ABN Amro wartet auf grünes Licht für IPO

Private-Banking-Vorstand verspricht strategische Konstanz - Kostenquote im internationalen Private Banking soll sinken

ABN Amro wartet auf grünes Licht für IPO

Mit Konstanz in ihrer Strategie will ABN Amro nach einem Börsengang im kommenden Jahr bei den Investoren punkten. Dabei soll die Kostenquote im Private Banking sukzessive sinken.bn Frankfurt – ABN Amro verspricht strategische Konstanz und mehr Effizienz nach einem Börsengang im kommenden Jahr. “Planen wir für das IPO einen Kurswechsel? Nein. Wir werden uns weiter auf die Geschäftsbereiche, Märkte und Regionen konzentrieren, in denen wir bereits stark sind, und dabei unsere Strategie mehrerer Heimatmärkte und mehrerer Marken beibehalten”, hat Jeroen Rijpkema, bei ABN Amro zuständig für das internationale Private Banking, in Frankfurt vor Journalisten gesagt: “Das ist eine gute Basis, um nachhaltig zu wachsen und unsere Effizienz weiter zu steigern.” Internationaler soll es seinMit den internationalen Private-Banking-Aktivitäten verantwortet Rijpkema nicht den unwichtigsten Geschäftsbereich bei ABN Amro. Schließlich will die Bank den Anteil des internationalen Geschäfts am Konzernertrag, der momentan bei kümmerlichen 17 % liegt, bis 2017 auf 20 % bis 25 % steigern. Ein bedeutender Teil des internationalen Geschäfts entfällt dabei aufs Private Banking, das insgesamt 16 % des operativen Konzerngewinns beisteuert. Im ausländischen Private Banking, das 90 Mrd. der konzernweit 176 Mrd. Euro an verwalteten Mitteln auf die Waage bringt, ist die Tochter Bethmann Bank unter Leitung von Horst Schmidt (Foto) der größte Ertragsbringer.Im Konzern war das Private Banking im zweiten Quartal hinter dem Retail Banking die nach Ergebnis zweitstärkste Sparte, vor dem Commercial sowie vor dem Merchant Banking. Während sich ABN Amro im Rohstoff- und Clearing-Geschäft auch Niederlassungen in Nord- und Südamerika, in Australien sowie Afrika leistet, konzentriert sich das Institut im Private Banking im Wesentlichen auf den Benelux-Raum, Deutschland, Spanien, Frankreich, Hongkong, Singapur und Dubai. Seinen Geschäftsbereich hat Rijpkema dabei zuletzt mit dem Kauf des in Deutschland gebuchten Private-Banking-Geschäfts der Credit Suisse durch die Bethmann Bank stärker internationalisiert. Arbeiten an der EffizienzAn der Effizienz aber will er noch arbeiten. So soll die Kosten-Ertrags-Quote im internationalen Private Banking von momentan 76 % im Laufe der Zeit auf unter 70 % sinken. Investitionen wie derzeit in die Integration der Credit-Suisse-Aktivitäten könnten die Kennzahl dabei vorübergehend verzerren, schränkt er ein. Rijpkema macht auch deutlich, dass sich ABN Amro auf hohe IT-Investitionen einstellt. Derzeit fließt jährlich ein zweistelliger Millionenbetrag in die IT, und in den kommenden Jahren soll er jeweils prozentual zweistellig wachsen. Das konzernweite Ziel einer Eigenkapitalrendite von 10 bis 14 % will er wenn möglich übererfüllen, wie er sagt. IPO für 2015 angestrebtAn den Aktienmarkt wird die in der Krise verstaatlichte Bank frühestens im kommenden Jahr zurückkehren – ursprünglich war dies bereits für 2011 angepeilt. Zunächst werde nun das Ergebnis des EZB-Bilanztests abgewartet, erklärt Rijpkema. Dann befänden Board und Aufsichtsrat darüber, ob die Zeit gekommen sei, einen Börsengang vorzuschlagen, und dann werde der Finanzminister der Niederlande eine Entscheidung treffen. Dies werde frühestens zum Jahresende geschehen: “Auf Wunsch des niederländischen Finanzministeriums arbeiten wir auf eine Situation hin, in welcher die Bank für jede Art Entscheidung gewappnet ist. Aber letztlich entscheidet der Aktionär”, sagt Rijpkema. Für die Bank ist eine Reprivatisierung das Szenario erster Wahl. Konsorten für ein IPO sind noch nicht mandatiert.In Deutschland rangiert die Bethmann Bank unterdessen nach Übernahme der Aktivitäten von Credit Suisse, die im Dezember 2013 angekündigt und im vergangenen Monat abgeschlossen worden ist, McKinsey zufolge mit nunmehr 34 Mrd. Euro an verwalteten Mitteln an dritter Stelle hinter Deutscher Bank und Commerzbank (siehe Grafik). Mit 9 Mrd. Euro sind im Zuge der Übernahme dabei mehr als drei Viertel der von Credit Suisse verwalteten Mittel bei Bethmann geblieben, wie berichtet wird. “Gewöhnlicherweise erwartet man in solchen Transaktionen einen Verlust von 30 %”, sagt Horst Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Bethmann Bank. Der Verbleib des Volumens sei keineswegs selbstverständlich, betont Rijpkema. Da das deutsche Wettbewerbsrecht es verboten habe, Kontakt zu den Kunden und Mitarbeitern der Credit Suisse aufzunehmen, solange sie bei der schweizerischen Bank waren, “konnten wir den Zusammenschluss achteinhalb Monate lang nur aus der Distanz vorbereiten”. Daher sei unklar gewesen, wie Kunden und Mitarbeiter reagieren würden. Dem Transfer ihres Vermögens zur Bethmann Bank hätten viele Kunden der Credit Suisse zudem explizit zustimmen müssen: “Die große Mehrheit war dafür.””Unsicherheit und Angst der Mitarbeiter”, nennt Bethmann-Chef Horst Schmidt auf die Frage nach den größten Risiken im Zuge der nun anstehenden Integration. Jeder Wechsel bringe Unsicherheit mit sich: “Emotionen der Mitarbeiter übertragen sich in die Wahrnehmung der Kunden. Wenn wir unsere Mitarbeiter gut motivieren, nehmen diese auch die Kunden mit. Wenn die Mitarbeiter aber verunsichert oder passiv sind, dann überträgt sich das ebenfalls.” An zweiter Stelle nennt Schmidt das Risiko der IT-Komplexität, an dritter Stelle Mittelabflüsse: “Aber damit muss man rechnen, es gehört in einem gewissen Maße zu jeder Transaktion”, sagt er.Rijpkema dagegen will über Risiken gar nicht so detailliert sprechen und lobt lieber die Bethmann Bank für ihre Bemühungen, die 165 von Credit Suisse übernommenen Mitarbeiter willkommen zu heißen. Jeder von ihnen habe schon am ersten Arbeitstag nicht nur einen eigenen Computer-Zugangscode erhalten, sondern auch eine Mobiltelefon-App mit dem hauseigenen E-Mail-System und etwa eine Kaffeetasse mit eigenem Namenszug: “Wir haben Grund, optimistisch zu sein.”