Aareal Bank sieht sich für Coronakrise gut gerüstet
sto Frankfurt – Trotz einer sprunghaft gestiegenen Risikovorsorge fühlt sich die Aareal Bank für den weiteren Verlauf der Coronakrise gut gerüstet. Wie der Wiesbadener Immobilienfinanzierer am Dienstag mitteilte, hat sich im Startquartal 2020 das Konzernergebnis auf 7 Mill. Euro verringert nach 40 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Dafür sorgte vorrangig eine auf 58 Mill. Euro hochgeschnellte Risikovorsorge – fast zwölfmal so viel wie zuvor. “Im Vergleich zur Finanzkrise stehen wir in der Coronakrise wesentlich besser da, die durchschnittlichen Beleihungsausläufe sind mit 57 % auf einem historisch niedrigen Niveau, die Loan-to-Value-Quote lag 2007/8 im Schnitt bei 70 %”, hob Vorstandsvorsitzender Hermann Merkens in einer Telefonkonferenz hervor.Die Kennziffer Loan-to-Value (LTV) gibt das Verhältnis des Kreditbetrags zum Wert einer Immobilie an. Diese Risikoeinschätzung ist bei Krediten ein wichtiger Maßstab für Banken. Neben dem somit im Vergleich zur Finanzkrise geringeren Gesamtrisiko im gewerblichen Immobilienportfolio sieht Merkens seine Bank auch insgesamt in einer guten Ausgangsposition zur Bewältigung der Coronakrise: Eine “sehr starke Kapitalbasis” gebe der Aareal Bank einen “erheblichen Spielraum, um auch in den kommenden Quartalen mögliche negative Entwicklungen abzufedern”. Die harte Kernkapitalquote (CET 1) lag per 31. März 2020 unter Berücksichtigung der vorläufig nicht ausgeschütteten Dividende für 2019 bei 20,2 %. Die EZB als europäische Bankenaufsicht hatte die Institute wegen der Coronakrise aufgefordert, auf Ausschüttungen zu verzichten. Diesem Druck hatte sich schlussendlich auch die Aareal Bank zähneknirschend gebeugt. Die seitens der Aufsicht geforderte Kapitalquote im Rahmen des SREP liegt für die Wiesbadener übrigens bei 9,26 % – und sogar nur bei 8,28 % inklusive der jüngsten Entlastungen. Die Vorgaben von Basel IV vorweggenommen, belief sich die harte Kernkapitalquote zuletzt auf 16,3 %.Auch die Refinanzierungs- und Liquiditätsposition bezeichnete Merkens als “sehr solide”. Größere Kapitalmarkttransaktionen seien im ersten Quartal nicht notwendig gewesen, es wurden nur 0,2 Mrd. Euro über Senior-Unsecured-Emissionen platziert. Unter anderem hat die Aareal Bank durch Mietkautionen eine stabile Refinanzierungsquelle. Aus zwei mach dreiAnfang des Jahres hatte sich die Aareal Bank eine neue Struktur verpasst und hat nun drei statt wie zuvor zwei Geschäftsfelder: die strukturierte Immobilienfinanzierung, das Bankgeschäft mit der Wohnungswirtschaft und die IT-Tochter Aareon. Aktivistische Investoren hatten auf die Abspaltung der Tochter gedrungen, was die Wiesbadener mit einer Suche nach einem strategischen Partner für die Tochter gekontert hatten. Hier konnte Merkens keine Fortschritte verkünden. “Wir sind für weiteres Wachstum bei Aareon nicht angewiesen auf einen Partner”, sagte er.Die Geschäfte der IT-Tochter liefen gut. Die Umsatzerlöse stiegen binnen Jahresfrist um 5 Mill. auf 64 Mill. Euro. Aareon war auch verantwortlich für den Anstieg des Provisionsüberschusses der Bank von 53 Mill. auf 57 Mill. Euro. Nun hofft das Management der Aareal Bank, bei der IT-Tochter von einem weiteren Digitalisierungsschub durch die Coronakrise zu profitieren.Gut verlief das Neugeschäft im Kerngeschäft Immobilienfinanzierungen. Es lag mit 1,3 Mrd. Euro deutlich höher als im Vorjahr mit 812 Mill. Euro. Die Margen lagen mit 200 Basispunkten über den Erwartungen. Das Portfolio erreichte mit 26,1 Mrd. Euro das untere Ende des Zielkorridors von 26 Mrd. bis 28 Mrd. Euro. Der Zinsüberschuss litt unter dem Portfolioabbau und ging von 135 Mill. auf 123 Mill. Euro zurück. Der sprunghafte Anstieg der Risikovorsorge von 5 Mill. auf 58 Mill. Euro ist mit 50 Mill. Euro auf die Coronakrise zurückzuführen und hierbei insbesondere auf einen Kunden in den USA (33 Mill. Euro), bei dem eine Kreditrestrukturierung wegen Corona platzte. Bankchef Hermann Merkens stellte für 2020 ein deutlich positives Betriebsergebnis in Aussicht nach 248 Mill. Euro 2019. Die im MDax notierte Aktie legte zeitweise um 4 % zu und schloss mit 14,64 Euro 0,1% fester. Die Titel haben seit der Krise mehr als die Hälfte ihres Kurswerts verloren, die Marktkapitalisierung liegt unter 900 Mill. Euro.