Abrdn versüßt schwaches Ergebnis mit Aktienrückkauf
Abrdn verdoppelt Aktienrückkauf
Nettoabflüsse höher – Bereinigtes operatives Ergebnis schwächer als am Markt erwartet
hip London
Der schottische Vermögensverwalter Abrdn hat das Volumen seines im Juni angekündigten Aktienrückkaufs nach schwachen Halbjahreszahlen auf 300 Mill. Pfund verdoppelt. CEO Stephen Bird verwies auf das “raue Makroumfeld” und machte wenig Hoffnung für den restlichen Jahresverlauf. “Wenn 2022 eines der härtesten Anlagejahre seit Menschengedenken war, stellt sich 2023 als ebenso schwierig heraus. Das geopolitische Risiko ist zurück, die Inflation ist zurück, das Kreditrisiko ist zurück.”
Verwaltetes Vermögen schrumpft
Wie die aus der Fusion von Standard Life und Aberdeen Asset Management hervorgegangene Gesellschaft mitteilte, beliefen sich die Nettoabflüsse auf 5,2 Mrd. Pfund. Analysten hatten lediglich 2,6 Mrd. Pfund angesetzt. Das verwaltete Vermögen schrumpfte auf 496 (i.V. 500) Mrd. Pfund. Das bereinigte operative Ergebnis stieg zwar auf 127 (115) Mill. Pfund. Doch die Markterwartungen hatten bei 133 Mill. Pfund gelegen. Der UBS-Analyst Michael Werner sprach von einem “gemischten Ergebnis”.
“Financial Engineering”
Der bereits angelaufene Aktienrückkauf, den J.P. Morgan für den Assetmanager durchführt, sorgte dafür, dass das verwässerte Ergebnis je Aktie auf 6,2 (3,7) Pence nach oben schoss. Doch “Financial Engineering ist keine Strategie”, überschrieben die Analysten Rae Maile und Ross Luckman von Panmure Gordon ihre Einschätzung der Geschäftszahlen. Trotz wesentlich höherer Zinseinnahmen sei der Umsatz aus anderen Quellen niedriger und die Kosten höher als erwartet ausgefallen. Der Turnaround des Geschäfts dauere länger als erwartet und sei weniger offenkundig, als er es nach drei Jahren sein müsste. Das lasse sich durch einen Aktienrückkauf nur eingeschränkt kompensieren.
Der ehemalige Citigroup-Manager Bird war vor drei Jahren zu Abrdn gekommen und ist seitdem dabei, die Gruppe zu restrukturieren. Bis die Transformation abgeschlossen sei, gebe es noch einiges zu tun, sagte er. Er war bei der US-Großbank zuletzt CEO des Global Consumer Banking und wurde als Nachfolger von Mike Corbat an der Spitze des Instituts gehandelt, wurde aber von Jane Fraser ausgestochen.
Stabile Zwischendividende
Die Retail-Handelsplattform Interactive Investor, die Abrdn für 1,5 Mrd. Pfund dem Finanzinvestor J.C. Flowers abgenommen hat, verzeichnete Zuflüsse von 1,9 Mrd. Pfund. “Eine gute Performance”, urteilten die Analysten von Panmure Gordon. Die Zwischendividende wurde auf 7,3 Pence je Aktie stabil gehalten.