ABN Amro lässt Nordea abblitzen
Von Björn Godenrath, FrankfurtDas Thema Konsolidierung der europäischen Bankenindustrie ist angesichts der Niedrigzinslasten sowie drohender Schieflagen bei der Kapitalisierung einzelner Institute ganz prominent auf die Agenda gerückt. Es gibt keine Konferenz, auf der nicht das Für und Wider von Zusammenschlüssen diskutiert wird, und alle fragen sich: Wer zuckt zuerst?Dass ausgerechnet eine unerwünschte Offerte den Auftakt macht für den M & A-Reigen, das hatte wohl niemand auf der Rechnung. Denn wie nun bekannt wurde, hatte die schwedische Großbank Nordea ihre Fühler nach der niederländischen ABN Amro ausgestreckt, sich aber eine Abfuhr beim staatlichen Mehrheitseigner abgeholt. Im Juni war Nordea-Chairman Björn Wahlroos an das vom ehemaligen Finanzminister Gerrit Zalm geführte ABN-Amro-Management herangetreten, im September wurde die Offerte dann vom Eignervehikel NLFI zurückgewiesen. Die Privatisierung von ABN Amro war im vergangenen Jahr mit dem Float von 23 % der Anteile eingeleitet worden, der Marktwert beträgt rund 18 Mrd. Euro.Was die rund 40 Mrd. Euro schwere Nordea vorhatte, war ein sogenannter Reverse Takeover – sprich per Aktientausch letztlich in die ABN-Amro-Hülle zu schlüpfen, um dann in den Niederlanden beheimatet zu sein. Nordea-Lenker Wahlroos wird nachgesagt, damit habe er das Institut aus der Zuständigkeit skandinavischer Aufseher heraustragen wollen. Die nordischen Banken sind in der Regel besser kapitalisiert als ihre kontinentaleuropäischen Peers, womit sie im Falle einer Branchenkonsolidierung grundsätzlich als aufnehmende Institute fungieren könnten, sofern es nicht um Megadeals geht.Ob das zumindest teilweise regulatorisch motivierte Agieren der Nordea Schule macht, darf jedoch bezweifelt werden. Die Schweden hatten in den neunziger Jahren eine Reihe kleinerer skandinavischer Institute aufgekauft und haben heute den finnischen Versicherer Sampo als größten Aktionär (21 %). Dem wiederum steht Wahlroos als Chairman vor, und er ist dort zugleich maßgeblicher Aktionär – eine Doppelrolle, die ihm kontrollierenden Einfluss zukommen lässt. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, dass die niederländische Regierung die in höchster Not gerettete und als reine Privatkundenbank nun florierende ABM Amro nicht in patriarchalische Strukturen geben will.Insofern dürfte das Bankenmerger grundsätzlich erschwerende “Too big to fail” bei dieser Offerte keine Rolle gespielt haben – dieser Markttest steht noch aus. So sind die Kataris über die Herrscherfamilie al-Thani bei Deutscher Bank und Barclays größte Aktionäre und über ihren Staatsfonds auch bei Credit Suisse maßgeblich engagiert.