Gewinn von Goldman Sachs bricht ein
Gewinn von Goldman bricht ein
Dealflaute und Abschreibungen im Consumer Banking drücken Nettoüberschuss
Von Alex Wehnert, New York
Der Nettogewinn von Goldman Sachs ist im zweiten Quartal zum Vorjahr um 58% abgesackt, die Eigenkapitalrendite eingebrochen. Neben der Dealflaute macht das Geldhaus insbesondere Wertminderungen von Immobilieninvestments und Abschreibungen im Privatkundengeschäft für die Schwäche verantwortlich.
Während sich an der Wall Street Optimismus für die Kapitalmarktaktivität ausbreitet, muss die Investmentbank Goldman Sachs ihren Aktionären eines der schwächsten Quartale seit Jahren vermitteln. Der Nettogewinn des New Yorker Geldhauses brach zwischen April und Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 58% auf 1,22 Mrd. Dollar ein. Der verwässerte Gewinn pro Aktie lag mit 3,08 Dollar unter den Erwartungen der Analysten, die dem Datendienstleister Factset zufolge im Schnitt 3,16 Dollar prognostiziert hatten.
Die schärfste Goldman-Rivalin Morgan Stanley musste zwar ebenfalls einen Rückgang des Überschusses hinnehmen, dieser fiel aber weniger stark aus als befürchtet. Die Investment-Banking-Erlöse der Konkurrentin legten sogar geringfügig zu, bei Goldman sackten sie hingegen um 20% auf 1,43 Mrd. Dollar ab.
„Wir operieren in einem Umfeld außergewöhnlich niedriger Kapitalmarktaktivität“, sagte CEO David Solomon während eines Investorencalls. Allerdings sitze die Private-Equity-Branche auf viel investierbarem Kapital. „Die Geschwindigkeit bei den Akquisitionen wird anziehen, wenn sich das allgemeine Marktumfeld aufhellt“, betonte Solomon. Insbesondere die restriktive Geldpolitik lastet auf dem Deal-Enthusiasmus. „In den vergangenen sechs bis acht Wochen hat sich die Stimmung besser angefühlt als im vorherigen Jahresverlauf“, wandte Solomon aber ein.
Die Eigenkapitalrendite von Goldman fiel auf 4%, nachdem sie im ersten Jahresviertel noch bei 11,6% lag. Goldman verweist zur Begründung auf mehrere Sondereffekte, darunter eine 485 Mill. Dollar schwere Wertminderung von Immobilieninvestments und 504 Mill. Dollar an Goodwill-Abschreibungen in Verbindung mit dem Privatkundengeschäft. Das Finanzinstitut startete 2016 einen verlustreichen Ausflug ins Consumer Banking, stutzt die Einheit inzwischen aber zurecht.
In den Privatkunden-Bereich fällt auch die auf Kredite für die Hausumgestaltung spezialisierte Tochter Greensky, die Goldman erst 2022 übernahm. „Greensky birgt hohes Potenzial, das Geschäftsmodell passt aber wohl nicht so gut zu Goldman“, räumte CFO Denis Coleman ein. Die Bank prüft nun Angebote für die Tochter. Laut Coleman ist sowohl ein Verkauf der Plattform als auch eine Veräußerung ihres Kreditportfolios im Gespräch. „Wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, werden wir Greensky auch als zum Verkauf vorgesehen ausweisen“, sagte der Finanzchef. Weitere Abschreibungen auf den Firmenwert stünden nicht bevor.
Teil der Transformation von Goldman Sachs ist auch der Aufbau einer stärkeren Präsenz im Asset- und Wealth Management. Es soll stabilere Erträge liefern als das Investment Banking. Im zweiten Quartal steigerte Goldman die Management- und sonstigen Gebühreneinnahmen in der Vermögensverwaltung um 5% auf einen Rekordwert von 2,35 Mrd. Dollar.