Wir kommen bisher vergleichsweise gut durch die Krise, weil wir aus einer Position der Stärke hineingegangen sind”, unterstrich Merkens. Das Institut arbeite gemeinsam mit seinen Kunden daran, die wirtschaftlichen Folgen der Krise zu begrenzen. So würden etwa die pandemiebedingten Risiken des 8,7 Mrd. schweren Hotelportfolios aktiv gemanagt. Nach zehn wachstumsstarken Jahren in Folge hätten die Kunden in diesem Segment hohe finanzielle Reserven gebildet, aus denen sie nun hohe Liquiditätszuschüsse getätigt hätten.Viele Hotelbetreiber nutzten demnach die staatlich verordnete Schließung von Hotels während des Lockdowns für Renovierungsarbeiten. Diese wertsteigernden Maßnahmen wären Merkens zufolge im laufenden Betrieb deutlich schwieriger umzusetzen gewesen.Auch wenn die unmittelbaren Folgen der Coronakrise auf das Hotelsegment offensichtlich waren, zeigte sich Merkens zufrieden mit der Qualität und der Diversifikation des Portfolios. Seit Jahresbeginn hätten sich die Forderungen in dem Segment auf 178 Mill. Euro summiert (152 Mill. Euro per Ende Juli). Mit einer NPL-Quote von rund 1,8 % steht das Segment im Konzern sogar überdurchschnittlich gut da, insgesamt sank die Quote den Angaben zufolge auf 3,7 % (siehe Grafik). Günstige RefinanzierungAußer von den staatlichen Hilfsprogrammen, die es ihren Kunden erlaubten, den Kopf über Wasser zu halten, profitierte das Institut auch von der Europäischen Zentralbank (EZB). So habe die Aareal Bank sich erstmals an einem längerfristigen Refinanzierungsprogramm (TLTRO) der Notenbank beteiligt. Nach Angaben von Finanzvorstand Marc Heß nutzte das Institut die “sehr günstige” Refinanzierungsalternative, um sich für drei Jahre mit mehr als 4 Mrd. Euro einzudecken. Zusätzlich beinhaltet das Programm die Option auf einen Bonus von 50 Basispunkten für ein Jahr, falls die Höhe des relevanten Kreditportfolios zunimmt oder konstant bleibt. Ab der zweiten Jahreshälfte erwartet Heß daraus einen positiven Effekt von insgesamt bis zu 20 Mill. Euro, von denen ein Teil jedoch an die Kreditnehmer weitergereicht werden müsse.Unter der Basisannahme, dass einem ausgeprägten konjunkturellen Einbruch eine langsame Erholung folge, bekräftigte die Aareal Bank die Jahresprognose eines deutlich positiven Betriebsergebnisses im mittleren bis oberen zweistelligen Millionenbereich.